Von sieben kleinen Schwanenküken, die vor drei Wochen in Sulz schlüpften, sind nun nur noch vier übrig. Schuld soll daran unter anderem ein Hund haben. Ludwig Schrägle sucht fieberhaft Zeugen und hat Anzeige gegen den Hundebesitzer erstattet. Könnten die verschwundenen Küken noch leben?
Die Wut und Hilflosigkeit sind Ludwig Schrägle, der sich ehrenamtlich um die Sulzer Schwäne kümmert, immer noch anzuhören: „Ich hoffe die ganze Zeit, dass doch jemand etwas gesehen hat. Das war ja schließlich gegenüber vom Edeka-Markt.“
Schrägle stattet den Schwänen regelmäßig einen Besuch ab, seit die Küken da sind ein- bis zweimal täglich. Am Samstag, 6. Mai, dann der Schock: Am Morgen ging erst bei der Polizei und dann bei Schrägle die Meldung ein, dass zwei Küken auf dem Bitzeweg, etwa 100 Meter nach der Fischerhütte, ohne die Elterntiere gesichtet worden seien. Auch der Verdacht, dass diese verletzt sein könnten, wurde geäußert.
Drei Schwanenküken konnten – glücklicherweise unverletzt – von Mitbürgern eingefangen werden. Nach mehrstündiger Suche am Abend fand Schrägle ein weiteres, fing es mit Hilfe von Peter und Annelore Elsässer mit einem Kescher ein und brachte alle zu den Eltern zurück. Die drei übrigen blieben verschwunden.
Was ist passiert? Warum die Schwanenküken in alle Winde zerstreut waren? Offenbar war ein großer schwarzer Hund durch ein Loch im Zaun in das eigentlich geschützte Gelände, auf dem sich die Schwanenfamilie aufhielt, eingedrungen und hatte die Tiere attackiert, die sich nur aufs Wasser retten konnten, schildert Tierärztin Anne von Stromberg. „Dabei gerieten die Kleinen über das Wehr und waren der Strömung des Neckars hilflos ausgeliefert.“
Den Hund habe er noch nicht zuordnen können. „Im Stadtgebiet herrscht Leinenpflicht“, so Ludwig Schrägle aufgebracht. Er habe einen Strafantrag bei der Polizei gestellt. Auch Anne von Stromberg kritisiert den Hundehalter: „Grundsätzlich ist es ein Unding, dass nicht angeleinte Hunde alleine unterwegs sind oder nicht auf ihre Besitzer hören. Gerade im Mai und Juni sollten Hunde gut unter Kontrolle sein, denn auch Feldhasenbabys oder Kitze sind jetzt gelegt und werden gerne verschreckt oder verletzt.“
Was sind sonst die Gefahren? Er sei so froh gewesen, dass die Küken dank relativ konstanter Temperaturen nach ein bis zwei Wochen „über den Berg“ waren, sagt Schrägle. „Die schwierigste Zeit sind immer die ersten drei bis vier Tage, weil die Küken dann unterschiedlich alt sind und dementsprechend dann auch der Entwicklungsstand unterschiedlich ist, was Größe und Fitness angeht“, erklärt von Stromberg.
Auch seien die Schwaneneltern in den letzten Jahren oft noch unerfahren gewesen und hätten Fehler gemacht wie zu schnelle, größere Schwimm-Ausflüge, bei denen den Kleinen die Kraft ausgegangen oder frisch Geschlüpfte schutzlos im Nest zurückblieben seien. „Aber wir finden, dass sie dazugelernt haben und dieses Jahr viel umsichtiger waren.“
Der Sommer-Lieblingsplatz der Schwäne sei der am unteren Wuhr gewesen – „eine eingezäunte Wiese, die ihnen viel Schutz und Ruhe bietet – normalerweise.“ Und dann das.
Gibt es noch Hoffnung? Die Wahrscheinlichkeit, dass die drei Küken doch noch lebendig gefunden werden, geht gegen null. Selbst wenn die Küken die Strömung oder einen Sturz überlebt hätten, würden sie eine Nacht, in der sie sich nicht bei den Eltern aufwärmen können, nicht schaffen, sagt Schrägle. „Da wird kein Küken mehr auftauchen“, ist er sich sicher. Und auch von Stromberg meint: „Die drei Küken trieben wohl auf dem Neckar einem traurigen Schicksal entgegen. Allein haben sie keine Überlebenschance.“
Vor zwei Jahren habe er schon einmal so eine Erfahrung gemacht, sagt Schrägle. „Da habe ich die Brut durchgebracht, und dann kamen Starkregen und Hochwasser.“ Die Küken seien in die Strömung geraten und gestorben.
Und wie geht es den verbliebenen vier Küken nun? „Die wachsen und gedeihen“, sagt Schrägle. Die Hoffnung darauf, den Hundehalter zur Rechenschaft ziehen zu können, hat er noch nicht aufgegeben. Wer etwas beobachtet hat, soll sich beim Polizeiposten Sulz unter Telefon 07454/9 27 46 melden.