Triathlet Dominik Sowieja Foto: Rittner

Triathlon: Dominik Sowieja wartet bei seinem Ironman-70.3-Comeback in Nizza mit der besten Laufzeit auf

Gut elf Monate nach seinem Unfall hat sich Dominik Sowieja eindrucksvoll zurückgemeldet. Bei der Nizza-Premiere des Ironman 70.3 packte der Hochemminger einmal mehr sein Kämpferherz aus – und wurde belohnt.

Dominik Sowieja haut so schnell nichts um, das sieht man schon auf den ersten Blick. Er ist durchtrainiert, von der Haarspitze bis zum kleinen Zeh. Ein echter Modellathlet – nicht nur körperlich, sondern auch charakterlich. Der 26-Jährige hat Disziplin und Ehrgeiz in jeder Hinsicht. Dass er sich wie am Sonntagabend eine fettige Pizza gönnt, ist deshalb auch die Ausnahme. "Eigentlich mache ich das nur nach Wettkämpfen mit den Kollegen", verrät er und lacht. "Aber ich mache es gerne."

Das Essen hatte er sich am Sonntag jedenfalls redlich verdient. Wenige Stunden zuvor hatte Sowieja ein beinahe märchenhaftes Comeback beim Ironman 70.3 in Nizza gegeben. Das mag pathetisch klingen, doch die Umstände, unter denen Sowieja in den vergangenen Monaten trainiert hat, waren besondere. Noch nicht einmal ein Jahr liegt der schwere Unfall – Sowieja wurde im Oktober 2017 beim Training in den USA von einem Pick-up-Truck angefahren, hatte sich einen Brust- und einen Lendenwirbel gebrochen – zurück, da hat der aus Hochemmingen stammende Triathlet der Konkurrenz und sich selbst bereits bewiesen, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. In kürzester Zeit hat sich der 26-Jährige zurückgekämpft und seinen Leistungsstand untermauert.

Dabei ist sein Rennen in Nizza ganz und gar nicht nach seinem Geschmack angelaufen. Noch in der Dunkelheit – am Sonntagmorgen um 7 Uhr – ging es für die Athleten ins Wasser. "Es hat sich früh eine Lücke zur ersten Gruppe gebildet, die ich nicht zuschwimmen konnte", berichtet er. "Die Orientierung in der Morgendämmerung und der Wellengang haben die Verfolgung schwierig gemacht." Das bekam ein Athlet nach gut 900 Metern ganz besonders zu spüren. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", spielt Sowieja auf das Ergebnis an. "Ein Athlet in unsere kleinen Verfolger-Gruppe bog plötzlich ab. Ich war mir aber sicher, dass weiter hinten noch eine Boje kommen müsste." Ein Teil des Grüppchens habe gestoppt und sich verwundert angeschaut – und sie waren im Recht: Es kam noch eine Boje.

Auch abgesehen von diesem Zwischenfall war Sowieja jedoch nicht zufrieden mit seiner Schwimmzeit. "Normalerweise schwimme ich die 1,9 Kilometer in 25 bis 25:30 Minuten – in Nizza habe ich für gut 2,1 Kilometer mehr als 31 Minuten gebraucht." Ein Platz unter den ersten 30 war die Folge. "Mit Wut im Bauch ging es dann auf die 92 Kilometer lange Radstrecke", lässt der Hochemminger Revue passieren. "Ich hatte aber auch hier nicht die besten Beine. Erst nach gut 25 Kilometern ist das besser geworden." Und dann machte der 26-Jährige Platz für Platz gut, kam als Elfter in die Wechselzone und überholte hier zwei weitere Athleten. "Die Radstrecke war so schön", betont er. "Da habe ich zwischendurch richtig gejuchzt. Ich konnte das genießen – und ich wollte schon immer mal einen Pass auf dem Rad so runterheizen."

Die Laufstrecke – Sowiejas Parade-Disziplin – ließ sich gut an. "Meine Beine fühlten sich zunächst super an", sagt er. Doch zwischen den Kilometern zehn und 16 hatte er mit Schwindel zu kämpfen. Kämpfen ist dabei genau das richtige Stichwort. Wenn Sowieja etwas kann, dann auf die Zähne beißen. "Die Anfeuerung der Teamleiter Jörg Scheiderbauer und Alexandra Rittner sowie die Sichtweite zu den nächsten beiden Pro-Athleten haben mich zusätzlich motiviert", sagt er – und schnappte sich die beiden Konkurrenten. Als Sechster lief der Hochemminger mit der besten Laufzeit (1:15,11 Stunden) der gesamten Konkurrenz über die Ziellinie. "Ich wusste, dass ich gut drauf bin, aber das Ergebnis macht mich wirklich sehr glücklich", sagt Dominik Sowieja. "Es sollte eine Übergangssaison werden. Nächstes Jahr will ich richtig angreifen und mich für die 70.3-Weltmeisterschaft qualifizieren. Das wird schwierig, aber ich will es unbedingt."

Zunächst startet Sowieja jedoch in zwei Wochen beim Ironman 70.3 in portugiesischen Cascais. "Ich bin ziemlich motiviert", sagt er. "Und dieses letzte Resultat stimmt mich sehr zuversichtlich. Ich bin annähernd wieder da, wo ich vor meinem Unfall war."