Hier liefen sie in Darmstadt noch gemeinsam, aber am Ende lagen wieder fünf Sekunden zwischen der Crosslauf-Siegerin Elena Burkard (links) und Anne Gehring (rechts). Foto: Görlitz Foto: Schwarzwälder Bote

Leichtathletik: Elena Burkard absolviert EM-Generalprobe in Darmstadt mit angezogener Handbremse

Elena Burkard zeigte am Sonntag beim wichtigsten Crosslauf in Darmstadt einmal mehr, dass ihr in dieser Disziplin momentan in Deutschland keine Läuferin das Wasser reichen kann.

Nach ihrem ungefährdeten Sieg beim Auftakt zum deutschen Cross-Cup in Huchenfeld vor zwei Wochen, bei dem Burkard nahtlos an die überragende Form der letzten Saison anknüpfte, galt es in Darmstadt, einen Platz unter den Top drei zu belegen, um sich für die Europameisterschaften im niederländischen Tilburg am 9. Dezember zu qualifizieren. Die Woche über stand Burkards Start mit einem grippalen Infekt und Magenverstimmung allerdings noch auf Messers Schneide.

Für die Damen standen in Darmstadt 6,6 Kilometer auf dem Plan. Gegen die Kontrahentinnen hatte sich die Frontläuferin von der LG farbtex Nordschwarzwald dieses Mal eine andere Taktik zurechtgelegt. Burkard bestreitet ihre Rennen normalerweise immer von vorne und schüttelt dann früher oder später ihre Verfolgerinnen ab. Doch wegen der vorherigen Krankheit wollte sie nichts riskieren und lief in Darmstadt zunächst eher zurückhaltend in einer Gruppe mit Caterina Granz und Debbie Schöneborn von der LG Nord Berlin, Miriam Dattke von der LG Regensburg, der WM-Finalistin über 1500 m, Hanna Klein von der SG Schorndorf, der deutschen Marathon-Meisterin Fabienne Amrhein von der MTG Mannheim und Anna Gehring vom ASV Köln.

Die Siebener-Gruppe zerbrach allerdings in der dritten Runde, als die beiden Berlinerinnen den Anschluss verloren. Nach und nach bröckelte die Spitzengruppe, und nach dem kurzen Anstieg in Runde vier fand sich die nach wie vor mit angezogener Handbremse laufende Elena Burkard plötzlich doch wieder alleine in Front. Wie bereits beim ersten Cross in Huchenfeld vor zwei Wochen waren es wieder Amrhein und Gehring, die noch am längsten mithalten konnten.

Auch Anna Gehring konnte am Ende dem Tempo von Burkard nicht mehr ganz folgen, die sich nach 22:06 min den Sieg schnappte, fünf Sekunden vor Anna Gehring. Fabienne Amrhein sorgte mit ihrem dritten Platz zudem für dieselbe Podiumsbesetzung wie bereits in Pforzheim.

Nach vier Runden überraschend vorne

"Ich war mir unter der Woche nicht sicher, ob es einen Sinn macht, überhaupt nach Darmstadt zu fahren, aber in Absprache mit meinem Trainer Jörg Müller entschieden wir, das Rennen defensiv zu laufen und hinten raus zu schauen. Ich war dann allerdings etwas überrascht, dass ich quasi nach vier Runden alleine vorne war, ohne wirklich schon Druck zu machen", so Elena Burkard, für die es nun am 7. Dezember nach Tilburg gehen wird. Für ihren dortigen Start hat sich die letztjährige Überraschungsfünfte einiges vorgenommen. Vor allem hofft sie bei der EM auf schwere Bodenverhältnisse. Der Tilburger Kurs weist einige Sandpassagen auf, zudem liegt der Kurs an einem Gewässer, so dass zumindest die Grundfeuchte schon gegeben ist. "Wenn es vorher noch etwas regnen würde wäre perfekt für mich. Im letzten Jahr in Samorin waren eigentlich gar nicht so meine Bedingungen, da war der Boden steinhart gefroren", so Burkard.

Für Tilburg hat sich die amtierende deutsche Meisterin im Cross ein klares Ziel gesteckt: "Ich will mich auf jeden Fall nicht verschlechtern. Platz fünf ist das Mindeste. Wenn es dann noch richtig tief und matschig ist, und ich meine derzeitige Form abrufen kann, könnte es schon noch das ein oder andere Plätzchen nach vorne gehen", zeigt sich Elena Burkard wie gewohnt leise optimistisch.

Auch Marco Kern hofft auf EM-Nominierung

Neben ihr könnte noch ein weiterer Athlet der LG farbtex Nordschwarzwald auf den Cross-EM-Zug aufspringen, allerdings im Schweizer Nationaltrikot – der Schaffhausener Marco Kern. Auch Kern hatte zum Cross-Einstand einen Sieg in Regensdorf eingefahren. Am Sonntag ging es dann für eine ganze Delegation aus der Schweiz zum entscheidenden Nominierungswettkampf, und dafür hatte sich der Schweizer Verband den Warandeloop-Crosslauf in Tilburg ausgesucht, der als Generalprobe auf der anstehenden EM-Strecke ausgetragen wurde.

Gegen die europäische Spitze zeigte Kern ein beherztes Rennen, wenngleich ihm durch seine vielen Marathon-Kilometer auf dem schweren Geläuf. etwas die Spritzigkeit fehlte Am Ende belegte Kern dennoch als bester Schweizer den 28 Platz.