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Der 15-jährige Calwer Jannis Groth lässt bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin die Bestzeiten purzeln

Es ist Dienstagmorgen, Schauplatz Waldfreibad in Calmbach. Dafür, dass es erst 10 Uhr ist, ist es bereits unglaublich heiß. Die Sonne brutzelt am Himmel, das Wasser schimmert in türkis-blau. Auch Jannis Groth ist gekommen, um das Wetter zu genießen.

Ausnahmsweise nur chillen

Eine Trainingseinheit steht an diesem Tag nicht auf dem Plan des 15-Jährigen – ausnahmsweise. "Nur chillen, Freunde treffen, ein bisschen braun werden", sagt er. So sollte es aussehen, das Leben eines Schülers in den Ferien. Dabei hat er sich eigentlich vorgenommen, noch mehr zu trainieren. Seit er vor etwas mehr als einem Jahr vom Schwimmteam des TSV Wildbad zum VfL Sindelfingen gewechselt war, hat er sein Pensum bereits ordentlich erhöht. Er trainiert aktuell etwa viermal in der Woche in einem Umfang von etwa sieben Stunden. Seine Zeiten sind im vergangenen Jahr nahezu explodiert. "Ich verbessere mich eigentlich fast immer", betont er. Bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften, die vor wenigen Wochen in Berlin stattgefunden haben, hat er über 50 Meter Freistil eine neue persönlich Bestmarke von 24,87 Sekunden aufgestellt, die 100 Meter schwamm er ebenfalls in Rekordzeit in 53,98 Sekunden. Das war mehr als eine Sekunde schneller als seine bisherige Bestzeit von 55,09 Sekunden. Das Finale der jeweils besten acht hat er dennoch in beiden Rennen verpasst, wenn auch knapp. Mit dem Ergebnis ist der 15-Jährige trotzdem zufrieden. Gerade auch, weil es erst seine zweite Teilnahme an den deutschen Meisterschaften waren. "Ich würde schon sagen, dass es mein bisher größter Erfolg war. Gerade auch, weil so eine starke Steigerung nicht häufig vorkommt", sagt er.

Verbesserungspotenzial

Wo er sich nach wie vor noch verbessern kann, hat er bereits festgestellt. "Vor allem im Bereich Start/Wende", betont er. Das sind oft die entscheidenden Phasen des Rennen, in denen viele Zehntelsekunden verloren gehen. "Draufschwimmen kann ich schon ganz gut." Heißt, hinten raus, wenn es Richtung Ziel geht, das Tempo noch anziehen. "Ich müsste aber stärker anfangen. Meinen Beinschlag in der Tauchphase nach dem Start verbessern." Das ist sowohl eine Frage der Kraft als auch der Technik. Dafür schiebt er neben dem Training im Wasser auch Einheiten im Kraftraum.

Ehrgeizige Ziele

Als sie das Hallenbad in Bad Wildbad geschlossen haben und den TSV, wo er mit vier Jahren begonnen hatte zu schwimmen, damit vor eine Zerreisprobe gestellt hatten, da stand Jannis Groth vor der Wahl. "Meine Eltern haben gesagt, wenn ich mit dem Schwimmen aufhöre, dann muss ich die Zeit, in der ich bisher trainiert habe, lernen. Das hat die Entscheidung leicht gemacht", erzählt er. Also wechselte er zum Schwimmteam nach Sindelfingen. Das war im Herbst 2017, etwas mehr als ein halbes Jahr später folgte die erste Teilnahme bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin. In diesem Jahr war er bereits das zweite Mal dabei. Im kommenden Jahr möchte er es dann auch in einen der Finalläufe schaffen. Zudem vielleicht bei mehreren Lagen an den Start gehen. "Um meine Technik zu verbessern, würde ich gerne Schmetterling schwimmen", sagt er. Dazu müsste er sein aktuell schon hohes Trainingspensum nochmals erhöhen. Innerhalb der Leistungsgruppe 1, der er beim VfL Sindelfingen angehört, gibt es noch das Top-Team. Da möchte er hin. Das Problem ist allerdings die Distanz. Die einfache Fahrstrecke von Calw nach Sindelfingen beträgt 35 Kilometer.

Traumberuf Soldat

Mit seinem Fahrrad, mit dem er zum Beispiel von Zuhause in Altburg nach Calmbach gefahren ist, kommt er da nicht weit. "Fahrradfahren ist sowie nichts für mich", sagt er und lacht. "Das mache ich nur, um mich fortzubewegen." In die Fußstapfen des Vaters, dem erfolgreichen Triathleten Axel Maidorn-Groth, wird er zunächst also nicht treten. Zumindest nicht in diesem Punkt. Jannis Groth beendet in diesem Sommer die zehnte Klasse und hat damit die Mittlere Reife in der Tasche. "Ich will mit der Schule aber noch weitermachen", sagt er. Und dann zur Bundeswehr gehen, am liebsten zum Sondereinsatzkommande (SEK) nach Calw. "Da war mein Dad vor etlichen Jahren auch. Ich habe mir dann auch viele Dokus angeschaut und finde es einfach spannend", sagt er. Da hat er zum Schwimmen vor allem eine Parallele festgestellt: "Man muss sich quälen können." In jedem Training. Ohne Fleiß kein Preis. "Man kann nicht einfach aufhören, wenn man erschöpft ist, sondern muss zu Ende schwimmen." Man könne Trainieren bis zum Erbrechen. "Das ist aber noch nie vorgekommen", betont er.