Ließ diesmal die Konkurrenz hinter sich und seiner Freude freien Lauf: Timo Benitz nach dem Zieldurchlauf. Foto: Görlitz Foto: Schwarzwälder Bote

Leichtathletik: Timo Benitz von der LG Farbtex Nordschwarzwald gewinnt 1500 Meter-Rennen bei Hallen-DM in Leipzig

Mit einem guten Gefühl ging Timo Benitz am Sonntag bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in das 1500 Meter-Rennen in Leipzig, mit einem noch besseren Gefühl ging er heraus: Benitz gewann den Endlauf und holte damit den für ihn noch fehlenden Titel.

Das Jahr 2019 war nicht seins. Verletzungen zeichneten seinen Weg, und als dann die Form genau im richtigen Moment zur Deutschen Meisterschaft kam, wurde ihm ein Sturz im Endlauf zum Verhängnis, sodass auch die Titelverteidigung über 1500m bei den Deutschen Meisterschaften dahin war.

Das Jahr 2020 steht aber für Timo Benitz unter einem ganz anderen Stern. Drei starke Rennen im Vorfeld der Hallen-DM, dazu eine bisher tadellose Vorbereitung auf einem konstant hohen Niveau und wieder das Gefühl schmerzfrei zu laufen. Zwar stand Timo Benitz im Vorfeld der Deutschen Hallenmeisterschaften nur auf Platz vier in der aktuellen deutschen Bestenliste, allerdings trennten die Top-Vier nur 63 Hundertstel.

Hohe Qualität

Durch die recht ambitionierten Normen, die zur Teilnahme bei Deutschen Meisterschaften berechtigen, war es daher eine recht überschaubare Meldeliste, die aber von der Qualität her so ziemlich das Beste aufbot, was Deutschland derzeit zu bieten hat. Zwei der Favoriten hatten sich am Samstag dann noch für einen Start über die 3000m entschieden, sodass über 1500m die Vorläufe gestrichen werden konnten.

Der Endlauf am Sonntag bot dann aber alles was ein Meisterschaftsrennen so interessant macht. Das Tempo schlief kurz nach dem Start ein. Der Pulk aller neun Finalisten trabte gemächlich über die ersten vier der siebeneinhalb zu laufenden Hallenrunden. Benitz, der sich des öfteren ganz hinten im Feld einsortierte, hatte diesemal eine andere Taktik gewählt und sortierte sich direkt hinter dem Deutschen Meister über 3000m Hindernis, Karl Bebendorf aus Dresden, und Viktor Kuk von der LG Braunschweig ein. Der Nordschwarzwälder lief taktisch klug nach außen versetzt, um nicht von hinten angerempelt zu werden, wie zuletzt bei den Freiluft-Titelkämpfen, bei denen ihn ein solcher Rempler wohl den Titel gekostet hat.

Kontakt nach vorne

Nach 900 Metern war es am Sonntag aber vorbei mit dem gemütlichen Dauerlauftempo. Außenseiter Viktor Kuk suchte sein Heil in der Flucht und riss direkt eine Lücke zwischen sich und die Favoriten, die sich weiterhin belauerten. Bebendorf, Benitz und der derzeit schnellste Deutsche 1500m-Läufer Marius Probst hielten aber Kontakt nach vorne. Eingangs der letzten Runde hatten die Favoriten Kuk aber gestellt und den Spurt eröffnet. Bebendorf versuchte es von der Spitze, dahinter in Lauerstellung Benitz und Probst.

Auf der Gegengeraden setzte sich Benitz neben Bebendorf, sodass er die Steilkurve außen laufen musste, eigentlich der weitere Weg, aber durch das Gefälle ausgangs der Kurve die idealste Position. Mit dem Schwung der steileren Außenbahn und seinem berühmt berüchtigten Antritt war es letztlich Benitz, der sich in beeindruckender Manier erstmals den in seiner Sammlung noch fehlenden Deutschen Meistertitel unterm Hallendach über 1500m vor Topfavorit Marius Probst sicherte, nachdem er diesen bereits viermal im Freien gewonnen hatte.

Längeren Weg gewählt

"Das Tempo war anfangs sehr verhalten. Da war es einfach nur wichtig die richtige Position zu finden. Ich habe mich für außen und einen längeren Weg entschieden, da das Tempo sehr niedrig war und ich dementsprechend nicht viel mehr Energie gebraucht habe", blickt Benitz auf sein Rennen zurück, und ergänzt: "Als es 600 Meter vor Schluss abging dachte ich zuerst, dass es hart werden könnte. Aber eingangs der letzten Runde hatte ich noch genug Reserven um voll durchzuziehen. Am Ende hatte ich mich für die Variante entschieden auf den letzten Metern meine ganze Energie reinzuhauen, da ich in einem kurzen harten Sprint immer gute Karten habe. Die letzten 50 Meter haben einfach nur Spaß gemacht. Wenn man merkt es kommt keiner mehr, fühlt sich das schon gut an."

Sicher sei er sich gewesen, dass er jeden Angriff kontern könne. Nur mache ihn die Halle immer ein bisschen nervös, "da man hier noch schneller eingebaut werden kann und dann aus dem Feld nicht mehr herauskommt. Das war heute meine einzige Sorge. Als ich etwa 400 Meter vor Schluss gemerkt habe, dass ein Einbauen nicht mehr möglich ist, war ich mit ziemlich sicher, dass es heute klappt und ich meinen ersten Titel in der Halle unter Dach und Fach bringe."

Höhepunkt Crosslauf

Für Benitz und die LG farbtex Nordschwarzwald ist die Winter-Wettkampfphase aber noch nicht zu Ende. Am 7. März steht mit den Deutschen Crosslaufmeisterschaften der eigentliche Höhepunkt für die Nordschwarzwälder an. Mit Benitz’ derzeitiger Form und den Leistungen des restlichen Teams bei den zurückliegenden Baden-Württembergischen Crosslaufmeisterschaften dürften auch in Sindelfingen die gelben Trikots aus dem Nordschwarzwald ganz weit vorne zu finden sein.