Segelfliegen: Freudenstädter Fliegergruppe genießt seine "Höhenflüge"
Mit auflebenden Südwest- und Nordostwinden startet für die Musbacher Segelflieger wieder die Wellenflugsaison. Je nach Windstärke geht es dabei auf große Höhen. Selbst im Hochwinter sind in den Wellensystemen des Schwarzwalds Streckenflüge von mehr als 500 Kilometern möglich. Bis 7600 Meter und mehr wurden im Lee der Hornisgrinde erflogen.
Gute Vorbereitung nötig
Geschenkt bekommen die Segelflieger bei solchen Flügen allerdings nichts. Es bedarf einer guter Vorbereitung – sowohl mental als auch aus meteorologischer und technischer Sicht. Ab 4000 Meter NN müssen die Piloten über Sauerstoff verfügen. Von Vorteil ist ein zweites System für den Notfall, falls in großen Höhen die Sauerstoffanlage versagt. Zusätzlich sollten die Flugzeuge mit einem Transponder ausgestattet sein, um auf dem Radar sichtbar zu sein. Nur so gibt es bei Bedarf von der Flugsicherung in Langen im Wellenfluggebiet Murgtal Freigaben für die ganz große Höhen.
Das Wellenfluggebiet Murgtal wird auf Anfrage der Segelflieger je nach Bedarf und Machbarkeit von Langen aktiviert. Wenn es die Verkehrslage zulässt, haben die Piloten zwischen Freudenstadt der Bacherkreuzung-Offenburg- Nähe Karlsruhe und Pforzheim die Möglichkeit, über die ansonsten maximal möglichen 3000 Meter NN zu steigen. Bei starkem Südwestwind steht die ersten Höhenleiter beim Wittlensweilener Eisenbahnviadukt. Auch das Freudenstädter Krankenhaus ist für die Wellenflieger oft ein Einstiegspunkt, um danach hoch über den Wolken die Freiheit zu genießen. Dabei offenbart sich ein Ausblick bis zu den Alpen und den Vogesen.
Haug steigt als Erster
Als Wellenflugpionier des Herbsts 2019 betätigte sich Martin Haug. Nach dem Studium der Wetterkarten hob er mit seiner DG-400/17m zum Sonnenaufgang in Musbach ab. Erstes Steigen fand er über dem Freudenstädter Krankenhaus, wo er den Motor einfuhr und mehrere hundert Meter im reinen Segelflug erkletterte. "Der Wind war mit bis bei 60 bis 65 km/h stark", berichtet der erfahrene Fluglehrer. Bei Oppenau und über Forbach fand er tragende Systeme. Mit Einzelfreigabe der Flugsicherung und geschaltetem Transponder ging’s dann bis auf 3300 Meter.
Ein erfüllendes Erlebnis hatten am 26. Oktober Michael Buchthal mit seinem Co Reiner Haist. "Da die Segelflugzeuge abgebaut werden sollten, um alles für den Winterbetrieb vorzubereiten, war meine Idee, nochmals einen 1000-Meter-Schlepp mit dem Duo Discus zu machen, um wenigstens eine halbe Stunde beim ruhigen Abgleiten in der Luft zu verbringen", berichtet er. Dann die Überraschung: Trotz nur schwacher Wellenvoraussage vom Wetterdienst fand das Team über Buhlbach eine schwache Hebung. Von der Schwarzwaldhochstraße bis hin zum Kniebis trug eine Steigzone bis rund 2900 Meter. Das Team genoss das Zusammenspiel der Aufwindkräfte. "Das herbstliche Licht-und-Schatten-Spiel am Boden in der Landschaft aus der Ehrenloge am Himmel zu beobachten waren unvergleichlich", sagt der ehemalige Standardklasse-Weltmeister.
Tags darauf setzte Hansjörg Rothfuß mit seine DG 800 B auf den frühen Eigenstart. Über Mitteltal stieg er auf rund 2300 Meter. Danach war das Steigen verloren und der DG-800B-Pilot wollte eigentlich schon wieder in Musbach landen. Ein letzter Versuch erfolgte bei Schönmünzach. Dort fand er als ausgewiesener Wellenexperte den Zug nach oben. Vor der heranziehenden Kaltfront stieg er auf knapp 3000 Meter Höhe. Für noch höhere Sphären fehlte die Freigabe der Flugsicherung. Nun hoffen die Musbacher Piloten auf starke Wellenlagen, bei denen man durchaus bei minus zehn Grad über Stunden unterwegs sein kann.
Feierlichkeiten stehen an
Am heutigen Samstag freuen sich die Musbacher Piloten im Freudenstädter Kurhaus Segelflieger aus Deutschland zum 78. Segelfliegertag begrüßen zu dürfen. Dazu feiert man noch das 90-jährige Bestehen der Fliegergruppe Freudenstadt.