Elena Burkard ließ der Konkurrenz auch nach der Corona-Pause keine Chance.Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder Bote

Leichtathletik: Baiersbronnerin ist nach der Zwangspause über 5000 Meter und 3000 Meter Hindernis die weltweit Schnellste

Den Leichtathleten ist das Training in den letzten Monaten leichter gefallen als vielen anderen Sportlern. Das stellte Elena Burkard mit ihrem starken Saisoneinstieg eindrucksvoll unter Beweis.

Die Welt stand sportlich gesehen nahezu still in den letzten Monaten. Bei den Leichtathleten allerdings zeigte sich der große Vorteil einer Individualsportart – denn laufen geht immer und überall. So hielten sich die Athleten der LG farbtex Nordschwarzwald die letzten Monate erfolgreich fit. Deshalb konnten sie nun in der benachbarten Schweiz bei den ersten Wettkämpfen bereits mit starken Saisoneinstiegen zeigen. Allen voran war – buchstäblich – einmal mehr Elena Burkard.

Bereits am 16. Juni gab die Baiersbronner Ausnahmeathletin ihr Saisondebüt auf der Tartanbahn über 5000 Meter bei einem Abendsportfest im schweizerischen Wetzikon. Bereits auf der ersten der zwölfeinhalb Runden zeigte Burkard ihre Extraklasse. Obwohl ein Rennen allein an der Spitze alles andere als leicht zu laufen ist, hielt Burkard ihr hohes Tempo und lieferte am Ende mit 15.27,57 Minuten nicht nur die zweitbeste Zeit ihrer Karriere ab, sondern lief auch die siebtschnellste Zeit des Jahres weltweit. Noch beeindruckender an der Zeit ist, dass sämtliche schnellere Zeiten in diesem Jahr während der australischen Sommersaison im Februar gelaufen wurden – Burkard ist also die momentan schnellste 5000-Meter-Läuferin weltweit nach der globalen Sportpause.

Mit dabei in Wetzikon waren auch Fabian Müller, Moritz Lindenmayer und Henri Hansert. Die drei Mittelstreckler hatten sich zum Saisoneinstieg für die 1000-Meter-Strecke entschieden. Aufgrund der wenigen Rennen im Moment hatte sich ein elitäres Feld versammelt. Müller und Lindenmayer mussten gleich im ersten von drei Zeitläufen ran, das allerdings weniger hochklassig war als zuvor erwartet. Als es aber auf die letzten 200 Meter ging war es Müller, der mit einem starken Spurt noch auf Rang zwei lief. Mit 2.34,86 Minuten zeigte er sich aber nicht ganz zufrieden.

Moritz Lindenmayer konnte bei Müllers Spurt noch nicht ganz mithalten, seine Zeit von 2.37,47 Minuten kann sich aber dennoch sehen lassen. Deutlich schneller ging es dann im zweiten Zeitlauf zur Sache, in dem Henri Hansert an der Startlinie stand. Zwar musste Hansert am Ende noch vier Schweizer ziehen lassen, aber mit 2.33,81 min liefert Hansert einen richtig starken 1000er ab und gewann zudem das Nordschwarzwald-interne Vereinsduell.

Erneut Gold in Uster

Mit den offen ausgetragenen Schweizer Meisterschaften über 3000 Meter Hindernis und über 10 000 Meter stand am vergangenen Freitag schon das nächste Event in Uster bei Zürich auf der Agenda. Elena Burkard ging hier über die 3000 Meter Hindernis als klare Favoritin ins Rennen. Und erwartungsgemäß legte Burkard erneut ein Tempo vor, dem keine andere Frau im Feld auch nur annähernd folgen konnte.

Wie bereits über die 5000 Meter zeigte die EM-Sechste auch über ihre Paradestrecke mit einem starken Sololauf eine bärenstarke Vorstellung. Zwar hatte sich Burkard eine etwas schneller Zeit erhofft, aber mit ihren 9.53,67 Minuten steht sie derzeit auf Rang drei in der Weltbestenliste, und auch hier mit der weltweit schnellsten Zeit nach der Corona-Pause.

Neben den Meisterschaftsrennen gab es in Uster auch ein Einlageprogramm über 800 Meter. Nach ihren starken Zeiten über die 1000 Meter wollten Hansert und Müller auch diese Gelegenheit nutzen. Vor allem Fabian Müller lief ein mutiges Rennen und passierte die 400-Meter-Halbzeitmarke in schnellen 55,0 Sekunden. Auf der zweiten Streckenhälfte musste Müller dann allerdings seinem Mut etwas Tribut zollen und verlor an Tempo. Henri Hansert hatte sich hingegen etwas weiter hinten im Feld eingeordnet, sodass er mehr Reserven hatte. Hansert fing am Ende seinen Teamkollegen Müller auf der Zielgeraden noch ab und konnte mit Platz 3 und 1.57,28 Minuten einen guten Einstieg über diese Strecke feiern. Müller haderte etwas mit sich selbst und seinen 1.58,39 Minuten. "Die letzten 200 Meter ging nichts mehr, aber ich habs probiert, vorne mitzugehen. Hätte ich es nicht gewagt, hätte ich mich im Nachhinein vielleicht auch geärgert", sagte er unmittelbar nach dem Rennen.

Auch über die 10 000 Meter standen zwei Nordschwarzwälder am Start: Marco Kern und Dominic Müller, die beiden auch für den LC Schaffhausen starten. Beide hatten zum Ziel, über die 25 Stadionrunden möglichst in den Bereich um die magischen 30 Minuten zu laufen. Kern, der erst kürzlich einen Ultralauf über 78 Kilometer absolviert hatte, war noch nicht ganz von diesen Strapazen erholt und lief ein kontrolliertes Rennen. Müller hingegen zeigte im Vorfeld starke Trainingswerte und ging das Rennen mit viel Risiko an.

Kern 16. – Müller 26.

15,06 Minuten zeigte die Uhr für Müller bei Streckenhälfte, was auf eine Zeit knapp über 30 Minuten hindeutete. Allerdings brach Müller auf den zweiten 5000 Metern etwas ein und kam am Ende nach 31.06,70 Minuten als Gesamt-26. ins Ziel. Kerns Renntaktik hingegen ging voll auf – einige Runden vor Schluss überholte er sogar seinen Teamkollegen Müller. Als 16. im Ziel stoppten die Uhren für den Schaffhausener nach 30.49,35 min, der damit sichtlich zufrieden war.

Trainer Jörg Müller zeigte sich mit den bisherigen Leistungen seiner Schützlinge voll und ganz zufrieden: "Durch Corona fehlen uns zwei komplette Trainingslager. Außerdem sind die ersten Rennen immer schwierig. Zeitentechnisch sind wir daher voll im Soll. Die Form wird nun von Rennen zu Rennen besser werden", blickte er optimistisch nach vorne.

Bereits am kommenden Samstag steht in Regensburg ein Wettkampf über 1000 Meter an. Hier wird die LG farbtex Nordschwarzwald – unter anderem mit Elena Burkard – erneut an den Start gehen.