Die 38-jährige Patty Schnyder (links) hat in Gstaad (Schweiz) in der vergangenen Woche erstmals nach sechs Jahren wieder die zweite Runde eines WTA-Turnier erreicht. Gegen die Deutsche Antonia Lottner verlor sie dann aber in drei Sätzen. Nun spielt sie in dieder Woche beim BMW-ahg-Cup in Bildechingen. Foto: Klaunzer Foto: Schwarzwälder-Bote

Tennis: Die frühere Weltranglisten-Siebte Patty Schnyder ist mit Partner und Tochter Kim Ayla in Bildechingen eingetroffen

Von Florian Ganswind

Sie ist der große Name beim diesjährigen BMW-ahg-Cup. Patty Schnyder wird beim internationalen Damen-Tennisturnier in Bildechingen antreten. Gestern reiste sie schon mit ihrer Familie an.

Kim Ayla sitzt auf der Bank zwischen Mama und Papa und isst genüsslich die rote Wurst. Der kleine Wirbelwind ist die zweieinhalbjährige Tochter von Patty Schnyder und ihrem Partner Jan Heino. Es ist ein Familienunternehmen, dass derzeit auf dem Tenniszirkus mitreist. Während die Mutter spielt oder trainiert, kümmert sich der Vater um das Mädchen. Ein langes Spiel der Mutter kann für eine Zweieinhalbjährige ganz schön langweilig werden. "Aber es gibt ja zum Glück noch ein Handy, was gut ablenkt", sagen Schnyder und Heino im Gleichklang und lachen.

Nachwuchs mit dabei – das sorgt für Schlagzeilen in der Sportwelt. Auch schon in der vergangenen Woche. Da spielte die Schweizerin seit längerer Zeit mal wieder ein WTA-Turnier, also die höhere Turnierkategorie mit. Gstaad. In der Heimat. Und keine Schweizer Zeitung kam an Kim Ayla vorbei. Nach dem Sieg in der ersten Runde gegen die Schweizerin Sadikovic, der erste seit sechs Jahren für Patty Schnyder auf der WTA-Tour, lief die Kleine freudestrahlend auf den Platz, um ihrer Mama zu gratulieren. Das sind Bilder, die die Medien lieben. Auch bei Tommy Haas war die kleine Tochter bei den vergangenen Turnieren dabei und produzierte Schlagzeilen.

Seit gut zwei Jahren spielt die 38-jährige Schnyder wieder aktiv Tennis und Turniere. 2011 hatte sie nach einer langen und erfolgreichen Karriere – beste Platzierung Siebte der Weltrangliste – die Lust verloren und ihre Karriere an den Nagel gehängt. Nun ging es für sie vor allem darum, nach der Schwangerschaft wieder fit zu werden. Doch spätestens nach dem Erstrunden-Sieg in Gstaad rückt sie wieder mehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit, die sie so viele Jahre in Beschlag genommen hatte. Was wurde nicht alles über sie geschrieben. Vom früheren Partner und Guru, der ihr Orangensaft-Kuren verordnete. Von ihrer schwierigen Beziehung zu ihren Eltern. Lange her.

Mittlerweile lebt sie seit einigen Jahren mit ihrer Familie in Hannover – wo Partner Jan Heino herkommt – ein ruhiges, abgeschiedenes Leben. Wenn nicht gerade wieder Turniere anstehen. Doch wie klappt das: Profitennis und Mutter sein? "Ich bin nur noch Teilzeitspielerin. Auf was anderes hätte ich auch gar keine Lust mehr. Am Nachmittag möchte ich für Kim Ayla da sein", erzählt die 38-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Dennoch: Die Schweizerin ist mit Ernst bei der Sache. "Wenn ich trainiere und spiele, dann ist der Ehrgeiz da. Dann will ich gewinnen." Was sich verändert hat? "Die Regeneration des Körpers geht nicht mehr so schnell." Das war vielleicht auch das Problem nach dem harten Erstrunden-Match in Gstaad. In der zweiten Runde verlor sie knapp gegen die Deutsche Antonia Lottner.

Der Tenniszirkus. "Eigentlich ist er immer noch so wie früher", sagt sie. "Mittlerweile kenne ich auch schon wieder einige Mädels, mit denen ich mich dann während der Turniere einschlagen kann." Doch eines ist anders geworden. "Die Leistungsdichte ist viel höher als früher. In Gstaad hat die an Nummer eins Gesetzte auch gegen die 140. der Weltrangliste verloren." Deswegen ist es auch für Schnyder schwieriger geworden, in der Weltrangliste schnell höher zu steigen. Als 257. ist sie derzeit geführt, aber durch den Erfolg in Gstaad wird sie ein Stückchen höher rücken. Und das bringt sie auch auf einen guten Weg für die US Open-Qualifikation. Denn das wäre noch einmal ein Traum: ein Masters spielen – und die Familie ist mit dabei.

Doch nun steht erst einmal Bildechingen an. Die familiäre Atmosphäre, für die das Turnier bekannt ist, ist sicher ein Pluspunkt für den Tennisstar. "Das hat jetzt einfach gut gepasst für uns", verrät Partner Jan Heino. "Nach Gstaad konnten wir Pattys Eltern in Basel besuchen und Kim Ayla konnte Oma und Opa sehen. Auf unserer Heimreise liegt Horb auf den Weg." Die Bildechinger freut es: Denn nie zuvor war eine Teilnehmerin mal so hoch in der Weltrangliste wie Patty Schnyder.