Stolz und glücklich zeigten sich Trainer Sven Münster (hinten, von links) und Simon Hengel mit Nelly Schulze (vorne, von links), Dylan Fassiotti und Tian Mössinger. Foto: Hennig Foto: Schwarzwälder Bote

Schwimmen: Freudenstädter Nachwuchs-Schwimmer liefern bei der deutschen Jahrgangsmeisterschaft ab

Es war eine Premiere für Nelly Schulze und Dylan Fassiotti – und es war ein Highlight für den TSV Freudenstadt, das sich künftig öfter wiederholen soll: die Teilnahme an der deutschen Jahrgangsmeisterschaft im Schwimmen.

Um Platzierungen – das hatten sowohl die Schwimmer des TSV Freudenstadt selbst als auch Coach Sven Münster bereits im Vorfeld erklärt – ging es bei den Starts der beiden Nachwuchs-Athleten nicht. Vielmehr wollten sie an ihre guten Zeiten in dieser Saison anknüpfen und wenn möglich die persönlichen Bestleistungen einstellen, wenn nicht sogar unterbieten.

Fassiotti legt Bestzeiten vor

Dylan Fassiotti (Jahrgang 2003), der über 50 (19. Platz/00:25,34 Minuten), 100 (25./00:54,90), 200 (18./02:01,06) und 400 Meter Freistil (15./04:20,10) ins Wasser ging, erlebte in Berlin ein echtes Hoch: Bei all seinen Starts gelang es ihm, neue Bestzeiten aufzustellen – dazu landete er dreimal in den Top 20 seines Jahrgangs. Der Rahmen, das gibt der junge Schwimmer aus Aach zu, war durchaus beeindruckend. "Morgens war mir meistens ein bisschen schlecht", gesteht er, "das hat sich aber gut eine Stunde vor dem Start, als ich mich vorbereiten musste, zum Glück immer gelegt." Aus der Aufregung scheint er positive Energie gezogen zu haben – und das spiegelte sich in seinen Leistungen wider.

Ein Wimpernschlag fehlt

Während Dylan Fassiotti strahlte, war Nelly Schulze (Jahrgang 2005) mit ihrem Auftritt über die 50 Meter Schmetterling (40./00:31,22) nicht ganz zufrieden – obwohl sie das durchaus hätte sein dürfen. Ein Wimpernschlag von drei Zehnteln hatte ihr zur persönlichen Bestzeit gefehlt. "Über die 50 Meter gibt es kein Taktieren", betont sie, "da hängt schon vieles von der Tagesform oder kleinsten Faktoren ab." Einiges, sagt die ehrgeizige junge Schwimmerin, habe eine Rolle spielen können. "Vielleicht hätte ich eine Stunde länger schlafen können", meint sie.

Coach Sven Münster aber versucht ihr die Enttäuschung zu nehmen. "Die beiden haben das super gemacht. Vor allem wenn man bedenkt, dass das ihr erster Auftritt auf so einer großen Bühne war." Gut 1300 Schwimmer waren in Berlin am Start. Über einen Livestream habe man die Wettkämpfe verfolgen können – und über das Handy ging es während die beiden im Wasser waren auch rund. "Viele aus dem Verein haben die Starts der beiden verfolgt", betont Münster, "das ist natürlich toll, dass es solche Möglichkeiten heute gibt."

Sowohl Nelly Schulze als auch Dylan Fassiotti sind nun noch motivierter, weiterzukommen. "Ohne Training kollabiere ich", sagt Schulze mit einem Lächeln im Gesicht. Es habe Spaß gemacht, bei der JDM zu starten und sie würden sich jetzt im Training noch mehr reinhängen, um nächstes Jahr wieder dabei und noch besser zu sein.

Mössinger auf dem Podest

Auch für Tian Mössinger (Jahrgang 2008) vom TSV Freudenstadt stand am Wochenende der Saisonhöhepunkt an: Er war bei der deutschen Jahrgangsmeisterschaft im Mehrkampf in Dortmund am Start, war beim Sindelfinger ISSC über 200 Meter Lagen neue Bestzeit geschwommen und wollte in Dortmund an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen. Genau das sollte ihm auch mit Bravour gelingen: Im Mehrkampf in der Disziplin Kraul landete Tian Mössinger auf Platz drei. Dabei wurden die Ergebnisse aus 50 Meter Kraul Beine, 100, 200 und 400 Meter Freistil sowie 200 Meter Lagen miteinander verrechnet. "Sensationell", nennt Coach Sven Münster den Erfolg seines Schützlings, "damit hatten wir nicht gerechnet". Zumal er seine Bestzeit noch einmal um starke fünf Sekunden unterbot.

Hengel überrascht Team

Nach der Meisterschaft hatte Sven Münster noch für eine Überraschung bei seinen Leistungsschwimmern gesorgt: Im Training schaute am Montagabend nach den Wettkämpfen Simon Hengel vorbei. Der "waschechte Freudenstädter", wie er sich selbst nennt, gehörte zur deutschen Schwimm-Spitze, verpasst die Olympia-Norm für Rio 2016 seinerzeit nur hauchdünn. Mit den European University Games in Kroatien beendete er 2016 seine Karriere mit einem kompletten Medaillensatz: Über 50 Meter Freistil sicherte sich der Freudenstädter, der für Heidelberg und die Uni Karlsruhe schwamm, Gold, über 100 Meter Freistil folgte Silber sowie Bronze über 50 Meter Schmetterling.

Beispielhafter Weg

Ehrgeiz zeichnete Hengel schon immer aus – und das nicht nur im sportlichen Bereich. Dementsprechend war für ihn klar, dass er nach dem Abitur studieren würde. Und genau das hat ihm – im Nachhinein betrachtet – Tür und Tor geöffnet. Mittlerweile ist Hengel für ein in Gerlingen ansässiges Großunternehmen tätig, absolviert Stationen an nationalen und internationalen Standorten, hat einen Master in der Tasche und ist Wirtschaftsingenieur. "Ich sehe heute, wie viel mir alles hilft, was ich im Leistungssport gelernt habe: Durchhaltevermögen, die Fähigkeit, einen Rückschlag wegzustecken, Ziele zu verfolgen. Das ist auch im Berufsleben Gold wert, man profitiert ein Leben lang." Für die jungen Nachwuchsschwimmer des TSV haben Menschen wie Simon Hengel Vorbildcharakter. Er ist einer, an dem sie sich aufrichten und zu dem sie aufschauen können – und der auch nach der sportlichen Karriere beispielhaft vorangeht.