Foto: Falcone

Tennis: Schwarzwälder blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Aktuell Nummer 66 der Weltrangliste.

Dominik Koepfer bereitet sich akribisch "daheim" in Florida auf die Australien Open vor. Bereits Anfang Dezember fliegt die aktuelle Nummer 66 der Weltrangliste nach "Down under". Er blickt auf ein für ihn erfolgreiches Jahr 2020 zurück.

Umweg über Mexiko

Er wollte nur noch nach Hause. Denn dies ist Florida inzwischen für ihn. Nach knapp zwei Monaten in Europa mit insgesamt fünf Turnieren und einem Abstecher am Ende in den Schwarzwald sollte es für Dominik Koepfer zurück nach Tampa gehen. Alles war auf den Punkt organisiert, der Flug gebucht. "Doch am Terminal wurde mir gesagt, dass ich aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht einreisen darf", erzählt der 26-jährige Tennisprofi aus Furtwangen, der inzwischen auf Platz 66 der Weltrangliste geführt wird. Ihm und seinem Coach Rhyne Williams blieben also nur zwei Möglichkeiten: Eine Sondergenehmigung beantragen und zwei Wochen auf die Erteilung einer solchen zu warten, oder aber den Umweg über Mexiko nehmen und dort eine ebenso lange Zeit in einem tollen Resort zu verbringen. Mit relaxen, baden, Golf spielen und trainieren. Hand aufs Herz: Was hätten Sie gemacht? Genau.

Zumal sich Koepfer gleich von drei Dingen erholen musste. Zum einen natürlich von den Strapazen der Turniere in Europa. "Ich war müde und vom Kopf her irgendwie leer", gesteht er ein. Trotz alledem mit vielen positiven Eindrücken im Gepäck, die erst einmal verarbeitet werden mussten. In Rom erreichte er erstmals in seiner Karriere aus der Qualifikation heraus das Viertelfinale bei einem Masters der ATP Tour, hatte dabei insgesamt sieben Matches zu bestreiten und traf am Ende auf die Nummer eins der Welt, den Serben Novak Djokovic. "Gegen ihn zu spielen, eine gute Leistung zu zeigen und nur in drei Sätzen knapp zu verlieren, war schon etwas ganz Besonderes." Dies vergleichbar mit seiner Nominierung für das deutsche Davis Cup-Team.

Vor einem Jahr zum Finalturnier in Madrid erhielt er eine Einladung, kam jedoch über die Rolle eines Reservisten nicht hinaus.

Zuschauer fehlen im sehr

Im März in Düsseldorf dann sein erster richtiger Auftritt. Zwar stand der Gesamtsieg des Deutschen Teams gegen Weißrussland bereits fest, trotzdem lief es ihm eiskalt den Rücken herunter, als die National-Hymne nur für ihn gespielt wurde. Zum anderen: "Grundsätzlich sind wir alle froh, dass wir spielen dürfen. Doch mit nur ganz wenigen oder gar keinen Zuschauern ist es schon seltsam. Wir werden richtig abgeschottet und dürfen uns nur zwischen Hotel und Anlage bewegen. Die Unterstützung von den Rängen fehlt komplett", beschreibt Koepfer die Geisterstimmung bei den Turnieren in diesem Jahr. Eine solch ungewöhnliche Situation muss erst einmal verarbeitet werden – auch wenn den Akteuren nichts anderes übrig bleibt.

Und last but not least: Als kurz vor der Rückreise in die USA eine Stippvisite in der Heimat anstand, hatte Mutter Marianne die ein oder andere Wanderung durch den Schwarzwald geplant. Während Coach Williams sofort Feuer und Flamme war, "ist Wandern eigentlich gar nicht mein Ding", gesteht Koepfer grinsend. Doch er beugte sich der Mehrheit, ließ zähneknirschend die Sache im heimischen Gefilden über sich ergehen. Und hatte am Ende doch seinen Spaß, wie er zugeben muss.

Es folgten für Dominik Koepfer der Aufenthalt in Mexiko und zwei Tage vor dem Showdown zwischen Joe Biden und Donald Trump die endgültige Rückkehr nach Florida. "Da ich kein amerikanischer Staatsbürger bin, durfte ich ohnehin nicht abstimmen."

Trotzdem hat er die Wahl mit all ihren Nebenschauplätzen natürlich mit Interesse verfolgt. Für ihn persönlich war es jedoch fast wichtiger, "dass anders als in anderen Gegenden bei uns im Nachgang bislang alles ruhig verlief".

In Australien "verliebt"

Übrigens: Während der Tour durch Europa wurde Koepfer zum "Preisgeld-Millionär". Durch den Einzug in die zweite Runde bei den vom Mai in den Herbst verschobenen French Open in Paris, in der er nur in vier Sätzen dem dreifachen Grand Slam-Champion Stan Wawrinka aus der Schweiz unterlag, knackte er diese magische Grenze. "Schön, wenn ich dies auf meinem Konto hätte", relativiert er lachend die Summe umgehend.

Um gleich darauf wieder ernst zu werden und mit falschen Vorstellungen, die nach wie vor in breiten Teilen der Bevölkerung angesichts solcher Zahlen existieren, aufzuräumen. Denn neben seinen eigenen Unterhaltskosten muss er auch seinen Trainer bezahlen und für die gesamten Reisen aufkommen.

Ein Beispiel: "Anfang Dezember geht es für uns nach Australien. Ein Flug dorthin kostet im Moment zirka 6 000 Dollar", berichtet der 26-Jährige. Kein Pappenstiel, zumal für zwei Personen.

Apropos: Auf den Trip nach "Down under" freut sich Dominik Koepfer besonders. Auch wenn er bei seiner Ankunft erst einmal zwei Wochen in Quarantäne muss. "Dann aber bleibt mir genügend Zeit, mich auf Melbourne vorzubereiten."

Obwohl er dort bislang noch keine Runde im Hauptfeld gewonnen hat, bezeichnet er die Veranstaltung nach wie vor als sein liebstes Grand Slam-Turnier. "Einfach weil hier vieles lockerer zugeht", wie er betont.

Damit er dies länger als in der Vergangenheit genießen kann und seinen nächsten Zielen – das Knacken der Top-50 sowie dem Angriff auf die besten 30 Spieler der Welt – eit näher kommt, hat er die Australian Open fest im Visier. Akribisch bereitet er sich auf die kommende Zeit vor: Mit mindestens vier Einheiten in der Woche im Kraftraum und natürlich noch viel mehr Stunden auf dem Tennisplatz.