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Der Vorstoß des WTB, die U10 künftig nicht mehr auf Kleinfeldern spielen zu lassen, kommt nicht bei allen Vereinen gut an

Diese Entscheidungen haben in der Region für Aufruhr gesorgt: Der WTB schafft für die U 10 die Kleinfeld-Spielrunde ab und setzt für alle anderen Spiele im Jüngsten-Tennis den Sonntag an.

Frercks Hartwig, Trainer der Tennisschule TMS aus Horb und selbst Trainer-Ausbilder für den Württembergischen Tennis-Bund (WTB), war fassungslos, als er die Änderrungen, die über den WTB-Newsletter kommuniziert wurden, gesehen hat. "Ich bin einfach nur enttäuscht", sagte er. Eine der größten davon ist, dass die U10 künftig nicht mehr auf dem Kleinfeld sondern Midcourt spielen sollen. Für Hartwig sind die Argumente, die da angeführt werden, schlichtweg nicht nachvollziehbar. "Tennis lernen Kinder durch Spielen und sie brauchen Erfolgserlebnisse. Die Regeländerungen sind Ausdruck einer frühen Leistungssportorientierung im Tennisverband, der nicht nur ich sehr kritisch gegenüber stehe", kommentiert er. Seine Meinung: Vielen Kinder droht eine Überforderung: "Unsere Vereine haben sehr viele U10-Kinder, die noch nicht in der Lage sind, Midcourt zu spielen. Entweder sind sie Beginner oder tun sich noch schwer mit dem größeren Spielfeld und den kleineren Bällen. Vor allem der Aufschlag ist noch ein Problem." Das Spiel im Midcourt werde den Bedürfnissen der meisten Kinder in dieser Altersklasse nicht gerecht. Das betont auch Andreas Kovac, Trainer beim SC Neubulach. "Das Kleinfeld abzuschaffen, ist völliger Quatsch", sagt er. Er fand das schon okay so, wie es bisher war. "Da können sich die Kinder zunächst auf die Technik konzentrieren." Denn genau die werde beim Kleinfeldspiel vermittelt.

Die Aufgabe des Trainers

Genau in diesem Punkt sieht sich Nenad Mioc, Jugendwart und Trainer beim TC Nagold, in seiner Aufgabe als Coach gefordert. "Es ist doch egal, was es gerade für Änderungen und Diskussionen gibt", sagt er. Die gebe es schließlich immer. "Entscheidend ist doch, was wir als Trainer auf dem Platz machen. Wenn ich bei einer Trainingsgruppe merke, okay, die sind noch nicht so weit, dann bleibe ich im Training halt weiterhin auf dem Kleinfeld." Das gelte übrigens auch für erwachsene Anfänger. "Tennis ist ein Sport für Individualisten, also muss ich als Trainer für jeden einzelnen die beste Lösung finden." Entscheidend sei für ihn, wie der bestmögliche Spielerfolg zustande kommt. "Denn dann macht es am meisten Spaß." Und dann seien auch die Fortschritte am größten.

Nur noch Ballgeschiebe?

Was hinter der Reform steckt, begründen WTB-Verbandsjugendwart Stefan Böning und Michael Wennagel, Cheftrainer des Verbandes. Diese sei auf der Basis von "Stay and Play" entwickelt worden, erklärt Wennagel. "Wir wollen die Kinder Schritt für Schritt und fließend zum nächstgrößeren Feld bringen." Stay and Play bedeutet, dass sich Größe des Platzes und die Beschaffenheit des Balls am Alter konzipiert. "Wir haben festgestellt, dass Trainer manchmal zu lange im Kleinfeld verweilen. Wenn die Kinder zu groß sind, schieben sie den roten Ball nur noch anstatt den Schläger richtig zu schwingen." Seine Devise lautet, den Kindern mehr zutrauen: "Die Neun- oder Zehnjährigen schaffen es in kurzer Zeit, im Midcourt zurechtzukommen. Auch bei Neueinsteigern ist das bis auf wenige Einzelfälle so." Im Training habe das gar nicht so große Auswirkungen, findet Wennagel: "Ich denke, der gute und erfahrene Trainer muss nun gar nicht viel umstellen. Die Übergänge müssen nun aber schneller angegangen werden." Nur beim Aufschlag werde vielleicht ein Umdenken nötig sein. Da auch der Aufschlag von oben im Kleinfeld möglich sein wird und die Kinder früher in den Midcourt kommen, sei ein frühes Aufschlagtraining nötig. "Doch das ist wichtig, weil der Aufschlag oft zu spät kommt, aber später so eine wichtige Bedeutung hat. Es reicht nicht, nur die letzten fünf Minuten im Training den Aufschlag zu trainieren. Er muss in der Mitte des Trainings eine Rolle spielen."