Kampfsport: Nach zwei deutschen Meistertiteln im Kickboxen will Giovanni Costantino nun Weltmeister werden

Eigentlich wollte Giovanni Costantino seine aktive Karriere schon beenden. Nach zwei Titeln bei den deutschen Kickbox-Meisterschaften hat den 38-jährigen Mötzinger das Kampffieber aber noch einmal gepackt. Nun will er Weltmeister werden.

Zwei deutsche Meistertitel und zwei Vizemeistertitel bei den Veteranen über 35 hat der Mötzinger Giovanni Costantino bei den deutschen Meisterschaften im Kickboxen in Neuwied am vergangenen Wochenende abgeräumt. "Dabei hatte ich mich gar nicht richtig vorbereitet", erzählt Costantino, denn der Kickboxer spielte in den vergangenen Monaten mit dem Gedanken, seine Karriere einfach zu beenden.

Ein allerletzter Wettkampf sollte es aber dennoch noch sein. Das letzte Turnier zuvor lag schon mehr als ein Jahr zurück. Damals belegte er im September 2018 "nur" den zweiten Platz beim Deutschland-Cup. "So wollte ich nicht zurücktreten", sagt der 38 Jahre alte Mötzinger. Auch die Schüler und Sparringspartner in seiner Kampfsportschule "Wolfscave-Fightclub" ermutigten ihn immer wieder, noch einmal auf die Matten zu gehen. "Sie haben gesagt: ›Du bist noch so gut, du kannst noch nicht aufhören‹", sagt Costantino lachend, der aus einer Kampfsportfamilie kommt und seit mehr als 20 Jahren aktiver Kickboxer ist. Zuvor habe er als Kind Karate gemacht und als Jugendlicher auch schon geboxt. Da könne man das Kämpfen nicht so einfach seinlassen, sagt Costantino.

Kondition reicht nicht ganz für alle Kämpfe

Also habe er sich trotz der langen Wettkampfpause ganz kurzfristig für die nationalen Meisterschaften des Verbands World Kickboxing und Karate Union (WKU) angemeldet und er trat in den Konkurrenzen der Veteranen über 35 Jahren an. Ohne spezielles Fitnesstraining oder Diät musste Costantino mit seinen 1,70 Meter Körpergröße in den Gewichtsklassen bis und über 80 Kilo melden. Bislang hatte er immer nur bis 70 Kilo gekämpft. Das war eine ganz neue Herausforderung für den erfahrenen Kämpfer. "Teilweise hatte ich Gegner, die waren über 1,90 Meter groß. Das war schon ganz schön hart". Auch konditionell stieß Costantino aufgrund der fehlenden Vorbereitung an seine Grenzen. Dadurch, dass er in vier Klassen startete, hatte er einen Kampf nach dem anderen – jeweils zwei Minuten volle Belastung und Konzentration waren gefragt. "Am Ende war ich komplett am Ende und konnte nicht mehr richtig dagegen halten", sagt der Kickboxer. Die letzten Finalkämpfe gingen verloren.

Einen großen Vorteil habe er aber bemerkt: "Ich war beweglicher und schneller als meine Kontrahenten. Das hat mir viel geholfen". Deshalb meinte Costantino: "Vielleicht wären bei besserer Vorbereitung sogar noch mehr Titel drin gewesen".

Auf jeden Fall sei sein Ehrgeiz zu kämpfen wieder geweckt worden – denn Costantino hat ein neues Ziel. Dank seiner starken Platzierungen ist er auf dem besten Weg, sich direkt für die nächste Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Diese findet im Oktober 2020 in Kanada statt. In vier Klassen steht er unter den Top fünf der deutschen Rangliste. Das könnte zwar zur Qualifikation schon reichen, "aber um sicher zu gehen, werde ich beim nächsten Turnier auch noch antreten und die nötigen Punkte holen", sagt er selbstbewusst.

Nur noch eine Woche Pizza, Pasta und Schokolade

Für die WM wolle er sich dann aber auf eine Disziplin konzentrieren. Costantino will bei den Veteranen im "Kick Light" über 80 Kilo antreten. Dem Zufall überlässt er dabei nichts. "Jetzt gönne ich mir noch eine Woche Pause mit Pizza, Pasta und Schokolade", sagt er lachend. Dann beginne er mit der ernsthaften Vorbereitung. "Die nächsten Wochen und Monate wird es richtig hart zur Sache gehen", nimmt er sich vor.

Sein Trainingsschwerpunkt wird auf der Kraftausdauer liegen, da er da die größten Defizite habe. Zudem wolle er viel Sparring machen. Dafür werde er auch andere Kampfsportschulen besuchen, um anderen Trainingspartner zu haben. "Ich werde mir vor allem größere Gegner suchen, um die Bedingungen der Weltmeisterschaft zu simulieren", sagt Costantino. Er hofft, dass seine Schnelligkeit und Wendigkeit ihm auch kommendes Jahr zum Erfolg verhelfen werden. "Ich habe nun fast ein Jahr Zeit, mich in Topform zu bringen. Ich will den Weltmeisterschaftstitel nach Mötzingen ins Schwabenland holen", sagt Costantino. Von Karriereende kann also keine Rede mehr sein.