Leichtathletik: Hallwanger holt zweimal Gold bei baden-württembergischen Meisterschaften

Erst vor wenigen Monaten hat Adrian Fahrner mit dem Leichtathletik-Training begonnen. Jetzt ist er zweifacher baden-württembergischer Meister. Dem 21-Jährigen ist ein unfassbarer Coup gelungen.

"Seine Leistungen sind eigentlich eine Sensation", meinte Helmut Mast, Leichtathletik-Trainer beim TSV Freudenstadt, der Adrian Fahrner seit März trainiert. Fahrner, der eigentlich eine Karriere im bezahlten Fußball anstrebt, musste diesen Traum aufgrund der Corona-Pandemie vorerst auf Eis legen und kam daher im Februar aus Brasilien zurück.

Um sein Fitnesslevel zu erhalten und noch zu steigern, schloss sich der talentierte Hallwanger der Leichtathletik-Trainingsgruppe des TSV Freudenstadt um Helmut Mast an. Mit gezieltem Schnelligkeitstraining sollte die Zeit überbrückt werden, um früher oder später wieder voll in der Fußballkarriere durchstarten zu können.

Um eben auch etwas Abwechslung in den Trainingsalltag zu bringen, ließ Mast seinen neuen Schützling auch bei einigen Wettkämpfen im Trikot des TSV Freudenstadt starten. Auf Anhieb gelang "dem Fußballer" die Norm für die baden-württembergischen Meisterschaften über 100m und 200m.

Mit Platz vier über die 200m bei den baden-württembergischen Meisterschaften der Aktiven konnte Fahrner vor zwei Wochen bereits ein Ausrufezeichen setzen.

Am vergangenen Wochenende standen zum Abschluss der Saison auch noch die Titelkämpfe der U23 an, bei denen Fahrner sowohl über 100m als auch über 200m mit leisen Hoffnungen auf eine Medaille an den Start ging. Was dann aber kam, ist eigentlich eine Sensation.

An Tag eins standen zunächst die Vorläufe über 100m an. Fahrner lief souverän mit der drittschnellsten Vorlaufzeit ins Finale und konnte sich berechtigte Hoffnungen auf einen Platz auf dem Podest machen. Im Finale packte dann Fahrner noch einen drauf und steigerte sich auf 11,35 Sekunden, genau der gleichen Zeit wie Topfavorit Marco Kuhn von der LG Staufen.

Es musste also das Zielfoto entscheiden, und am Ende stand fest: Der neue baden-württembergische Meister der U23 über 100m kommt aus Hallwangen und heißt Adrian Fahrner. Zwei Tage nach seinem 21. Geburtstag machte sich der Sprinter damit ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk.

Am Sonntag startete Fahrner zum Abschluss der Bahnsaison noch über die 200m, auf der er sich im Vorhinein eigentlich die größeren Chancen auf einen Platz auf dem Podium ausgerechnet hatte. Nach seinem Überraschungscoup über die 100m ließ Fahrner den nächsten Coup folgen. Wieder war Marco Kuhn also größter Rivale im Rennen. Nachdem die beiden über 100m nur um wenige Tausendstelsekunden auseinander lagen, zeigte Fahrner über die doppelte Distanz, dass er hier deutlich stärker ist. 22,59 Sekunden bedeuteten am Ende erneut Platz eins und damit das zweite Gold für den Leichtathletik-Quereinsteiger. Seinen Widersacher Kuhn, der mit 22,84 Sekunden zu Silber sprintete, wies er damit deutlich in die Schranken.

Der überglückliche Fahrner konnte seinen Doppel-Erfolg kaum fassen. Und das alles nach einem Jahr, welches aus sportlicher Sicht zunächst alles andere als gut verlief. "Ich bin sehr glücklich, dass ich in der Zwangspause daheim so viel Unterstützung bekomme. Vor allem Helmut Mast hat mich optimal vorbereitet. Mit einigen der starken Dornstetter Läufer konnte ich mich zudem auch mit harten Dauerläufen und Intervalleinheiten ausdauertechnisch extrem steigern", meint Fahrner.

Der 21-Jährige erzählt außerdem: "Die nötige Lockerheit holte ich mir bei einer Freizeitsportgruppe, mit der ich öfters Mittwochabends einfach mal walken gehe. Dort ging es eher um die Bewegung, Geselligkeit ganz ohne Leistungsdruck, um den Kopf frei zu bekommen um dann auch wieder den vollen Fokus auf die harten Trainingseinheiten legen zu können. Die beiden Titel sind genial und eine Riesenüberraschung für mich."

Auch Fahrners Trainer Helmut Mast konnte den Erfolg seines Rohdiamanten kaum fassen: "Wir hatten die leise Hoffnung, dass es mit einer Medaille klappen könnte. Dass dann aber zwei Goldmedaillen rauskommen, zeigt auch, wie ehrgeizig Adrian ist. Er hat neben seiner Schnelligkeit auch einen starken Willen. Vor den Rennen kann er sein Umfeld gut ausblenden und sich konzentrieren. Sollten wir noch einige Zeit mit dem sprintspezifischen Training weitermachen können, wird Adrian sicher noch für einige sehr positive Schlagzeilen in Zukunft sorgen".