Das Urlaubsgeld hat seine frühere Bedeutung verloren – jedenfalls für einen Teil der Beschäftigten. Die Vielfalt der Einkommensbestandteile fordert die Kreativität der Arbeitgeber heraus, meint Matthias Schiermeyer.
Anlass für Jubelschreie ist das Urlaubsgeld bei den meisten Betroffenen nicht mehr: Wer es bekommt, hat den Betrag gedanklich schon ausgegeben, bevor er auf dem Konto gelandet ist. Für diese Gruppe stellt die Sonderzahlung eine Selbstverständlichkeit dar. Für diejenigen hingegen, die nicht darauf zählen dürfen – das ist immerhin mehr als jeder zweite Beschäftigte in der Privatwirtschaft –, wäre sie ein Segen. Die Gewerkschaften machen daher die Rechnung auf: Wo es einen Tarifvertrag gibt, da ist das Urlaubsgeld nicht fern. Die Botschaft lautet: Wer sich für die Tarifbindung seines Betriebs einsetzt, darf mit der Zusatzeinnahme rechnen.
Nicht einmal die Hälfte aller Tarifbeschäftigten erhält Urlaubsgeld
Das stimmt nur der Richtung nach. Denn nicht einmal die Hälfte aller Tarifbeschäftigten erhält Urlaubsgeld, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat. Die Gründe sind vielfältig. Beispielsweise wird es im öffentlichen Dienst mit dem Weihnachtsgeld als einheitliche Jahressonderzahlung verpackt.
Seine frühere Bedeutung hat das Urlaubsgeld ohnehin verloren. In der Metall- und Elektroindustrie gibt es schon das ganze Jahr über Sonderzahlungen: neben der Ergebnisbeteiligung für die Belegschaften großer Konzerne handelt es sich um das tarifliche Zusatzgeld, intern T-ZUG A und B genannt, oder den „Trafobaustein“, alles nennenswerte Beträge – und eben das Urlaubsgeld, auch noch mal 69 Prozent vom Monatsentgelt.
Zeit gegen Geld lautet der Trend
Da liegt aber auch die Spur zum neuesten Trend: Immer bedeutender wird die Auszahlung des Gehalts in Form von Freizeit. Im Tausch von Zeit gegen Geld lassen sich fortschrittliche Tarifparteien einiges einfallen. Aber auch für nicht tarifgebundene Unternehmen gilt: Die Vielfalt der Einkommensbestandteile kennzeichnet die moderne Arbeitswelt. Die Arbeitgeber müssen schon sehr kreativ sein, um guten Nachwuchs anzulocken. Wer da nicht mitzieht, darf sich über Personalmangel nicht beklagen.