Geballte Frauen-Power war 2019 angesagt: "Shakespeares wilde Weiber". Foto: Kunert

Es wird von Terminfindung gesprochen. Noch steht nichts fest. Wurde voriges Jahr ein Hörspiel im Kurhaus aufgeführt, soll allerdings dieses Jahr wieder fürs Sommernachtstheater eine Bühne aufgebaut werden. Eines ist freilich jetzt schon klar: Es wird sportlich.

Bad Herrenalb - Das Sommernachtstheater Bad Herrenalb entstand anlässlich des 850-jährigen Klosterjubiläums im Jahre 1999. Ein engagiertes Amateurtheater sorgte seither unter professioneller Betreuung für Begeisterung beim Publikum. Und zwar an verschiedenen Spielorten. Unsere Redaktion fragte bei Alexandra Roschlau von der Touristik nach, ob trotz Corona-Pandemie dieses Jahr mal wieder eine Bühne aufgebaut wird.

Bei den Vorbemerkungen zum Wirtschaftsplan 2022 des Eigenbetriebs Tourismus und Stadtmarketing war unter anderem beim Rückblick aufs vorige Jahr zu lesen: "Viele Veranstaltungen mussten aufgrund der Corona-Verordnungen zwar abgesagt werden, aber dennoch lockten Sonntagskonzerte und Kulturveranstaltungen im Kurhaus, zum Beispiel Simon and Garfunkel, viele Besucher. Das Sommernachtstheater konnte als Hörspiel im Kurhaus vor begeisterten Zuhörern aufgeführt werden. Auch fanden Märkte wie der Herbstmarkt statt."

Dickes Lob

Wie berichtet, begeisterte das Theaterensemble mit dem Kriminalhörspiel nach der gleichnamigen Groteske "Arsen und Spitzenhäubchen". Beim Sommernachtstheater im ausverkauften Bad Herrenalber Kurhaus konnte man endlich wieder vor Publikum auftreten. Die besondere Spielart des Kriminalstücks kam bei den Zuschauern gut an. Des Weiteren gab es ein dickes Lob gleich zu Beginn des Kinderstücks der Sommernachtstheater-Aufführung von beiden Regisseuren, den bühnenerfahrenen Michael Gaedt und Alexander Reuter: "In Bad Herrenalb hat sich Erstaunliches getan, wir haben ein pickepackevolles Kinderensemble – trotz Corona!" Das Märchen von der "Prinzessin auf der Erbse", als Hörspiel in verteilten Rollen, frei nach Freimund Pankow, wurde von zehn motivierten jungen Akteuren vorgetragen – plus Regisseur Gaedt als Erzähler.

1953 Besucher gezählt

Noch ein Blick darauf, was vor der Corona-Pandemie – lange ist’s her – geboten wurde: Ein positives Fazit zogen die Verantwortlichen des Bad Herrenalber Sommernachtstheaters nach der Spielzeit 2019. Während die Aufführungen das hohe künstlerische Niveau der vergangenen Jahre hätten halten können – und für viele Zuschauer sogar übertroffen hätten – habe der Kartenverkauf jedoch nicht wie erhofft zulegen können. Insgesamt, so die Stadt seinerzeit, habe man bei den 15 Aufführungen 1953 Besucher gezählt, 1150 davon hätten "Shakespeares wilde Weiber" gesehen. Sie sei "mit dem Ergebnis im Großen und Ganzen sehr zufrieden", erklärt Johanna Nofer, die damalige organisatorische Leiterin des Sommernachtstheaters. "Vor allem, wenn man bedenkt, dass lange Zeit nicht feststand, ob es 2019 überhaupt ein Sommernachtstheater geben wird".

Drei-Personen-Stück

Ausgelöst wurde dieser Schwebezustand durch den Rückzug zahlreicher Akteure vor und hinter den Kulissen nach dem "Kultursommer". Für 2019 musste deshalb mit einem deutlich reduzierten Personalstamm geplant werden – besonders im schauspielerischen Bereich. Dass man mit "Shakespeares wilde Weiber" ein Drei-Personen-Stück gefunden habe, sei ein "absoluter Glücksfall, aber auch ein Risiko" gewesen, meinte der damalige Regisseur Bodo Kälber. Getragen von den drei in Höchstform aufspielenden Darstellerinnen Birgit Kersten, Sabrina Sammer und Eva-Maria Weiß, entpuppte sich "Shakespeares wilde Weiber" als einer der Höhepunkte in der Geschichte des Sommernachtstheaters. Sehr gut angekommen waren ebenso die Aufführungen von "Das tapfere Schneiderlein". Der Regisseurin Andrea Kälber sei es erneut gelungen, ein Höchstmaß an Spielfreude bei ihren jungen Darstellern zu wecken, die sich voll auf das Publikum übertragen habe.

Im Jahr 2020 fielen die Aufführungen im Juni und Juli coronabedingt aus.

Noch keine Termine

Und wie sieht es nun dieses Jahr aus? Roschlau sprach von Terminfindung. Wegen Corona verzögere sich alles. Es stünden noch keine Termine fest. Auf jeden Fall soll aber etwas stattfinden. Und zwar ein Bühnenstück – für Erwachsene und für Kinder. Wenn es zeitlich klappe, dann mit den beiden Regisseuren. Die Tendenz gehe in Richtung Spätsommer, wobei es hier wiederum wegen der Sommerferien schwierig werde. Sie hoffe, dass noch in diesem Monat Klarheit herrsche, also Konkretes feststehe. Freilich sei das Vorhaben sportlich. Dass gar nichts angeboten werde, soweit wolle man es nicht kommen lassen. Doch Roschlau weiß, dass es viele Stellschrauben gibt. So müsse auch das Ensemble Zeit haben. Sozusagen steht also die ganze Arbeit noch bevor.

Kommentar: Sehr sportlich

Von Markus Kugel

Bislang hatte die Corona-Pandemie die Veranstaltungsbranche im Griff. Wenn die Situation es aber zulässt, sollen laut Stufenplan ab dem 20. März alle "tiefgreifenderen Schutzmaßnahmen" entfallen. So weit, so gut. Zwar heißt es, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Dass allerdings für die Sommernachtstheater-Saison 2022 in Bad Herrenalb noch gar nichts in die Wege geleitet wurde, ist verwunderlich. Erst im Laufe dieses Monats soll Klarheit herrschen. Diese Vorgehensweise ist sportlich. Sehr sportlich. Wenn auch manche noch zögern beim Ausgehen und sich an den Rückzug gewöhnt haben: Wenn Schauspieler wieder auf der Bühne stehen, werden sie nach der langen (Zwangs-)Pause jede Menge Zuschauer anlocken sowie Farbe und Leben in die Kurstadt bringen. Doch haben die Ensemble-Mitglieder samt den Regisseuren so kurzfristig überhaupt noch Zeit für Proben und Aufführungen? Wobei auch das ganze Drumherum stimmen muss. Alexandra Roschlau von der Touristik weist auf viele Stellschrauben hin. Wohl wahr. Da kann man nur hoffen und Daumen drücken, dass noch etwas Brauchbares zustande kommt. Letztendlich nur rasch irgendetwas auf die Beine stellen – so weit darf es nicht kommen. Schließlich soll das Sommernachtstheater weiterhin für eine gewisse künstlerische Qualität stehen.