Das Abschiedskonzert rundete das Orchester der 33. Sommermusik im Oberen Nagoldtal unter der Leitung von Cristoforo Pestalozzi mit zwei Sätzen aus der "Eine kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart ab. Foto: Kosowska

Mit donnerndem Applaus bedankten sich die Zuhörer für das Finale der 33. Sommermusik im Oberen Nagoldtal. Nach zehn Tagen intensiver Arbeit mit hochkarätigen Mentoren verabschiedeten sich die jungen Talente mit einem spektakulären Konzert in der Stadtkirche.

Nagold - Der Oberbürgermeister Jürgen Großmann zeigte sich beeindruckt von dem anhaltenden hohen Niveau der Sommermusik sowie ihrem reibungslosen Ablauf. Seinen Dank richtete der OB an die unermüdliche Organisatorin und musikalische Leiterin der Events Adelheid Kramer sowie an alle Beteiligten, Helfer und Sponsoren, die zu Erfolgen der Sommermusik beitrugen. Denn "Musik gibt Hoffnung auch in schwierigen Zeiten" – so das "jedes Mal von der Jugend begeisterte" Stadtoberhaupt.

Das Konzert begann mit dem Kopfsatz der "Waldstein"-Klaviersonate von Ludwig van Beethoven, und die Musik erschien in einem farbigen Kaleidoskop der Gefühle. Kcenia Gaumer verlieh ihrer Interpretation einen romantischen Stich durch emotionale Spannung und Feinheiten des Anschlags, der von elfenhafter Verträumtheit bis hin zu stürmischen Ausbrüchen reichte.

Vorliebe für Kammermusik

In einem passionierten Duo traten Ana Martina González (Violoncello) und Tetiana Bielikova (Klavier) mit zwei Sätzen aus dem Cellokonzert von Camille Saint-Saëns auf. Ihr Zusammenspiel verriet eine gewisse Vorliebe für Kammermusikalisches, sodass zwischen beiden Instrumenten ein vorbildlicher Konsens herrschte – die Solistin brillierte mit solider Technik und lieblich aufblühenden Kantilenen, die Pianistin ging weit über gewöhnliche Begleitung hinaus und unterstrich den symphonischen Charakter des Klavierparts.

Eine ähnliche Emotionalität strahlte der Anfangssatz der Violinsonate d-Moll op. 108 von Johannes Brahms aus, wo die Intensität des Dialogs zwischen dem Geiger Dmytro Udovychenko und seiner Klavierpartnerin Bielikova zu starken Kontrasten zwischen Lyrik und Dramatik führte. Die Ausdruckskraft der aufwühlenden Musik betonte Udovychenko mit Expressivität der Tongestaltung und mit Körpersprache.

In schwindelig schnellem Tempo

Ein ganzes technisches Arsenal präsentierte David Martinez González in "Variations on an original theme" von Henri Wieniawski. Der junge Virtuose, dem Evgueny Sinayskiy am Klavier aufmerksam sekundierte erfüllte die ruhige Melodie mit Leid und Tristesse, um sie dann mit dem Funken sprühenden Bogen in Doppelgriffe, Läufe, Flageoletten zu kleiden - wohlgemerkt in einem schwindelig schnellen Tempo.

Den Tango "Kicho" widmete Astor Piazzolla dem argentinischen Kontrabassisten Enrique Kicho. Clemens Holzner und Nataliia Uchitel (Klavier) enthüllten sentimental-feurige Facetten dieser wechselhaften Musik, wobei sich der tief und weich klingende Kontrabass als ein bewegliches und sehr variables Instrument erwies.

Wechselspiel der Spannungen

Mit innerer Überzeugungskraft, stellenweise jugendlich ungeduldig, holte das Violen-Quartett mit Arda Aykut, Alice Besombes, Sehun Ahn und Jun Li die Schönheit und emotionale Tiefe der Violin-Chaconne von Johann Sebastian Bach hervor. Auffallend sorgsam gestalteten sie das dynamische Klangbild und Wechselspiel der Spannungen.

Eine Begeisterungswelle rief der Auftritt von Roman Mamin (Klarinette), Elizaveta Goldenberg (Violine) und Nataliia Uchitel (Klavier) hervor. Ihre Interpretation des "Sebes" aus dem Trio "Contraste" von Béla Bartók pulsierte in wilden Rhythmen der transsilvanischen Tänze und schäumte vor der mit technischer Präzision gepaarten lebendigen Urkraft. Dieses Klarinettentrio widmete Bartók den zwei Musikgrößen des 20. Jahrhundert - dem Violinvirtuosen Joseph Szigeti und dem Jazzklarinettisten Benny Goodman.

Das Abschiedskonzert rundete das Orchester der 33. Sommermusik im Nagoldtal unter der Leitung von Cristoforo Pestalozzi mit zwei Sätzen aus der "Eine kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart ab. Im darauf folgenden frenetischen Applaus hallte der Wunsch "Verweile doch, du bist so schön" und so verlängerten die jungen Musiker den Serenaden-Zauber um das inbrünstig vorgetragene "Ave Maria" von Franz Schubert.

Info: Fortsetzung

Die Sommermusik im Oberen Nagoldtal wird fortgesetzt mit dem Meisterkurs des Weltklasse-Geigers Vadim Gluzman. Am Mittwoch, 17. August findet ab 19 Uhr in der Nagolder Remigiuskirche ein Konzert mit den Kursteilnehmer sowie mit Vadim Gluzman und dem Pianisten Evgueny Sinayskiy statt.