Wie immer bei der Sommermusik eröffnete ein hochklassiges Eröffnungskonzert der Dozenten die Veranstaltungsreihe. Foto: Kosowska-Németh

Das Eröffnungskonzert der 33. Sommermusik im Oberen Nagoldtal knüpfte an den Glanz der Vorjahre an und ließ die pandemiebedingte Unterbrechung ausblenden.

Nagold - In Anwesenheit der Stadtoberhäupter von Nagold und Wildberg, der Musikschulleiter beider Städte, der Kursteilnehmer sowie zahlreicher Musikliebhabern traten einige der Sommermusik-Dozenten mit einem exquisiten Programm auf.

In diesem Jahr gab es keine festlichen Ansprachen. Lediglich der Gastgeber des Konzerts in der Stadtkirche, Co-Dekan Tobias Geiger erwähnte kurz die Pandemie-Zwangspause, staunte über die Vielfalt des Musiklebens in der Region und lobte das rege Publikumsinteresse an der diesjährigen Sommermusik-Premiere.

Frenetischer Applaus

Und diese war wie jedes Jahr grandios, wenn nicht noch eindrucksvoller und berührender als je zuvor, und jeden Beitrag bedachten die Zuhörer mit frenetischem Applaus.

Die Interpretation der Solosuite Nr. 1 von Johann Sebastian Bach nahm die Zuhörer in die innige Gefühlswelt des Mikhail Nemtsov mit. Alleine in der großen Kirche, doch nicht einsam mit seinem Cello stellte der Tonkünstler dem edel klingenden Instrument Fragen, ließ dieses mit seidenen Bogenstrichen antworten und unterstrich den selbst geführten Dialog mit Leidenschaft und Hingabe.

Über die Sehnsucht, Hoffnung, Freude und Verzweiflung erzählten im kongenialen Duett Cristoforo Pestalozzi (Cello) und Lukas Geniušas (Klavier) in dem ersten Satz der "Arpeggione"- Sonate von Franz Schubert. Das Cello führte die Kantilenen-Gesänge mit einer solch atemberaubenden Zärtlichkeit, dass der gleichberechtigte Klavier-Partner sich gerne im dynamischen Schatten aufhielt und der hoch emotionalen Interpretation einen einfühlsamen, pianistisch kunstvoll gestalteten Rahmen verlieh.

Der Pianist erwies sich als ein begnadeter Interpret der Schubertschen Impromptus. Jenseits jeglicher Effekthascherei, zuerst ruhig und nachdenklich, dann die hoch virtuosen Klangkaskaden schüttend, beeindruckte Geniušas mit seiner Lesart der "musikalischen Augenblicke", ergründete die Gemütswelten von Schubert und zeigte diese aus eigener Sicht - vital und elegant zugleich.

Exzellent wie bravourös

Zu dem Koryphäen-Kreis der Sommermusik gehört Alexandra Korobkina, die an diesem Abend die Violin-Solosonate D-Dur von Sergej Prokofieff exzellent wie bravourös interpretierte. Die Top-Geigerin aus St. Petersburg kreierte eine kontrastreiche Melange aus grenzenloser Lebendigkeit, technischer Präzision, feenhafter Leichtigkeit sowie emotionaler Raffinessen, die das Feuer der Ausdruckskraft immer wieder aufs Neue anschürte.

Mit "La Berceuse" von Gabriel Fauré und "Humoresque" in g-Moll aus dem op.89 von Jean Sibelius brachten der Geiger Zhorab Tadevosyan und seine Klavierpartnerin Anna Mirakyan die Zuhörerherzen regelrecht zum Schmelzen. Den weichen und satten, singenden, beinahe lunar wirkenden Violinklang fasste der subtile Klavieranschlag in eine wechselhafte Hülle ein, sodass die Stimmung zwischen der Abendruhe und virtuos-spielerischer Ausgelassenheit pendelte.

14-saitige Viola d´amore

Sehr interessant gestalteten die Bratsche-Professorin Julia Rebekka Brembeck-Adler und Christian Brembeck (Cembalo) ihren Konzertbeitrag. Mit einer 14-saitigen Viola d´amore in der Hand erläuterte die Tonkünstlerin die Geschichte sowie die Bau- und Spielweise des barocken Instruments, dann lauschten die Zuhörer den hell und silbrig klingenden, von barocken Schnörkel und verwirrender Harmonie triefenden Fantasiestücken von Louis Couperin.

Lukas Geniušas, Alexandra Korobkina, Julia Rebekka Brembeck-Adler Helmar Stiehler (Violoncello) und Anton Schachenhofer (Kontrabass) schlossen das Konzert mit vier Variationen aus dem Schubertschen "Forellenquintett" ab und ihre fabelhafte Interpretation rief eine lang andauernde Begeisterungswelle hervor. Anschließend setzten alle Gäste den Abend bei einem geselligen Stehempfang vor der Kirche fort.