Beim Sommerkonzert „Songs of Songs“ in der Kapellenkirche spielen Jenny Heilig (links) und Frederik Punsmann. Foto: Friederichs

Im spannungsreichen Kontrast zwischen Liedern aus dem 16. und dem 20. Jahrhundert stand das dritte Sommerkonzert. Dabei erklang ein seltenes Instrument.

„Wenn ich mit Menschen -und Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle...“ Diese Aussage aus dem „Hohelied der Liebe“ des Alten Testaments wurde im dritten Sommerkonzert „Songs of Songs“ von der Musikerin Jenny Heilig mit ihrem selten solistisch gehörten Holzblasinstrument Zink und ihrem Begleiter Frederik Punsmann an der Truhenorgel variationsreich zelebriert.

Von Frescobaldi bis John Lennon

Im Mittelpunkt standen sowohl Komponisten aus dem 16. Jahrhundert, einer Zeit, in der das Instrument seinen Höhepunkt hatte, aber auch kontrastierend Lieder aus dem 20. Jahrhundert von John Lennon, gesetzt von Paul McCartney. Es sind die großen Italiener wie Giovanni Pierluigi da Palestrina oder Girolamo Alessandro Frescobaldi, um nur die bekannteren zu nennen, aber auch viele unbekanntere, die sich um diesen Lobpreis der Schönheit, der Anbetung, der Liebe ranken.

Die Solistin Jenny Heilig überzeugte am Zink mit weich ausgespieltem Klangvolumen, variationsreichen Tempiwechseln und exakt eingesetzten Verzierungen, und diese umso erstaunlicher, da das Instrument wenig Variationsmöglichkeiten bietet. Frederik Punsmann spielte dazu die Truhenorgel in ruhig sicherem Anschlag. Allerdings wären die Werke für Orgel solo sicher klangvoller an der großen Orgel gespielt als an der kleinen Truhenorgel.

Die Schönheit der Braut besingend

Beschwörend die Schönheit der Braut besingend, setzten die Musiker das „Tota pulchra es“ von Giacomo Arigoni und G. P. da Palestrina, verziert gesetzt von Giovanni Bassano, ebenso die Aussage :

„Nigra sum sed formosa“ – ich bin schwarz und schön – eines neu entdeckten Manuskripts von Carlo G. und des Komponisten Giovanni Girolamo Kapsberger um. Mit diesen frühen Kompositionen korrespondierte das Lied „Blackbird“ von John Lennon in jazzig anlehnendem Rhythmus die Sehnsucht nach Freiheit einer afroamerikanischen Frau thematisierend.

Durch die Variationsbreite der Programmauswahl und die behutsame Interpretation der Werke gelang es den beiden Musikern, aus dem alttestamentarischen Text eine zeitlos gültige Aussage zu vermitteln.