Foto: Benjamin Beytekin

Das gute Wetter lockt am Donnerstag viele Besucher zum Auftakt des Stuttgarter Sommerfests.

Stuttgart - Flanieren unter Palmen und Schlemmen vom Feinsten. Das sind klassische Urlaubsaktivitäten im mediterranen Ausland möchte man meinen. Seit Donnerstag Vormittag kann man sich das auch am Schlossplatz in Stuttgart und rund um den Eckensee im Oberen Schlossgarten gönnen. Das 22. Stuttgarter Sommerfest wartet mit vielen gastronomischen und musikalischen Höhepunkten auf.

Zum ersten Mal seit seinem Bestehen ist das Fest schon am Eröffnungstag von 11 Uhr an geöffnet. „Richtig gut“, finden das Anita und Peter Dolmetsch. Das Rentnerehepaar aus Leinfelden kommt jedes Jahr auf das Stuttgarter Sommerfest. „Wegen des kulinarischen Angebots und wegen der schönen Stände“, sagt Anita Dolmetsch. Die beiden genießen den frühen Start des Sommerfests. Sie sitzen vor dem neuen Schloss, essen Garnelen und beobachten die flanierenden Menschen. „Nachher wenn es laut wird und die Menschenmassen kommen, sind wir schon wieder weg“, sagt Peter Dolmetsch.

Früher Beginn hat nicht gelohnt

„So richtig gelohnt hat sich der frühe Beginn nicht“, stellt stattdessen Vincenzo Gagliardi fest. Er ist der Junior-Chef des italienischen Restaurants Pinto aus Uhingen bei Göppingen. „Wir haben heute morgen so gut wie keine Gäste gehabt“, sagt er. Tatsächlich ist das große Zelt am Eckensee, das Gagliardi in den italienischen Farben grün, weiß und rot geschmückt hat, gegen 14.30 Uhr immer noch ganz leer. Die einzigen Gäste sind ein paar Enten, die von den Pinto-Bedienungen mit trockenem Brot gefüttert werden und anerkennend schnattern. „Heute Abend wird es voll werden“, da ist sich Gagliardi sicher. „Die Leute kennen uns schon und schätzen unsere Pasta“

Auf Stammgäste setzt auch Conny Weitmann, die seit 22 Jahren auf dem Sommerfest vertreten ist. Sie hat ihre Zelte direkt vor dem Neuen Schloss aufgeschlagen. Conny Weitmann ist so etwas wie die Grand Dame der Stuttgarter Eventgastronomie. „Ich habe hier schon viele kommen und gehen sehen“, sagt sie. „Man braucht Durchhaltevermögen, wenn das zum Erfolg werden soll“. Conny Weitmann weiß, dass sie auf ihre Stammgäste zählen kann. Deswegen ändert sie auch die Speisekarte kaum von Jahr zu Jahr. Sie ist froh, dass das Fest in diesem Jahr schon um 11 Uhr beginnen konnte. „Da ist nicht gerade viel los, aber das läppert sich schon“, sagt sie.

in.Stuttgart ist von dem früheren Auftakt überzeugt

Auch Andreas Kroll, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart ist von dem früheren Auftakt überzeugt. „Wir werden das in den nächsten Jahren weiter pflegen“, versicherte er beim Eröffnungsempfang auf dem Rasen vor dem Landtag.

Auf der anderen Seite des Eckensees sitzen drei Damen in den schwarzen Sesseln der Lavazza caffé Espresso Bar. Brigitte Werner aus dem Stuttgarter Norden hat sich mit zwei ehemaligen Arbeitskolleginnen auf einen Plausch getroffen. Die 59-Jährige kommt regelmäßig zum Sommerfest. Nicht in erster Linie wegen des guten Essens, sondern wegen der Musik. „Ich war hier vor Jahren zum ersten Mal mit meinem Mann, und dann sind wir auf die Band „Wirtschaftswunder“ aufmerksam geworden“, erinnert sich Brigitte Werner. „Die spielen richtig gute Musik aus den fünfziger und sechziger Jahren. Das ist ein guter Grund mal wieder richtig nach Herzenslust zu tanzen“, findet die Vorruheständlerin. Brigitte Werner ist 1973 aus Karlsruhe nach Stuttgart gezogen. „Damals war Stuttgart tot“, stellt sie fest. „Im Freien auf der Straße zu sitzen galt beinahe als unanständig“. Jetzt ist sie stolz auf Stuttgarts Weltoffenheit. „Das haben wir den Ausländern zu verdanken“, ist Werner überzeugt.

Wenn das 22. Sommerfest wieder ein Erfolg wird, dann liegt es vielleicht auch daran, dass Stuttgart ein wenig mediterraner geworden ist. Die Temperaturen am Eröffnungstag sind es auf jeden Fall.