Die Teilnehmer beim Löchergraben für die Bäume auf dem Kahlenberg, links Forstwissenschaftler Thomas Ullrich Foto: Masson

Wie Bäume und Sträucher richtig in den Boden gebracht werden, haben private Interessenten bei der„Sommerakademie“ Ettenheim gelernt. Ihre Erkenntnis dabei: Schon vor dem ersten gesetzten Baum muss gründlich nachgedacht werden.

Zwar hielt sich die Teilnehmerzahl bei der praktisch-handfesten Akademie-Aktion in Grenzen, doch das tat dem Lerneffekt keinen Abbruch. Treffpunkt war ein Areal unfern des Ringsheimer Kahlenberg-Grillplatzes. Dort hatte der Bauhof schon kurz zuvor an dem Rand eines Rebgeländes zehn mehr als meterhohe Bäume per Kleinbagger frisch gesetzt und sogleich bewässert. Zu finden sind dort bereits Haselnuss, Waldkiefer, Elsbeere, Platane, südosteuropäische Zeer-Eiche und sogar eine Pinie. Die unterschiedlichen Baumsorten dienen als Test, was sich am Kahlenberg standortgemäß am besten entwickelt. Denn: Der globale Klimawandel macht vielen heimischen Baumarten zunehmend zu schaffen.

Baumsorte sollte hitze- und kälteresistent sein: Auf den weltweit dramatisch wachsenden Temperaturanstieg ging der Forstwissenschaftler (und Ettenheimer Stadtrat) Thomas Ullrich zum Einstieg näher ein, samt einer farbigen Balken-Tabelle. Diese zeigte deutlich, wie sich in Deutschland seit Beginn der Wettermessung 1881 die früher überwiegend blauen, kalten Durchschnittsjahre mit fortschreitender Industrialisierung und insbesondere ab Ende der 1980er-Jahre in immer tiefrotere Zonen verwandelt haben. Seit 1990 gibt es bis auf wenige Ausreißer kein kühleres Blau mehr. Dies korrespondiert mit dem dynamischen Zuwachs von CO2-Emissionen. Das führte nun zum wichtigsten praktischen Rat von Ullrich für Baumpflanz-Laien: Erst einmal gilt es, die richtige Sorte herauszusuchen – und zwar eine möglichst trocken- und hitzeresistente. Diese sollte aber dennoch frostsicher sein – für alle Fälle. Exotische Pflanzen wie Ananas etwa haben deshalb in der Region noch keine Chance, außer man würde sie aufwendig vor dem Winter schützen.

Standortwahl spielt wichtige Rolle: Ob Bäume etwa vor oder hinter einem Gebäude zu platzieren sind, will auch wegen der jeweiligen Lichtverhältnisse vorab bestens bedacht sein. Die nächstwichtigste Faustregel: Für den neuen Baum ist volumenmäßig mindestens so viel künftiger Wurzelraum einzuplanen, wie seine spätere Laubkrone oberirdisch groß und breit wird. Das gilt es auch vorab per Zollstock im Hinblick auf den Grundstücksnachbarn besonders gründlich zu ermitteln: Sind zwecks Vermeidung künftiger juristisch kostenträchtiger Streitigkeiten bestimmte Pflanz-Grenzabstände unbedingt einzuhalten?

Jungbäume brauchen viel Wasser und Pflanzensubstrat: Die Sommerakademie-Teilnehmer setzten mit kräftigem Spateneinsatz zu den schon angewachsenen Bauhof-Bäumchen im Reihen-Abstand noch zahlreiche heimische Sträucher-Zöglinge ein: Wollige Schneebälle, Liguster, Haseln, Weiß- und Sanddorn oder Schlehen. Auch die brauchen, so der letzte von Ullrich vermittelte Tipp für private Pflanzer, zum richtigen Anwachsen zur weiteren Wurzelbildung viel Wasser von oben und – wie alle Jungbäumchen– vorab eine wurzelkräftigende Pflanzloch- Zugabe von speziell kompostiertem Pflanzensubstrat.

Der Preis für eine Jungpflanze hängt von Größe und Alter ab: Je nach Durchmesser und Höhe gibt es insbesondere Gebüsche schon ab etwa 30 Euro. Bei mehrjährigen Jungbäumen muss man hingegen mit mindestens 150 Euro rechnen. Ein mehrjähriger vorgezogener Baum in sturmfester Größe kann schon mal je nach Höhe und Stammdurchmesser ein paar hundert Euro mehr kosten. So hat etwa die nun auf dem Kahlenberg erstmals gesetzte Pinie „Pinus Pinea“ mit stolzen drei windfesten Metern Höhe für über tausend Euro. Verblüffend: Mittelmeer-Pinien könnten neben Zypressen statt Tannen oder Fichten zukünftig den Schwarzwald-Baumbestand prägen. Denn sie werden das in der Region erwartete wärmere und trockenere Klima wesentlich besser überleben können als viele heimische Laubbaumarten.

Das gibt es rechtlich zu beachten

Nachbarn haben nach einer fünfjährigen Einspruchsfrist wenig Chancen, auf die komplette Beseitigung von bis dahin gewachsenen zu nahen Bäumen und Büschen jenseits ihrer Grundstücksgrenze zu bestehen. Nur bis dahin können sie juristisch auf deren radikalem Wegsägen bestehen. Ansonsten dürfen sie dann ab ihrer Grundstücksgrenze nur noch Hinüberwachsendes weiterhin kappen – dies immerhin auf Kosten der allerdings zuvor anzumahnenden jeweiligen Baum- und Buschbesitzer. Deshalb empfiehlt sich für private Pflanzer zur Vermeidung künftiger juristischer Nachbarschaftsstreitigkeiten die entsprechenden Grenzabstände schon vorab penibel auszumessen. In Baden-Württemberg bedeutet das konkret: Bei erwartet großwüchsigen Bäumen acht Meter zur Nachbargrundstücksgrenze, bei mittelgroßen vier Meter und bei schwach wachsenden immerhin noch zwei Meter. Für Sträucher und Hecken gilt bis zu deren maximal 1,8 Metern Höhe immer noch ein Abstand von mindestens einem halben Meter.