Lieben Mücken wirklich süßes Blut? Sind warme Getränke bei Hitze besser als kalte? Wird man auch im Schatten braun? Wenn die Sonnenstrahlen vom Himmel schießen, die Sommer-Mythen nur so sprießen. Unser Faktencheck.
Früher hat die Mutter immer gewarnt: Nach Kirschen, Pfirsich oder Eis besser kein Wasser trinken. Am Baggersee heißt es unter heimischen Sonnenanbetern: Im Schatten wird man auch braun. Und bei hohen Temperaturen gibt es automatisch Hitzefrei.
Sommer-Mythen gibt es viele. Doch welche stimmen wirklich? Unser Faktencheck.
1. Mythos: Im Schatten wird man auch braun.
„Das ist richtig“, sagt der Dermatologe Reinhard Mrotzek aus dem nordrhein-westfälischen Datteln, der im Bundesverband der Deutschen Dermatologen organisiert ist. „Im Schatten bekommt man noch 50 Prozent der UV-Dosis ab.“ Man kriege dort also auch Farbe – allerdings langsamer und schonender.
„Ob Sie dabei unter einem Zeltdach oder einem Baum sitzen, ist egal“, erklärt der Facharzt. Gute Nachrichten für sonnenhungrige Büro-Angestellte: Auch Fensterglas lässt ihm zufolge einen Teil des Sonnenlichts durch.
2. Mythos: Nach einem Sonnenbrand wird man viel brauner.
„Das ist natürlich Quatsch“, warnt Mrotzek. Vielmehr würden dadurch wichtige Hautzellen zerstört und Pigmente, die für Bräune sorgten, gar nicht erst gebildet.
3. Mythos: In der Sonne sollte man schwarze Kleidung meiden.
Zumindest mit Blick auf den UV-Schutz gibt es dem Fachmann zufolge keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß. Mrotzek: „Es kommt nicht auf die Farbe der Kleidung an, sondern darauf, wie dicht sie gewebt ist.“ Im schwarzen T-Shirt komme man aber möglicherweise schneller ins Schwitzen. „Ich glaube, dunkle Kleidung wärmt eher auf.“
4. Mythos: Mücken lieben süßes Blut.
„Das ist wirklich ein Mythos“, betont der Biologe Julian Heiermann vom Naturschutzbund Nabu in Berlin. „Manche Menschen werden aber öfter gestochen als andere.“
Dem Experten zufolge hat das vor allem mit dem Duft zutun: „Im Schweiß ist ein bestimmter Stoff enthalten, der Mücken lockt. Manche produzieren davon mehr.“ Wer draußen Sport treibe, erhöhe zumindest das Risiko, von den Plagegeistern gewittert zu werden.
Auch Ernährung hilft dem Fachmann zufolge wenig: Knoblauch und Zwiebeln halten möglicherweise die Mitmenschen auf Distanz – nicht aber die Stechtiere.
5. Mythos: Warme Getränke helfen besser gegen die Hitze als kalte.
„Kaltes führt dazu, dass der Körper Wärme produziert“, erklärt Bernhard Watzl, Ernährungswissenschaftler vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe. „Ich glaube, es wäre daher günstiger, eher die warmen Getränke zu konsumieren.“ Ob sie wirklich besser sind als eine eiskalte Schorle, sei aber nicht hinreichend erforscht. „Wichtig ist, an heißen Tagen überhaupt genug zu trinken“, betont der Institutsleiter.
6. Mythos: Nach Kirschen oder Eiscreme sollte man kein Wasser trinken.
„Das hängt möglicherweise mit der Hygiene in früheren Zeiten zusammen, lässt sich heute aber nicht wirklich begründen“, sagt Watzl. „Es spricht nichts dagegen, danach etwas zu trinken.“
7. Mythos: Bei besonders hohen Temperaturen gibt es hitzefrei.
Für Schüler stehen die Chancen besser als für die arbeitende Bevölkerung: Seit 1999 gibt es keine bundesweite Regelung mehr. In Baden-Württemberg ist es den Rektoren überlassen, über Hitzefrei zu entscheiden. Bei weniger als 25 Grad gibt es kein Hitzefrei. Allerdings können Lehrer bei höheren Temperaturen den Unterricht auch in kühlere Räume verlegen oder Ausflüge machen.
Eine generelle Vorgabe des Stuttgarter Kultusministeriums, ob und unter welchen Umständen hitzefrei gegeben wird, gibt es nicht. „Die Schulleitungen müssen je nach Situation vor Ort unter anderem Betreuungsfragen klären, die etwa Schülerinnen und Schüler betreffen, die aus dem Umland kommen und bei hitzefrei nicht einfach nach Hause fahren können“, heißt es auf der Webseite des Kultusministeriums.
Die Schulleitungen entscheiden selbst, ob und unter welchen Voraussetzungen sie hitzefrei geben. Entscheidend sei dabei das körperliche Wohl der Schüler unter Berücksichtigung der konkreten örtlichen Verhältnisse. Es kommt also darauf an, wie gut eine Schule gedämmt, beziehungsweise klimatisiert ist und wie heiß es in den Innenräumen wird.
Arbeitnehmer sollten besser kalte Getränke einpacken: „Es gibt kein Recht auf Hitzefrei“, sagt ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Chefs müssten Mitarbeiter aber schützen – etwa durch Klimaanlage oder Gleitzeitarbeit.
8. Mythos: Trocknen in nassen Badesachen führt zu Blasenentzündung.
So verlockend und erfrischend es ist, einfach in der Sonne zu trocknen: Nach dem Schwimmen sollte man Bikini und Badehose ausziehen. Dadurch wird das Risiko einer Blasenentzündung eingedämmt, wie die Landesapothekenkammer in Hessen erklärt.
Kälte und Nässe verringern demnach die Durchblutung - und begünstigen so die Ausbreitung von Bakterien, die in die Blase gelangen können.
9. Mythos: Viel Deo führt zu noch mehr Schwitzen.
Deodorant hält zwar die Achseln trocken, dafür schwitzt man an anderen Körperstellen mehr. Aber stimmt das überhaupt? Verteilt Deo das Schwitzen nur auf andere Körperstellen? Jein, sagt Maja Hofmann, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Berlin.
„Es gibt kompensatorisches Schwitzen“, sagt sie – also ausgleichendes Schwitzen. Allerdings nur, wenn man großflächige Bereiche mit stark aluminiumchloridhaltigen Deos lahmlegt. „Schweiß ist dazu da, den Wärmehaushalt zu regulieren und sucht sich im Fall des Falles seine Wege.“
Wer etwa Achseln, Füße und Hände ordentlich eindeodoriert, wird vom kompensatorischen Schwitzen wohl nichts bemerken. Auch wer handelsübliches Deo verwendet, braucht sich laut Hofmann um neue Schwitz-Regionen nicht zu sorgen: Denn entweder enthalten sie gar kein Aluminiumchlorid oder einen Anteil zwischen drei und fünf Prozent.
10. Mythos: Klimaanlagen machen krank.
Das stimmt durchaus. Belüftungsanlagen verteilen nicht nur die Luft gleichmäßig, sondern auch alles, was sich darin befindet – Gerüche oder Krankheitserreger wie Keime und Keime. Auch wer von draußen verschwitzt in einen stark klimatisierten Raum kommt, kann krank werden.
Im Kühlen stellt der Körper das Schwitzen ein, sodass er durch den Schweiß und die niedrige Raumtemperatur kurzzeitig unterkühlt. Das wiederum hat zur Folge, dass sich die Durchblutung der Rachen- und Nasenschleimhäute verringert und die Schleimhäute Bakterien und Viren nicht abwehren können. Ein Infekt mit Schnupfen, Husten und Halsweh kann die Folge sein.
11. Mythos: Nicht überhitzt ins kalte Wasser springen.
Der Sprung ins kühle Nass kann tatsächlich gefährliche Folgen haben. Denn oft ist nur die Wasseroberfläche angenehm warm und die Temperaturen tiefer sind kälter. Das Wasser entzieht dem Körper Wärme, man fängt schnell an zu frieren. Die Muskeln schmerzen und es kann zu Krämpfen und Kreislaufproblemen kommen.
Um dies zu verhindern, sollte man sich vor dem Baden immer abkühlen. Nur so kann der Körper sich an den Temperaturwechsel gewöhnen, ohne den Kreislauf zu sehr zu belasten.