Es geht um Frauen und um Tiermetaphern: Anna-Lena Hitzfeld legt sich im Studio Theater mit Klischees an.
Zur „Stutenbissigkeit“ findet sich ein Eintrag im bekannten Online-Lexikon. Von einer „abwertend auf Frauen bezogenen Tiermetapher“ liest man dort, bekannt seit dem 16. Jahrhundert, zunehmend verbreitet seit den 1990er Jahren. Anna-Lena Hitzfeld kennt den Text, trägt ihn vor, auf der Bühne des Studio Theaters, am Mittwochabend, bei der Premiere ihres Programms „Stutenbiss“.
Performance und Therapie
Sie sitzt auf einem Thron, der ein weißer Plastikstuhl ist, vor einem Raumteiler aus rosa Tüllstoff. Den Boden bedeckt ein Orientteppich, darauf: Etliche Reclam-Ausgaben von Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“, dem, so klärt die Künstlerin auf, berühmtesten „Bitch-Fight“, also Schlampenkampf, der Theaterliteratur. Frauen also, die sich gegenseitig in Stücke reißen würden. Weshalb, warum, und überhaupt: Ist das wirklich so, oder wird es nur behauptet – von Männern?
Anna Lena-Hitzfeld wurde geboren in Tübingen, wuchs auf in Waldenbuch, ist noch Mitglied des Stuttgarter Jugendtheaters JES. „Stutenbiss“ ist Solo-Performance und Therapie, inszeniert von ihr selbst unter dem Namen „purple pome granade“, in Zusammenarbeit mit dem Feministischen Frauengesundheitszentrum Stuttgart e.V., als performative Collage mit Bühnengästen. „Ich bin Anna-Lena“, sagt sie zuerst. „Ich bin eine Frau.“ Später dann: „Und ich bin Schauspielerin. Ihr müsst mich anschauen. Ich muss mich anschauen lassen. Ich hab’s geschafft!“
Frech und selbstbewusst
Da ist er schon, der trotzig strahlende, süffisante Ton, mit dem sie gegen das Klischee angeht. Sie legt sich an, mit allen Tiermetaphern, sie rappt, sie gackert und bellt; sie macht sich bewusst zur Projektionsfläche, rechnet ab mit dem fremdbestimmten Frauenleben, rebelliert in einer frechen, selbstbewussten Show, integriert die Auskünfte anderer Frauen als O-Ton in ihr Spiel, holt sich zuletzt eine „Gästin“ auf die Bühne. Zwei Frauen sitzen dann dort beisammen, sprechen von ihren Ängsten – einander zugewandt, ganz unbissig und solidarisch.
Stutenbiss. 1. und 2.10.: Centraltheater, Esslingen, 15. und 16.10.: Tempus fugit, Lörrach