Sie alle stehen am Flößersteg und hoffen, dass beim "Solidaritätsessen" am 20. Oktober Brücken zwischen Menschen entstehen können: Sabine Laabs-Buschbacher von der Erlacher Höhe (von links), Mona Weyrauch (Caritas-Zentrum Horb), Benjamin Volz (Erlacher Höhe), Gregor Holtgrewe (Bruderhaus-Diakonie), Andrea Dietrich (Diakonische Bezirkstelle Sulz), Sibylle Klink (AWO-Ortsverein Horb), Nicole Uhde (Katholisches Dekanat Freudenstadt) und Barbara Gunkel (Stadt Horb). Foto: Gezener

Verschiedene Einrichtungen aus Horb und Umgebung werden mit der Stadt Horb am Mittwoch, 20. Oktober, zwischen 11.30 Uhr und 13.30 Uhr vor der Markthalle auf dem Flößerwasen ein Solidaritätsessen veranstalten.

Horb - Auch wenn das Essen wichtig ist – beim "Solidaritätsessen" vor der Horber Markthalle wird die Betonung auf "Solidarität" liegen. Mit der Erlacher Höhe, der Bruderhaus-Diakonie, der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt (AWO), dem Katholischen Dekanat Freudenstadt, der Diakonischen Bezirkstelle Sulz schließen sich gleich mehrere Einrichtungen mit der Stadt Horb zusammen, um ein Zeichen gegen soziale Ausgrenzung und für Solidarität und Vielfalt zu setzen.

"Die soziale Ungleichheit nimmt in unserer Gesellschaft zu. Und die Pandemie hat die Isolierungs- und Ausgrenzungstendenzen verstärkt", sagt Sabina Laabs-Buschbacher von der Horber Außenstelle der Erlacher Höhe Freudenstadt. Auch die Digitalisierung, die mit der Pandemie an Schub gewonnen hat, erschwere sozial schlechter gestellten Menschen häufig das Leben. So habe sich zum Beispiel der Zugang zu Behörden oder anderen existenzsichernden Einrichtungen in den letzten eineinhalb Jahren erschwert. "Und das ist immer noch so", ergänzt Benjamin Volz von der Erlacher Höhe.

Geplant ist, dass das Essen ohne die Anwendung der 3G-Regel stattfindet. "Wir wollen das Angebot nämlich so niederschwellig wie möglich halten", sagt Nicole Uhde, Dekanatsreferentin beim Katholischen Dekanat Freudenstadt. Die Vorlage eines negativen Testergebnisses würde in diesem Zusammenhang "eine Hürde" darstellen, weshalb man auf die 3G-Regel verzichten wolle, sofern es die Corona-Lage zulasse.

Eine Voranmeldung wird es jedenfalls nicht geben. Für das Essen muss man zwar nicht bezahlen, es wird aber eine Spendenkasse aufgestellt, in der jeder seinen freiwilligen Spendenbeitrag einzahlen kann. Es werde Gerichte mit Fleisch und vegetarisches Essen geben. Das Essen wird dann vom "Windrädle", einem von der Erlacher Höhe mit Spendengeldern neu angeschafften Food-Anhänger, auf den Flößerwasen gebracht. Wer am "Solidaritätsessen" teilnehmen möchte, kann dies tun.

Vielfalt und Begegnung stehen im Vordergrund

"Jeder, aber wirklich jeder ist herzlich eingeladen. An dem Tag wird es dann in erster Linie um Vielfalt und Begegnung gehen", sagt Sibylle Klink vom AWO-Ortsverein Horb. Das sieht auch Migrations- und Sozialberaterin Mona Weyrauch vom Caritas-Zentrum Horb so: "Ganz egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht, Altersklasse oder Herkunft – alle sind willkommen." Es gehe darum, für sozial schwächer gestellte Menschen einzutreten. Und Barbara Gunkel, Integrationsbeauftragte bei der Stadt Horb, hofft am 20. Oktober auf eine diverse Gruppe: "Es wäre sehr schön, wenn vor der Markthalle Menschen zusammenkommen könnten, die sich sonst im alltäglichen Leben nicht so oft begegnen."

Soziale Ausgrenzung, Stigmatisierung oder Armut seien "gesamtgesellschaftliche Probleme", betont Laabs-Buschbacher. Außerdem sei jeder Mensch während der Pandemie in irgendeiner Weise von den Kontaktbeschränkungen und sonstigen Einschränkungen betroffen gewesen. "Wir wollen einfach etwas für die Menschen in Horb machen, um sie aus der Isolierung herauszuholen", erklärt Laabs-Buschbacher. "Dass die Problematik alle betrifft, merkt man nicht zuletzt daran, dass das ›Solidaritätsessen‹ von so vielen Einrichtungen organisiert wird", fügt Uhde hinzu.

Volz weist darauf hin, dass das Solidaritätsessen bei jedem Wetter stattfinden wird. Je nach Wetter- und Corona-Lage soll dann kurzfristig entschieden werden, "ob im Sitzen oder im Stehen gegessen wird". Jedenfalls werde es vor der Markthalle dann auch Info-Tische der teilnehmenden Einrichtungen geben, an denen die Angebote der Einrichtungen vorgestellt werden sollen.

Übrigens: Am Donnerstag, 21. Oktober, wird es von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr ein "Solidaritätsessen" vor der Stadtkirche in Freudenstadt geben. Und am Freitag, 22. Oktober, wird es von 9 bis 12 Uhr ein "Solidaritätsfrühstück" im Mehrgenerationenhaus im Familienzentrum Freudenstadt geben.

Das "Solidaritätsessen" am 20. Oktober in Horb findet im Rahmen der Aktionswoche "Armut bedroht alle" statt. Sie beginnt landesweit am 18. Oktober und endet am 22. Oktober. Organisiert wird sie von der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg. In dieser Woche soll insbesondere die Thematik der Armut vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie beleuchtet werden. Die Corona-Krise werde "ein Mehr an Zusammenarbeit und weltweiter Solidarität erfordern", meinen die Organisatoren der Aktionswoche. Und: "Niemand soll das Gefühl haben, allein zu sein. Dafür wollen wir auch mit unserer Aktionswoche 2021 in Baden-Württemberg ein deutliches Signal setzen."