Am 26. April vor 39 Jahren kam es zur Katastrophe bei Tschernobyl. Zum Jahrestag kam ein Dankschreiben in Rottweil an.
In einem offenen Brief dankt Irina Gruschewaya zum Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe, 26. April, den Bürgern von Rottweil für die „große und kontinuierliche Solidarität und die konkrete Unterstützung“ in den 35 Jahren deutsch-belarussischer Bürger-Partnerschaft.
1990 der Hilferuf Alles habe 1990 begonnen, „als unsere belarussische gemeinnützige Stiftung den Kindern von Tschernobyl angesichts der Tschernobyl-Katastrophe die internationale Gemeinschaft um Hilfe rief“, erinnert Gruschewaya. 72 Prozent der freigesetzten Radioaktivität aus dem havarierten Reaktor sei auf Belarus nieder gegangen, habe die Gewässer, Wälder und Felder, Pflanzen und Früchte, Tiere und Menschen verseucht.
„Unser Hilferuf damals wurde in Ihrer Stadt gehört. Von besorgten und tatkräftigen Bürgern, allen voran von der 1986 gegründeten Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung unter der Leitung von Angela Gessler“, schreibt Irina Gruschewaya weiter. Das erste Treffen 1990 sei der Beginn einer bis heute andauernden intensiven und vielfältigen Zusammenarbeit und wunderbaren Freundschaft über die Grenzen hinweg gewesen.
Mehr als 400 Kinder besuchen Rottweil
Viele Jahre seien „Tschernobylkinder“ aus der belarussischen Stadt Luninetz nach Rottweil zur Erholung gekommen, insgesamt mehr als 400 Kinder. In Rottweil sei ein großes Netzwerk der Hilfe entstanden: eine beispiellose Willkommenskultur, gemeinsame Freude und Freundschaften. „Der Aufenthalt der Kinder in Rottweil, bei denen sie nicht nur frische Luft, gesundes Essen und Zuwendung tankten“, blickt Gruschewaya zurück, „war für uns alle – für die Kinder, deren Familien, unsere Stiftung – ein wichtiger Hoffnungsschimmer“.
Zahllose Projekte Neben den Kindererholungen seien unzählige weitere gemeinsame Projekte ins Leben gerufen worden. Die Bürgerinitiative habe mit Jugendlichen internationale Zukunftswerkstätten zu den Themen Ökologie, erneuerbare Energien und Menschenrechte durchgeführt. Ein Theaterstück sei in Zusammenarbeit mit dem Zimmertheater einstudiert und aufgeführt worden. Behinderte und diabeteskranke Tschernobyl- Kinder hätten viele Jahre in Rottweil medizinische Hilfe und wichtige Schulungen und Unterstützung bekommen. „Die schwerbehinderte Olga ist eine von ihnen. Sie wurde als junges Mädchen in Rottweil operiert und arbeitet heute als Ärztin in Luninetz.“
Für Alte und Arme
Unterstützung habe es aus Rottweil zudem für den Altenclub und die Armenküche gegeben, für Kindergärten für behinderte Kinder, für Mädchen im Gefängnis in Gomel und für noch viele weitere soziale Projekte in Luninetz und Minsk.
„Es ist unmöglich, den ganzen Kreis aller Aktivitäten aufzuzählen. In allem wird die Bürgerinitiative von vielen Rottweiler Vereinen und Privatpersonen“ unterstützt, dankt Gruschewaya.
Auch an die Briefe an politische Gefangene, an Lesungen mit belarussische Autoren, die Unterstützung der ins Exil vertriebenen Belarussen und die Ausstellung über den Friedensnobelträger Ales Bialiatski erinnert Irina Gruschewaya.
Der Hoffnungsschimmer „Dass die Verbindungen zwischen den Bürgern von Rottweil, Luninetz und Minsk so lange andauernd und so stark und intensiv sind, das lässt unsere oft dunkle Welt hoffnungsvoller und heller erscheinen. Die Stadt Rottweil ist für uns ein ganz besonderer Ort, in dem die Menschenrechte geachtet und Widerstand gegen das Unrecht geleistet wird und die europäischen und demokratischen Werte der Menschlichkeit, Zuwendung und Solidarität durch viele Menschen gelebt werden. Rottweil mit seinen tollen Bürgern ist für uns eine Kraft- und Inspirationsquelle“.