Vertreter der evangelischen Kirche, der weltlichen Gemeinde und der Narrenzunft entzünden Lichter der Hoffnung. Foto: Fahrland

Zahlreiche Menschen nahmen am Samstagabend im 760-Einwohner-Dorf Boll an einer kurzfristig organisierten Friedensaktion teil.

Oberndorf-Boll - Gemeinsam hatten die evangelische Kirchengemeinde Boll-Bochingen und die Narrenzunft Boll Menschen aller Konfessionen just an den Ort eingeladen, wo am Donnerstagabend die Fasnet bereits mit einem besorgten Blick auf die Schreckensnachricht aus der Ukraine eröffnet worden war.

Diesmal fanden sich Elferrat, Hästräger und Personen in Straßenkleidung zusammen zum Friedensgebet. In einem großen Kreis säumten die Teilnehmer mit FFP2-Masken den Rathausplatz mit der Feuerschale am Fuße der Dorfkirche, hielten schweigend inne beim Glockengeläut zu Beginn.

Pfarrerin Friederike Heinzmann fasste in Worte, was sie und ihre Mitmenschen seit den russischen Angriffen auf die Ukraine bewegt, und führte aus, wie sich Solidarität mit den Leidtragenden und die durch Corona ohnehin eingeschränkte Fasnet trotz scheinbarer Widersprüche miteinander vereinen lassen.

Wut und Fassungslosigkeit

Sie sprach angesichts des Krieges in Europa vom Entsetzen, der Angst, Trauer, Wut, Fassungslosigkeit und Ohnmacht und suchte Hoffnung und Hilfe bei Gott im Gebet. "Nach zwei Jahren Corona wäre es so wichtig, das Leben zu feiern. Ein bisschen wäre es dieses Jahr sogar möglich. Zaghaft und vorsichtig. Und dann marschiert russisches Militär in die Ukraine ein." Doch als Narren und lebensfrohe Christen wolle man ein Zeichen setzen für Frieden, Freiheit, Demokratie, Solidarität und Lebensfreude. Diese lasse man sich nicht nehmen und setze sich gemeinsam dafür ein, dass sie auch anderen nicht genommen werde.

Nach der Schriftlesung aus der Bergpredigt, vorgetragen von Narrenzunft-Präsident Veit Heumann, wurden in der Stille Windlichter und Fackeln entzündet und Handy-Taschenlampen angeschaltet. Mit Heinzmann und Heumann beteiligte sich Ortsvorsteher-Stellvertreter Thomas Luthardt an den gereimten Fürbitten. Darin ging es um das kostbare Gut der Freiheit und Demokratie, um Einsicht und Erkenntnis für die Machthaber, gegenseitiges Verständnis, Gottes Gebot zur Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, ein Ende der Gewalt und gemeinsame Anstrengungen für den Frieden. Mit Glocken und Schellen wurden diese Gebetsanliegen bekräftigt, um sie für jedermann hörbar zu machen.

Mit einem gemeinsamen Vaterunser und dem Segen wurde das Friedensgebet beendet und die Teilnehmer zogen sich zügig in ihre Häuser zurück. Wenig später wurde ein Online-Angebot der Narrenzunft mit Filmbeiträgen freigeschaltet, das mit dem Inhalt der zuvor bestellten Fasnetstüte ein wenig für den ausgefallenen Bürgerball am Abend entschädigen sollte.