Solarenergie statt Ackerbau? In Mindersbach sieht man die Pläne des Regionalverbands äußerst kritisch. Foto: Heiko Hofmann

Die Pläne des Regionalverbands, in Mindersbach zwei große Flächen für Solaranlagen auszuweisen, stoßen in dem Nagolder Teilort auf wenig Gegenliebe. Das sind die Gründe.

Großfläche Photovoltaikanlagen auf freien Flächen? Diese Idee kommt in Nagold nicht so gut an. Also blieb der Gemeinderat seiner Auffassung von vor gut einem Jahr treu – und erneuerte seine damaligen Einwände gegen die nun fortgeschriebene Planung des Regionalverbands.

 

Wobei es nun eine gewichtige Veränderung gibt: Statt Vorranggebiete sieht die Regionalplanung nur noch Vorbehaltgebiete vor. Damit bliebe die Stadt Herrin des Verfahrens – Freiflächensolaranlagen bedürften in diesem Fall eines Bebauungsplans, den wiederum die Stadt Nagold ausarbeiten müsste.

Vor allem in Mindersbach stoßen die Planungen auf Kritik. Und auch in Mindersbach bleibt es bei der bisherigen Stellungnahme, die Ortsvorsteherin Heiderose Rück der Redaktion in diesen Tagen zukommen ließ.

Zwei Flächen sind ausgewiesen

Zum Hintergrund: Auf Mindersbacher Gemarkung sind zwei Flächen ausgewiesen: „PC14“ umfasst 22,6 Hektar und ist die drittgrößte Fläche im gesamten Nordschwarzwald. „PC15“ ist 15,2 Hektar groß. Beide Gebiete liegen südlich und südöstlich des Sportplatzes.

Der Ortschaftsrat verweist in seiner Stellungnahme darauf, dass es sich um Ackerböden handle und die Flächen auch von Mindersbacher Nebenerwerbslandwirten bewirtschaftet werden. Die Flächen gehörten in Mindersbach zu den wirtschaftlichsten und besten Böden. Regionale Produkte würden dort angebaut.

Ökologisch wertvolle Streuobstwiesen

Der Ortschaftsrat verweist allgemein auf die immer kleiner werdenden landwirtschaftlichen Flächen, durch Wohn- und Industriebauten. „Auch die hierfür erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen gehen in der Regel zu Lasten von landwirtschaftlichen Flächen“, heißt es weiter.

Ein zweiter Aspekt, den die Mindersbacher Ortschaftsräte ins Spiel bringen, ist die Landschaftspflege, die durch die Landwirte vorgenommen werde. Denn mit der Verpachtung des Ackerlands gehe oft auch die Pflicht der Grünpflege mit einher. Hanglagen und kleinparzellige Wiesenflächen würden so gemäht und damit die Natur vor Verbuschung geschützt. „Nicht selten“ handle es sich dabei um ökologisch wertvolle Streuobstwiesen.

Den „Einschnitt in das Landschaftsbild“ betrachtet der Ortschaftsrat als „zu gravierend“ – „anders als in Gegenden, wo die Anbauflächen pro Kultur wesentlich großflächiger sind.“

Viel zu massiv und nicht akzeptabel

Unter anderem geht der Ortschaftsrat auch auf das nahe gelegene Sportgelände ein, wo Tennis und Fußball gespielt werde und die Stadt auch den Bau eines Kunstrasenplatzes plant.

Das Gelände sei Naherholungsgebiet – „nicht nur für die Mindersbacher Bevölkerung.“ Auch Wanderwege sowie die Augenblickrunde des Naturparkes um Rotfelden führten mitten durch das Gebiet. Für PC15 wird zudem auf den Bienen-Lehrstand und private Schrebergärten im östlichen Bereich verwiesen.

Der Ortschaftsrat kommt zu dem Resümee: „Die Gesamtfläche ist für unsere ländliche, dörfliche Struktur viel zu massiv und von daher nicht akzeptabel.“

Keine Alternativ-Flächen in Mindersbach

Als Alternativen verweist der Ortschaftsrat darauf, dass grundsätzlich zuerst alle Dachflächen, bzw. Flächen, die bereits versiegelt sind mit PV-Anlagen bestückt werden sollten, bevor landwirtschaftliche Flächen verwendet werden. Als Beispiel bringt der Ortschaftsrat Deponien, Seitenhänge von Autobahnen und Parkplätze ins Spiel.

Andernfalls sollte auf „Unland, Grünland bzw. auf schlecht zu bewirtschaftende Flächen ausgewichen werden“. Solche Alternativ-Flächen habe Mindersbach aber nicht – „da bei uns viele Flächen als Naturschutzgebiet oder als FFH-Gebiet ausgewiesen sind“.

Schließlich fürchten die Ortsräte auch um den Frieden im Ort. Es könnte ein „sehr großer Unfrieden im Ort aufkommen“, wenn die Maßnahmen umgesetzt würden. Denn viele Teile der Bevölkerung seien betroffen. Und: „Die Meinungen hierzu gehen massiv auseinander.“