Auf den Bertholdshöfen zwischen Villingen und Schwenningen soll ein Solarpark entstehen. Foto: Marc Eich

Für den geplanten Solarpark auf den Bertholdshöfen in VS sollen die ersten politischen Pflöcke eingerammt werden. Was manche überrascht: Die geplante Fläche in Villingen ist nicht nur deutlich kleiner geworden, sie soll auch Landwirtschaft ermöglichen.

Zur Vorgeschichte heißt es in der Vorlage an die Mitglieder des Technischen Ausschusses im Gemeinderat, die am Dienstag, 29. April, dem Gremium vorgelegt werden soll: „Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH sind mit dem Wunsch an die Stadt getreten, im betroffenen Bereich eine „Erzeugungslandschaft Zentralbereich“ aus unterschiedlichen Anlagen erneuerbarer Energien zu errichten.“

 

Aufgrund der Rahmenbedingungen ist nach gegenwärtigem Stand eine Agri-PV-Anlage geplant. Hinzu können weitere Anlagen zur Speicherung der Energie treten. Vorgesehen sind bifaziale Module in Form einer Zaunanlage, die in einem Abstand von gut zwölf Metern zueinander errichtet werden.

Mit bifazialen Modulen sind Solarzellen gemeint, die nicht nur das Sonnenlicht nutzen, das von vorne auf die Zelle trifft, sondern auch reflektiertes Licht von der Rückseite, was zu einem höheren Ertrag führen soll. In der Sitzung soll die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Projekt beschlossen und das Beteiligungsverfahren in die Wege geleitet werden.

Könnte bei dem Vorhaben auch das Thema Wasserstoff eine Rolle spielen? Beim „könnte“ dürfte es vorerst bleiben, denn in der Vorlage an den Technischen Ausschuss wird diese Frage noch offen gelassen: „Wenn die Marktgegebenheiten sich für die Wasserstoffproduktion positiv entwickeln, könnte der Strom auch hierfür verwendet werden.“

Kein Umspannwerk

Aufgrund der geplanten Anordnung der Anlagen in verschiedene Teilbereiche, müsse kein Umspannwerk gebaut werden, wodurch eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme vermieden werden könne. Bei einem weiteren wesentlichen Aspekt gibt es ebenfalls noch keine Antwort: „Es wird im weiteren Planungsprozess geprüft, ob Batteriespeicher zu einer effizienteren Abgabe der erzeugten Energie in das Netz beitragen können.“

Mit dem Solarpark im Zentralbereich soll die lokale Erzeugung von erneuerbaren Energien erhöht werden. Dies sei ein zentrales Ziel des städtischen Klimaschutz-Prozesses. „Das Projekt ist wesentlich für die Ausrichtung der Stadt Villingen-Schwenningen auf eine klimaneutrale, kommunale Erzeugung.“

Der Gemeinderat unterstützte die Pläne und hatte bereits in seiner Sitzung vom 29. Januar seine Bereitschaft erklärt, die im Eigentum der Stadt befindlichen Flächen im Planbereich zur Verfügung zu stellen. 2020 wurde eine Potenzialanalyse über die Ermittlung von Vorrangflächen für Freiflächenphotovoltaikanlagen erstellt. Dabei kristallisierten sich insbesondere die Flächen im Zentralbereich nördlich der B 33 bis zur Villinger und Schwenninger Straße (L 173) heraus.

Wo und was geplant ist

Der aktuelle Planbereich ist etwa 34,7 Hektar groß (inklusive Straßen-/Wegeflurstücke) und befindet sich im Südosten von Villingen. Er erstreckt sich zwischen dem Gewerbe-/Industriegebiet Auf der Steig im Norden, der Siedlung Kopsbühl im Westen, den Bertholdshöfen im Osten sowie der B 33 im Süden. Insbesondere an den Rändern der Anlagenbereiche werden im weiteren Verlauf voraussichtlich Ausgleichsmaßnahmen vorzusehen sein. Die Flächen sind im Besitz der Stadt Villingen-Schwenningen, des Spitalfonds Villingen und privater Eigentümer.

Vogelschutzgebiet grenzt an

Das Plangebiet ist im Wesentlichen landwirtschaftlich genutzt. Innerhalb des Untersuchungsraumes, insbesondere im südlichen Bereich und im Umfeld der vorhandenen Gehölzgruppen, sei das Vorkommen von mehreren geschützten Vogelarten anzunehmen. Zudem grenze das Gebiet im Südosten an ein Vogelschutzgebiet an. Entsprechende gutachterliche Betrachtungen sind im weiteren Verfahren auf Grundlage einer konkretisierten technischen Planung vorzunehmen. Hieraus werden dann notwendige Maßnahmen zum Ausgleich entwickelt.

Der Solarpark sorgt für Diskussionen, seitdem die Pläne für das Vorhaben bekannt wurden. Nicht zuletzt hatte sich auch die Bürgerinitiative zum Erhalt der Bertholdshöfe gegründet. Hauptkritikpunkte waren und bleiben: der Wegfall von Naherholungsfläche und landwirtschaftlich genutzter Fläche.

Was Bernhard Bolkart sagt

In der Vorlage wird dagegen ausdrücklich betont, dass eine landwirtschaftliche Nutzung nach wie vor möglich sei. Was sagt Bernhard Bolkart dazu, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes? Zunächst wundert sich auch Bolkart im Gespräch mit unserer Redaktion über die deutlich geschrumpfte Planfläche und den für ihn völlig neuen Agri-PV-Ansatz. Bleibt abzuwarten, meint er, wie dieser ausgelegt werde, denn da gebe es große Qualitätsunterschiede. „Bei manchen Anlagen laufen ein paar Alibi-Schafe unter den Modulen herum, bei anderen ist tatsächlich eine ordentliche landwirtschaftliche Nutzung möglich.“

BI bleibt bei ihrer Ablehnung

Die BI zum Erhalt der Bertholdshöfe wundert sich zwar auch, was Flächenkulisse und eine mögliche Agri-PV-Ausrichtung anbelangt. Viel zu sagen gebe es vor der Sitzung jedoch nicht. Nur soviel: „Wir bleiben bei einer Ablehnung.“ Und einer Priorisierung von PV-Modulen auf Dächern und über Parkflächen.