Teils schwer bewaffnet steht die Polizei am Tatort. Dort hatte ein 27-Jährige seinen Vater erschossen. Foto: Eich

Schreckliches Familiendrama kurz vor Weihnachten in Neukirch: Am Donnerstag hat ein 27-Jähriger bei einem Streit in dem Teilort von Furtwangen auf seinen Vater geschossen – dieser erliegt am Heiligabend seinen Verletzungen. Der mutmaßliche Täter kann nach kurzer Flucht gefasst werden.

Furtwangen-Neukirch - Es ist eine Tat, welche die Bewohner des 1800-Seelen-Ortes sprachlos macht: Am Tag vor Heiligabend kommt es in einem Haus am Rande von Neukirch zu einem Streit innerhalb einer Familie – am Ende ist ein 61-Jähriger tot. Was war passiert?

 

Bedrohliche Einsatzlage für Polizei

20.30 Uhr: Um diese Uhrzeit erhalten erhält die Integrierte Leitstelle einen Notruf: In einem Haus, welches in der Nähe des Sportplatzes liegt, ist ein Schuss gefallen, ein Mann liegt blutend am Boden – offenbar angeschossen vom eigenen Sohn. Wie die Polizei später mitteilt, soll dies nach einem Streit passiert sein, der sich im Laufe des Abends zuspitzt. Während die Rettungskräfte aus dem angrenzenden Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald an die Einsatzstelle beordert werden, informiert man die Polizei. Die Lage zu diesem Zeitpunkt ist unübersichtlich. Seitens der Beamten wird von einer bedrohlichen Einsatzlage gesprochen – auch deshalb, weil der mutmaßliche Täter mit dem Auto geflüchtet ist. Ob bewaffnet oder nicht ist zu diesem Zeitpunkt wohl noch unklar. Die Folge: Aus der gesamten Region werden Polizeikräfte zusammengezogen. Bereitschaftspolizisten, die wohl zufällig in der Nähe sind, fahren den Tatort an. Gleichzeitig wird eine Fahndung nach dem mutmaßlichen Schützen gestartet. Die Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft.

Amok-Ausrüstung wird angelegt

20.45 Uhr: Erste Kräfte haben sich am Tatort einen Überblick verschafft. Hier kämpfen sie um das Leben des Familienvaters. Schnell ist klar, dass die Lage ernst ist. Währenddessen läuft die Fahndung nach dem flüchtigen Sohn. Am Tatort legen die Polizisten die Amok-Ausrüstung an. Für die Polizeikräfte wird am Sportplatz ein Sammelplatz eingerichtet.

21 Uhr: Eine Landstraße in der Nähe von Gutach im Breisgau. Offenbar über das Simonswälder Tal war der 27-Jährige in Richtung Landkreis Emmendingen geflüchtet. Nach rund einer halben Stunde endet die Flucht. Polizeikräfte können den mutmaßlichen Schützen aufspüren, er lässt sich nach Polizeiangaben widerstandslos festnehmen. Etwa zum gleichen Zeitpunkt wird der Rettungshubschrauber Christoph 11 an die Einsatzstelle gerufen.

Feuerwehr leuchtet den Landeplatz aus

21.15 Uhr: Die Feuerwehr mit Fahrzeugen der Abteilungen Neukirch und Furtwangen treffen am Sportplatz ein. Hier leuchten sie für den Rettungshubschrauber eine Wiese aus, um ihm das sichere Landen zu ermöglichen. Es wird nichts unversucht gelassen, das Leben des 61-Jährigen zu retten. Das Opfer ist mit dem Rettungswagen vom Tatort zum Landeplatz gebracht worden, wird von einem Notarzt weiter behandelt, während die Polizei am Tatort erste Spuren sichert.

21.30 Uhr: Die Neukircher schrecken auf, als am Himmel der Hubschrauber erscheint. Im Tiefflug verschafft er sich zunächst einen Überblick vom Landeplatz, den die Feuerwehr ausgeleuchtet hat. Kurz darauf erreicht die Maschine den Boden, die Crew stapft durch den Schnee zum lebensgefährlich verletzten Patienten.

61-Jähriger stirbt an Heiligabend in der Klinik

21.45 Uhr: Mithilfe von Kräften der Feuerwehr wird der 61-Jährige zum Hubschrauber getragen, kurz darauf hebt Christoph 11 in Richtung des Schwarzwald-Baar-Klinikums ab. Dort kämpfen die Ärzte über Stunden um das Leben des Familienvaters. Vergeblich. Er stirbt am Morgen des 24. Dezembers – Heiligabend.

Währenddessen untersucht die Polizei den Tatort, vernimmt die Familienmitglieder. Im Laufe des Abends ist auch die Psychosoziale Notfallversorgung vor Ort, um die geschockten Angehörigen zu betreuen. Draußen stehen weiterhin teils schwer bewaffnete Polizisten der Bereitschaftspolizei, die aber schließlich gegen 22.20 Uhr abrücken. Fast zwei Stunden nach dem ersten Notruf ist die Lage klar – die Ermittlungsarbeit und die Suche nach dem Motiv beginnt.

Und der mutmaßliche Täter? Der wird, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressemitteilung an Heiligabend erklären, einem Haftrichter vorgeführt. Dieser erlässt einen Haftbefehl – der 27-Jährige kommt in Untersuchungshaft. Dort wird er Weihnachten verbringen – und vermutlich noch einige Zeit länger.