Betriebe der Baar machen viel Umsatz in Asien und gerade China ist für viele ein wichtiger Handelspartner. Doch wie gut sind die Unternehmen auf Krisen vorbereitet? Unsere Redaktion hat bei Unternehmen auf der Baar nachgefragt.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat gezeigt, wie verhängnisvoll die Abhängigkeit der Wirtschaft von einzelnen Staaten sein kann. Zugleich war die Volksrepublik China nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Geschäftsjahr 2022 zum siebten Mal in Folge wichtigster Handelspartner der deutschen Wirtschaft. Waren im Wert von knapp 300 Milliarden Euro wurden demnach zwischen Deutschland und China ausgetauscht.
Auch für Unternehmen auf der Baar ist das Geschäft mit China von großer Bedeutung. Doch wie gehen diese mit den aktuellen Problemen im Handel mit China um? Und wie bereiten sie sich auf eine geopolitische Eskalation vor? Wir haben bei den Betrieben nachgefragt.
Sick Für den Sensor-Marktführer Sick ist China von „großer Bedeutung“, wie Geschäftsführer Mats Gökstorp auf Anfrage schriftlich mitteilt. Das Unternehmen vertreibt dort Sensorlösungen für die Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation. Neben Deutschland und den USA gehört China demnach zu den drei Ländern, in denen Sick den höchsten Umsatz erzielt, Tendenz steigend. Im Asien-Pazifik-Raum ist der Umsatz des Unternehmens 2022 am stärksten gestiegen – um 13,9 Prozent auf nun 583 Millionen Euro. „Die Nachfrage an Technologielösungen für die Industrie-, Logistik- und Prozessautomation, die speziell auf die Bedürfnisse der chinesischen Kunden zugeschnitten sind, wächst“, schreibt Gökstorp.
Und auch für das Geschäftsjahr 2023 rechnet der Geschäftsführer mit einem Wachstum „im niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ auf dem chinesischen Markt. Dennoch sieht Gökstorp auch die Risiken: Die Nachwirkungen des chinesischen Corona-Lockdowns machten das Geschäft nach wie vor „etwas volatil“, auch wenn der Geschäftsführer eine Stabilisierung im laufenden Jahr 2023 erwartet. Angesichts der geopolitischen Risiken rund um den China-Taiwan-Konflikt vermeide Sick außerdem Abhängigkeiten, indem es Materialien aus unterschiedlichen Quellen beziehe. Und auch beim Umsatz verlasse sich das Unternehmen nicht nur auf einzelne Regionen.
Dazu haben auch die Krisen der vergangenen Jahre noch einmal beigetragen: „Wir haben im Rahmen der Unsicherheiten der letzten Jahre unser gesamtes Geschäft noch intensiver als schon zuvor auf mögliche Krisen ausgerichtet“, meint Gökstorp. Trotz der Erfahrungen mit Russland sieht Gökstorp im Handel mit China weiterhin eine Chance, die über das rein Geschäftliche hinausgeht. So glaube sein Unternehmen „grundlegend daran, dass starke globale Geschäftsbeziehungen Brücken bauen und einen Beitrag zu Verbundenheit und dem Teilen ähnlicher Werte leisten können“.
IMS Gear Auch der Automobilzulieferer IMS Gear konnte 2022 ein Umsatzplus in seinem China-Geschäft verzeichnen – um 40 Millionen Euro auf 130 Millionen Euro. Das teilt IMS Gear-Vorstand Dieter Lebzelter auf Anfrage schriftlich mit. Damit nimmt die Volksrepublik für IMS Gear einen ähnlichen Stellenwert wie die USA und Mexiko ein, wo das Unternehmen insgesamt 150 Millionen erwirtschaftete. Und auch für das laufende Geschäftsjahr erwartet Lebzelter ein Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent in China: „Die Umsatzzahlen des ersten Jahresquartals 2023 zeigen, dass wir in unserem Zielkorridor liegen.“
Von seinem Werk im chinesischen Taicang aus produziert das Unternehmen für den chinesischen Markt, vor allem für die Automobilbranche. Zur Produktpalette zählen elektromechanische Getriebe und Antriebskomponenten im Bereich Lenken und Bremsen sowie Verstell-Antriebe für Komfortausstattungen in Fahrzeugen. 1400 Mitarbeitende der Firma sind im Ausland angestellt. Seine mittel- bis langfristige Strategie für das China-Geschäft hat das Unternehmen laut Lebzelter „nicht grundlegend“ geändert. Während der Corona-Pandemie habe IMS Gear sie lediglich situativ angepasst.
Auf Krisen vorbereitet
Das Worst-Case-Szenario,
also der schlimmste anzunehmende Fall, wäre aus Sicht des Sick-Geschäftsführers Mats Gökstorp eine Eskalation des Konflikts zwischen China und Taiwan. In diesem Fall rechnet er mit „größeren weltökonomischen Verwerfungen“ und einer Unterbrechung der Lieferketten von Halbleitern weltweit. Sick versuche, sich so gut wie möglich darauf vorzubereiten: „Wir arbeiten aktuell daran, unseren Risikobestand an kritischen Halbleitern zu steigern, um kurzfristige Eskalationen gut überstehen zu können“, schreibt Gökstorp.