Orschweirer Fasent in der Mahlberger Halle – passt das zusammen? Die Narren waren skeptisch und nahmen den neuen Ort beim Bunten Abend ordentlich aufs Korn. Die Sorgen waren unbegründet: Die Hornig boten beste Unterhaltung, die viel Beifall erhielt.
Schon bevor es losging, sorgte der Musikzug Orschweier – verkleidet als Schlossgeister – mit seinem Leiter Simon Ruf ordentlich für Stimmung. Hornig-Oberzunftmeister Volker Kern schilderte zur Begrüßung seine Schwierigkeiten mit dem neuen Ort. Jahrelang hatte er sich als Mahlberger auch unter den widrigsten Umständen nach Orschweier zur Fasent aufgemacht – und wieder zurück. Nun wohne er seit drei Jahren in Orschweier – und die mühsame Reise beginne jetzt wieder von vorne, nur in umgekehrter Richtung. Aber, so erklärte es Zeremonienmeister Tim Bauer zuversichtlich: „Wir sind da ganz flexibel.“
Seit dem 11. November regiert Fasentpinz Rene Aigner, der den Titel schon einmal tragen durfte, über die Orschweirer Narren. Am Bunten Abend wurde nun enthüllt, wer ihm dabei als Prinzessin zur Seite stehen wird: Janah Schaub. Schon als ganz kleines Jockeli habe sie, die inzwischen viele Stationen bei der Zunft durchlaufen hat, davon geträumt, Prinzessin zu sein, erklärte sie in ihrer Ansprache. Ihre ältere Schwester Lisa Whelan war bereits 2023 zur Fasentprinzessin gekrönt worden. Mit Janah Schaub und Rene Aigner regieren nun „zwei echte Orschweirer Kinder“, nachdem vergangenes Jahr zwei Mahlberger das Zepter hatten.
Nach der Regierungsansprache zeigten die 14 Mitglieder der Prinzengarde unter anderem zu „Major Tom“ unter der Leitung von Tanja Siefert ihr Können. Sie und der nachfolgende Tanz der Hästräger unter der Leitung von Petra Anselm und Juliane Huser stimmte das Publikum perfekt auf die Fasent und den Abend ein.
Bernd Dosch kuriert als „Bergdoktor“ die Fasentsleiden
Für Lacher sorgte der Bergdoktor Martin Gruber alias Bernd Dosch, der stilgerecht in einem Mercedes aus Pappe einfuhr. Die Absage des Umzugs der Hornig sowie die Verlegung der Orschweirer Fasent nach Mahlberg hatten zu vielen Krankheitsfällen und Panikattacken im „Bergdorf Mahl-Berg“ geführt. Während den Mahlbergern (Melanie Schmitt) vor den Jockeli und Kühen Angst und Bange wurde, fragten sich die Orschweierer (Annika Kiesel), wie sie in einer Stadt, „die nicht mal Girlanden auf der Straße hat“, Fasent feiern sollen. Doch Grubers Freund Alexander Kahnweiler (Achim Berner) beruhigte die Gemüter: Die beiden Orte gehörten doch schon seit 50 Jahren zusammen. Mit einem Lied zur Melodie von „Ich war noch niemals in New York“ stimmte er beide Gruppen auf die Fasent ein, bis schließlich auch das Publikum mitsang: „Einmal verrückt sein und in Mahlberg Fasent tun“.
„Verrückt sein“ war auch das Motto der Narrenteenies. Sie hatten, verkleidet als Hutmacher, „Alice im Wunderland“ zum Thema ihres Tanzes erkoren. Sie erhielten viel Applaus und Leiterin Leonie Obergföll von ihren Schützlingen viel Dank.
Helikoptermütter, Autofahren, die Ehe und die sozialen Medien nahmen die „Alten Wieber“ unter der Leitung von Anita Obergföll und Silke Baum aufs Korn. Wenn auch der Unterschied von „Twitter“ und „Gewitter“ manchen von ihnen nicht so ganz klar schien und auch Unklarheit darüber herrschte, wo genau man so einen USB-Stick hineinschiebt.
Bei „Avatar“ tanzen die Elemente kraftvoll mit ihren Besonderheiten
Ein Fest der Farben, Eleganz und Kraft war der Auftritt vom Narrenballett zum Thema „Avatar – Der Herr der Elemente“. Jedes der vier Elemente, die der Avatar (Nico Obergföll) wieder vereinen sollte, wies dabei seine eigene Besonderheit auf: Das Wasserelement beeindruckte mit leuchtenden Flügeln, die Luft mit eleganten Bändern, die Erde mit Schleuderbällen und das Feuer mit Stofffächern. Die Truppe unter der Leitung von Justine Jörger erhielt dafür viel Applaus.
Zum Lachen brachten „Hilde und Karl“ alias Anna Sehrer und Dirk Krella ihr Publikum, indem sie die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zum Thema Fitness und Schönheit humorvoll-überspitzt zeigten.
Als letzter Auftritt vor der Pause lud das Hornigballett als Papageien verkleidet zur Dschungelparty nach Rio ein. Farbenfroh und elegant wirbelten sie über die Bühne mit der strahlenden Prinzessin Janah Schaub in ihrer Mitte. Sie sowie Leonie Obergföll und Anna Weber hatten die Leitung inne.
„Das Supertalent“ mit „Heidi Klum“, „Dieter Bohlen“ und “Jorge González“ begeistert
„Das Supertalent“ suchte der Narrenrat. Models, Tänzer, Deutsch-Amerikaner mit einer Lasso-Show und die Band Feschtbänkler hatten ihren Auftritt. Doch, wie Moderator „Daniel Hartwich“ am Ende – zu seiner eigenen Verblüffung – mit einem Stimmungsbarometer auf dem Handy feststellte: Niemand erhielt vom Publikum so viel Applaus wie die Jury mit „Dieter Bohlen“, „Heidi Klum“ und „Jorge González“. Die Feschtbänkler jedoch kamen so gut an, dass sie am Ende noch eine Zugabe geben mussten, in die spontan der Musikzug mit einstieg. Die Halle bebte. Für Text und Regie war Tim Bauer verantwortlich.
Den „Dia de los Muertos“, den „Tag der Toten“, brachten die Zunftballerinas unter der Leitung von Anna Vögle und Luisa Sohm auf die Bühne. Mit beeindruckenden Kostümen boten sie einen anmutigen Tanz, den das Publikum mit viel Beifall honorierte.
„Frauen von Böcklin“thematisieren dasStadtgeschehen
Die Premierendarbietung der „Frauen von Böcklin“ war im vergangenen Jahr unter dem Motto „Schlossherr sucht Frau“ so gut angekommen, dass der Schlossherr von Türckheim-Böhl sie persönlich eingeladen hatte, um sich zu bedanken. Auch dieses Jahr war ihr Auftritt unter der Leitung von Ramona Wild wieder einer der Höhepunkte des Abends. Gekonnt nahmen sie das Stadt- und Dorfgeschehen aufs Korn. Sei es der ausgefallene Umzug, die missglückte Essenspiepser-Neuerung beim Knoblauchfest oder das neue Tafelsilber der Stadt: die Gelben Säcke.
„Ich kann nichts dafür – ich bin halt von Mohlburg und nid von Orschwier“, diesen Satz von Sophie üs Mohlburg (Anita Obergföll) sprach das Publikum begeistert mit, als sie die neuesten Katastrophen aus ihrem Leben schilderte.
Einen märchenhaften Tanz bot das Männerballett mit dem Thema Aladdin, der beim Dschinn drei Musikwünsche frei hatte. Mit diesen verbreiteten die Männer unterder Leitung von Anne Sehrer als Prinzessin Jasmin mit einer großen Portion Humor beste Stimmung. Sie heizten dem Publikum zum Abschluss nochmals so richtig ein.
Die Ehrengäste
Die Narrengilde Wyhl ist die Patenzunft der Orschweierer Narrenzunft. Ihre Fahnen hingen beim Bunten Abend zusammen mit denen der Hornig. Jetzt jedoch wurde die Wyhler Fahne erneuert, sie zeigt nun beide Hästräger. Feierlich übergab Obernarrenvogt Jens Röttele den Hornig, die neue Fahne. Weitere Ehrengäste des Abends waren unter anderem Bundestagsabgeordnert Yannick Bury, Bürgermeister Dietmar Benz und Freiherr von Türckheim-Böhl.