Online-Marketing ist für die Touristik Bad Wildbad unerlässlich. Dennoch steht das Budget dafür auf der Kippe. Dabei sei eines klar: „Ohne Google geht gar nix!“
Bad Wildbad hat die Corona-Pandemie hinter sich gelassen. Zumindest beim Tourismus. Denn bei den Übernachtungszahlen sei man 2024 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen, verkündete Stefanie Bott, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, bei der Präsentation des Sachstandsberichtes der Touristik. Bott sieht ein sogenanntes „Overpricing“, also überhöhte Preise, im Mittelmeerraum wie etwa in Italien oder in der Türkei und hofft, dass Bad Wildbad und der gesamte Schwarzwald davon profitieren kann. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete man ein Plus von 1,64 Prozent bei den Ankünften. Darunter seien viele Spanier, die der Hitze ihres Heimatlandes entfliehen würden. Als negativ bemängelte sie, dass es noch immer keine Übernachtungsmöglichkeiten im Familienbereich gebe.
Rekord bei Enzbeleuchtung
Die Touristik-Chefin gab noch einen Überblick über die eigenen Angebote wie Stadtführungen, Genusstouren und weitere sowie über die Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Klötzlestage, Enzbeleuchtung und mehr. Bei der Enzbeleuchtung habe man mit mehr als 7000 Besuchern einen neuen Rekord aufgestellt. „Ohne die vielen freiwilligen Helfer würde es nicht funktionieren“, sagte sie. Für das kommende Jahr steht steht bereits der Termin fest: Die Enzbeleuchtung 2026 findet am 4. Juli statt. Auch das Datum für den diesjährigen Weihnachtsmarkt verriet Bott: vom 11. bis zum 14. Dezember. Außerdem soll es auch den beliebten Lichterzauber auf dem Baumwipfelpfad wieder geben, zudem soll in diesem Jahr auch die Hängebrücke Wildline beleuchtet werden. Zwischen den beiden Attraktionen auf dem Sommerberg soll es eine – ebenfalls beleuchtete – Verbindung geben und auch der Kurpark soll eingebunden werden. Das Thema Heiraten werde immer wichtiger, deshalb freut sie sich, dass es mit dem Vogelhaus einen neuen Ort gibt, an dem geheiratet und anschließenden gleich gefeiert werden kann. Zudem wies sie auf die Hochzeitsmesse statt, die am 30. November stattfinden wird. Bott stellte auch einige Neuerungen vor. So gibt es seit einigen Wochen den „Fotopoint“ mit „Bad Wildbad“-Schriftzug, eine neue Rad-Servicestation an der Touristik, eine neue Himmelsschaukel sowie als Versuch am 10. Oktober einen „Kino Express“, mit dem die Bewohner und Besucher aus den Höhenorten ins Bad Wildbader Kino gebracht werden.
Zuschuss steht auf der Kippe
Die Touristik erhielt von der Stadt einen Marketingzuschuss in Höhe von 100 000 Euro. Dieser wurde zu einem großen Teil ins Online-Marketing gesteckt. Rund 64 000 Euro flossen an Google, in Spots, soziale Netzwerke, clickbasierte Kampagnen und mehr. Und dies mit Erfolg. Wie Bott verkünden konnte, steige die Zahl der Fans und Follower auf Instagram und Facebook stetig an und liege zum 22. September bei 20 599 auf Facebook und 6683 bei Instagram. Sie brach eine Lanze für diese Marketingausgaben: „Wir brauchen das Budget, wir müssen sichtbar sein.“ Das sei nur ein „Tropfen auf den heißen Stein, ohne Google geht gar nix“, ist sie sicher.
Rita Locher (FW) sagte, dass man die steigende Zahl von Fans und Followern auch mit „viel Geld“ erreicht habe. Unter anderem durch die Corona-Soforthilfe habe man „in vier Jahren ein Budget von über 500 000 Euro“ gehabt. Diese 100 000 Euro Marketingzuschuss gebe es nicht mehr, man bekomme keine Leistungen mehr vom Land, die man weitergeben könnte. „Wir haben schwierige finanzielle Jahre vor uns“, sagte sie weiter und wollte wissen, „welche Wertschöpfung haben wir denn?“. Da sprach sie die Übernachtungszahlen an, aber auch die Kurtaxe und weitere Gelder. Man müsse auch hier einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten und deshalb „mit offenen Karten spielen“.
Übernachtungszahlen stimmen nicht
Bott warnte davor, die Übernachtungszahlen als alleiniges Merkmal für den Erfolg anzusehen. „Die Zahl der Übernachtungen stimmt nicht“, sagte sie. Es gebe in Bad Wildbad „schwarze Schafe“, die wohl nicht alle Übernachtungen melden würden. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt sie, dass immer wieder Gäste in die Tourist-Info kommen würden, die zwar in Bad Wildbad übernachten aber keine Gästekarte bekommen haben. „Das fällt immer mal wieder auf“, so Bott. Dabei wolle sie „nicht immer Absicht unterstellen“, sicher werde es auch mal vergessen. Aber dadurch fehlten Einnahmen aus der Kurtaxe, die wiederum eigentlich für Marketingmaßnahmen verwendet werden könnten. Zudem gebe es bei den Übernachtungszahlen noch ein weiteres Problem. Es gebe Häuser, die mehr Zimmer zur Verfügung hätten, als die Betreiber überhaupt belegen. Da diese immer leerstehenden Zimmer aber offiziell gemeldet seien, schlage sich das auf die Auslastungsbilanz nieder „Ohne Budget wird’s im Online-Bereich nicht gehen“, erwiderte Bürgermeister Marco Gauger. Es sei ein „zu hohes Risiko, sich da komplett zurückzuziehen“. Man sei am überlegen, „welches Budget wir machen“. Bott ergänzte, dass es wichtig sei, die Wertschöpfung im Ort zu halten. Allerdings sei es schwierig zu messen, wie erfolgreich die Kampagnen seien. „Wir wissen nicht, ob der Gast das Angebot direkt annimmt“ oder ob er eventuell erst Wochen oder Monate später buche, so die Touristik-Geschäftsführerin weiter.