Ausgezählt: Nicht für jeden lief die Landtagswahl zufriedenstellend.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Baden-Württemberg hat gewählt, die Landtagsmandate sind verteilt. Doch wie haben die örtlichen Wahlkreis-Kandidaten in der Stadt Calw abgeschnitten? Wer darf sich freuen, wer sollte vielleicht in sich gehen? Wir geben einen Überblick.

Calw - Es wäre sicher nicht übertrieben, würde man die Landtagswahlen in diesem Jahr als ungewöhnlich bezeichnen. Auch wenn es kaum noch ausgesprochen werden muss: Natürlich hatte die Corona-Pandemie auch hier wieder ihre Auswirkungen.

Die Hygieneregeln und -vorbereitungen stellten dabei noch den kleineren Unterschied dar – obwohl diese Einfluss auf die gravierendste Veränderung hatten: die Zahl der Wahllokale. Statt sonst 17 waren es nur elf. Einerseits, weil es beispielsweise nicht in allen bisher genutzten Gebäuden ausreichend Platz gibt, um den Abstand zueinander einhalten zu können. Andererseits wegen des hohen Anteils an Briefwählern, der erwartet wurde.

Letzteres machte sich bemerkbar: In Calw wurde die Zahl der Briefwahlbezirke von drei auf neun erhöht. Durchaus angemessen. Denn während bei der Landtagswahl 2016 lediglich rund 18,4 Prozent der Calwer Wähler ihre Stimme per Post abgaben, waren es 2021 etwa 52,9 Prozent – was beinahe einer Verdreifachung entspricht.

Ein Vergleich der einzelnen Bezirke mit den Vorjahren wird dadurch deutlich schwieriger – auch, weil die Briefwahlbezirke bunt gemischt sind. Mit anderen Worten: In jedem Briefwahlbezirk könnten Wähler aus jedem Calwer Teilort enthalten sein.

Einige Vergleiche lohnen sich dann aber doch – zum Beispiel innerhalb des Landkreises mit seinen 25 Städten und Gemeinden oder hinsichtlich der Gesamtergebnisse.

Die Wahlbeteiligung in Calw fiel übrigens deutlich ab: Statt 68,6 Prozent im Jahr 2016 gaben nur 60,8 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimmen ab.

Zu den klaren Gewinnern gehören wie im Land, so auch in der Stadt Calw, eindeutig Johannes Schwarz und "seine" Grünen – obwohl sein Ergebnis in Calw mit 31,5 Prozent hinter dem Landesergebnis (32,6 Prozent) zurückbleibt. Trotzdem darf er sich hier über einen Zuwachs von zwei Prozentpunkten im Vergleich zu 2016 freuen. Im Kreisvergleich liegt das Ergebnis in der Stadt indes auf Platz fünf. Besonders viele Stimmen in der Stadt bekam er im Briefwahlbezirk 9 (39,6 Prozent), besonders wenige im Wahllokal Heumaden Werkrealschule (Turnhalle) (19,6 Prozent). Überhaupt scheinen viele Grünenwähler das Votum per Brief zu bevorzugen: In keinem der neun Briefwahlbezirke blieb Schwarz unter seinem Gesamtergebnis. Übrigens: Wäre nur in der Stadt gewählt worden, hätte er Thomas Blenke und dessen CDU locker von Direktmandat-Thron gestoßen. Doch dazu mehr im nächsten Absatz.

Auch in Calw musste die CDU kräftig Federn lassen: Mit einem Ergebnis von 24,9 Prozent schlug Kandidat Thomas Blenke – der sich trotz herber Verluste wieder das Direktmandat im Wahlkreis sicherte – zwar das Landesergebnis von 24,1 Prozent, blieb aber deutlich hinter den Grünen. Drei Prozentpunkte weniger als 2016 waren es am Ende – und das viertschlechteste Resultat im Kreisvergleich. Nur in Bad Herrenalb, Dobel und Unterreichenbach stimmten weniger Wähler für ihn. Wie groß die Schwankungen auch innerhalb des Stadtgebiets waren, zeigen die Bezirke Rathaus (13,3 Prozent) und Schwarzwaldhalle Altburg (30,8 Prozent).

Als deutlichster Verlierer sticht AfD-Kandidat Miguel Klauß hervor: Sechs Prozentpunkte büßt die AfD in Calw im Vergleich zu 2016 ein und fällt auf 11,1 Prozent. Kreisweit holte er nur in vier anderen Gemeinden (Simmozheim, Ostelsheim, Gechingen Enzklösterle) schlechtere Werte. Dennoch liegt er damit vor dem Landesergebnis der Partei (9,7 Prozent) – und zieht, nebenbei bemerkt, über ein Zweitmandat auch in den Landtag ein. Am meisten Stimmen holte er im Wahlbezirk Heumaden Werkrealschule (Turnhalle), wo er mit 19,6 Prozent mit den Grünen gleichzieht. Am wenigsten räumte er im Briefwahlbezirk 3 ab: gerade einmal magere 5,2 Prozent. Überhaupt: AfD-Wähler scheinen mindestens in Calw den persönlichen Urnengang zu bevorzugen. In keinem der neun Briefwahlbezirke kam Klauß auf mehr als 6,9 Prozent.

Philipp Göhner gehört ebenfalls nicht gerade zu den Siegertypen in der Stadt – zumindest hinsichtlich der Landtagswahl. Rund 3,6 Prozentpunkte verliert die SPD im Vergleich zu 2016 und kommt damit auf 8,5 Prozent. Im kreisweiten Vergleich landet er damit aber immer noch – zusammen mit Althengstett und Bad Herrenalb – auf dem sechsten Platz. Landesweit holte die SPD dagegen 11,0 Prozent. Am besten schnitt Göhner auf dem Wimberg (13,5 Prozent), am schlechtesten in Holzbronn (4,7 Prozent) ab.

Freuen darf sich Herbert Müller: Rund einen Prozentpunkt legt er gegenüber 2016 in Calw zu. Kreisweit gesehen ist sein Ergebnis in der Stadt dagegen eher schlapp: Weniger Stimmenanteile erhielt er nur noch in Oberreichenbach und Bad Teinach-Zavelstein. Landesweit gab es 10,5 Prozent für die FDP. Die Bandbreite innerhalb der Calwer Wahlbezirke ist jedoch auch für die Partei groß. Sie reicht von 15,4 Prozent in Holzbronn bis 5,7 Prozent im Briefwahlbezirk 4.

Erhard Hofmann holte mit 3,7 Prozent für die Linken ein anständiges Resultat in Calw, das sogar hauchdünn über dem Landesergebnis (3,6 Prozent) liegt. Mehr Stimmenanteile gab es im Wahlkreis nur in Dobel (3,9 Prozent). Denkbar, dass Hofmanns Gemeinderatsmandat in der Stadt seinen Chancen zugute kam. Doch auch in Calw schwanken die Werte stark – von 10,0 Prozent (Briefwahlbezirk 2) bis 1,1 Prozent (Briefwahlbezirk 9).

Als großer Gewinner darf in der Stadt sicher Martin Handel bezeichnet werden: Aus dem Stand holte der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Calw 8,6 Prozent – das beste Resultat im Vergleich aller Städte und Gemeinden im Landkreis. Das Landesergebnis seiner Partei, der Freien Wähler (3,0 Prozent), ließ er damit weit hinter sich. Besonders viel holte er in den Briefwahlbezirken 8 und 3 (11,7 Prozent), besonders wenig im Briefwahlbezirk 2 (1,5 Prozent).