Das Amtsgericht Hechingen hat am 1. Mai das Insolvenzverfahren gegen die Tailfinger Firma SMS Maschinenbau eröffnet.
Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Das Unternehmen wird von einem Investor übernommen, der alle 74 Mitarbeiter weiterbeschäftigt. Dieser ist in der chinesischen Provinz Fujian zuhause und heißt Hengerda New Materials. Der Kaufvertrag wurde am 8. Mai unterzeichnet.
Dem Abschluss waren mehrere Wochen intensive Verhandlungen mit mehreren Interessenten vorausgegangen – und am 25. Februar der Antrag auf Eröffnung eines nicht ganz alltäglichen Insolvenzverfahren, nämlich eines in Eigenverwaltung. Dieses kommt in Betracht, wenn der Antragsteller früh die Reißleine zieht und die Zahlungsunfähigkeit droht, aber noch nicht eingetreten ist. Einen klassischen Insolvenzverwalter gibt es in einem solchen Verfahren nicht; vielmehr ist das insolvente Unternehmen befugt, seine Insolvenzmasse selbst zu verwalten.
Dabei assistiert ihm ein sogenannter Sachwalter, den das Insolvenzgericht – in diesem konkreten Fall das Amtsgericht Hechingen – bestellt hat. Der Sachwalter an der Seite von SMS Maschinenbau heißt Martin Mucha und ist Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht und in Stuttgart ansässiger Partner der bundesweit tätigen Anwaltskanzlei Grub Brugger.
SMS Maschinenbau bleibt auch künftig am Markt
Länger als durch Mucha wird SMS Maschinenbau von den Anwälten Stefan Warmuth zusammen mit Carina Hönle betreut, die der gleichfalls bundesweit tätigen und auf Insolvenzen spezialisierten Kanzlei Pluta angehören. Sie haben das Tailfinger Unternehmen in den vergangenen Monaten durch das Insolvenzverfahren und den Sanierungsprozess gelotst, der jetzt in die Übernahme durch den chinesischen Konzern mündete. Die Investorenvereinbarung, so Warmuth, biete SMS Maschinenbau die Chance, weiterhin und mit langfristiger Perspektive „am Markt zu agieren“. Die Produktion von Gewindeschleifmaschinen für verschiedenste Anwendungsbereiche werde fortgeführt – und Firmengründer Norbert Schmitz sein Know-how auch künftig einbringen. Er bleibt Mitglied der Geschäftsführung.
SMS Maschinenbau war auf dem Weg zum „hidden champion“
SMS Maschinenbau ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Werkzeugmaschinen zur Präzisionsbearbeitung von Gewindewerkstücken, Zahnrädern und Werkzeugen. Die Kunden sind vor allem Mittelständler, die Schneid- und Messwerkzeuge sowie Antriebs-, Förder- oder Pumpenelemente herstellen. Die Firma ist international tätig und beliefert neben deutschen Kunden auch den europäischen und asiatischen Markt. Im vergangenen Jahrzehnt hatte sie durch kontinuierliche Wachstumserfolge auf sich aufmerksam gemacht; dass sie in wirtschaftliche Schieflage geriet, dürfte primär der wirtschaftlichen Stagnation der vergangenen zwei Jahre geschuldet sein, welche die gesamte deutsche Maschinenbaubranche in Bedrängnis gebracht hat.
„Die Zukunft des Betriebs ist gesichert“
Wer unter diesen Umständen einen Partner findet, der imstande ist, Liquidität zuzuschießen, muss froh sein – zumal, wenn die Konditionen so aussehen wie im Falle SMS Maschinenbau „Wir haben eine Lösung gefunden, die die Zukunft des Betriebs sichert, Arbeitsplätze erhält und Gläubigerinteressen wahrt“, stellt Sachwalter Mucha fest, „das ist aktuell keine Selbstverständlichkeit.“
Die Chinesen wollen investieren
Hengerda New Materials erzielt einen Jahresumsatz von über 70 Millionen Euro und beschäftigt mehr als 800 Mitarbeiter. Direktor Junfeng Fang versichert, dass die Investition in die neue Tochter aus Tailfingen langfristig angelegt sei: „Wir werden in den Standort investieren.“