Foto: dpa

Aktuelle Smartphones kosten mehr als 500 Euro – und sind schon bei Auslieferung veraltet.

Berlin - Android ist im ersten Quartal 2012 mit einem Marktanteil von 59 Prozent das meistinstallierte Betriebssystem auf neu verkauften Smartphones. Und ist schon dann nicht mehr auf dem neuesten Stand: Die Hersteller versprechen zwar, die aktuelle Version – die der Kunde eigentlich schon bei der Auslieferung erwarten dürfte – per Update schnellstens nachzuliefern. Doch oft ergeben sich dabei zusätzliche Komplikationen, und die zunächst angekündigten Termine werden dabei regelmäßig nach hinten verschoben.

Käufer anderer Smartphones kennen das Problem gar nicht. So stellt beispielsweise Apple nach der Veröffentlichung einer neuen Version seines iOS-Betriebssystems für iPhone und iPad die neuen Updates meist schon am nächsten Tag zum Download bereit. Neue Geräte werden dann auch gleich mit dem neuesten System verkauft – und die älteren verbilligt angeboten.

Veraltete Version beim Download

Auch bei dem Betriebssystem Windows Phone ist die Zeit zwischen Veröffentlichung und Auslieferung einer neuen Version deutlich kürzer als bei den Androiden.

Tests haben ergeben, das Android-Nutzer von der Google-Präsentation einer fertigen Android-Version durchschnittlich neun Monate warten müssen, bis diese Ausgabe zum Download angeboten wird. Und weil Google neue Versionen meistens in Abständen von etwas mehr als einem halben Jahr veröffentlicht, kann man sich sicher sein: Zum Zeitpunkt der Installation auf dem Handy des Nutzers ist die gerade heruntergeladene Version garantiert schon wieder veraltet.

Für den Benutzer bedeutet dies nicht nur, dass er in der Zwischenzeit auf neue Funktionen oder Verbesserungen im Betriebssystem verzichten muss. Auch neue nützliche Apps laufen teils nicht mehr auf der veralteten Grundlage. Hinzu kommt der fehlende Schutz: Denn nur die neuen Versionen garantieren, Smartphones noch besser gegen Computerviren oder -würmer zu schützen. Aber auch ein Software-Update ist oft mit Ärger verbunden: heißlaufende Geräte und eine geringere Akkulaufzeit sind danach keine Seltenheit.

Android muss für viele Geräte angepasst werden

Fragt man die Hersteller der Android-Telefone nach dem Grund für die lästigen langen Verzögerungen, verweisen sie meist auf das Unternehmen Google. So erhalten die Hersteller den Quellcode für die neuen Versionen von Google erst, wenn das entsprechende Referenzmodell ausgeliefert wird und damit auch die neue Software präsentiert wird. Für die Hersteller fängt dann erst die Arbeit an: „Zuerst ist da die Hardware-Unterstützung, dann das Einbringen von Custom-Software von Herstellern wie Motorola, und dann müssen die Telefone auch noch geprüft werden“, sagt die Motorola-Managerin Christy Wyatt.

Denn wenn Google eine neue Version von Android veröffentlicht, dann ist das lediglich eine Version, die nur auf einem bestimmten Gerät von Google funktioniert. Jeder Hersteller kann aber die Hardware in seine Handys verbauen, von der er denkt, dass sie am besten bei den Kunden ankommt. Welche Prozessoren, Speicher, Kameras oder Anschlüsse er also verwendet, ist ihm freigestellt. Entsprechend aufwendig sind also auch die nötigen Softwareanpassungen.

Apple dagegen installiert sein Betriebssystem nur auf eigene Geräte. Auf diese Weise ist die Anpassung ganz leicht. Und auch das Windows Phone von Microsoft beschränkt Hersteller in der Auswahl der für die Konstruktion benutzten Hardware: Es sind lediglich zwei Chipsätze eines einzigen Herstellers erlaubt.

Android-Updates hinken hinterher

Und so kommt es, das jeder einzelne Hersteller von Smartphones mit Android die von Google herausgegebene Version erst einmal an seine Geräte anpassen muss – und das braucht Zeit. Denn lediglich das Betriebssystem an das Hersteller-Handy anzupassen reicht nicht aus: Auch Telefongesellschaften haben oft bei den Betriebssystemen ihrer Vertragshandys noch einiges verändert. Und auch das muss beim Update berücksichtigt werden.

Welche absurde Züge dieser Vorgang annehmen kann, zeigt sich an den Smartphones mit Android-Betriebssystem, die gerade mit der Version 4.0 aufwarten: Diese als „Ice Cream Sandwich“ bekannte Android-Version stößt bisher bei den Telefongesellschaften auf geringe Akzeptanz, dementsprechend wenig wird die Auslieferung vorangetrieben. So kommt es, dass Ice Cream Sandwich trotz Veröffentlichung im Oktober 2011 auch ein halbes Jahr später weltweit auf gerade einmal 7,1 Prozent aller Android-Geräte weltweit installiert ist. Dabei steht schon Android „Jelly Bean“ als Nachfolger bereit. Die Version 5.0 wird für den Herbst dieses Jahres erwartet – um dann vielleicht irgendwann 2013 auch auf den Android-Geräten zu landen.