Foto: Schwarzwälder Bote

Wintersport: Mit großen Investitionen Langenwaldschanze und anderes mehr geschaffen / 18 000 Zuschauer sehen Wettkampf

40 Jahre ist es nun her, seit die Gemeinde Schonach zum ersten Mal Gastgeber einer Nordischen Junioren Weltmeisterschaft war. Vom 12. bis 15. Februar 1981 fanden die Wettkämpfe statt.

Schonach. Bereits 1974 bewarb sich die Gemeinde zum ersten Mal für eine Junioren-WM. Damals bekam aber Garmisch-Partenkirchen den Vorzug. Doch 1978 dann erhielt man den Zuschlag zur Durchführung der Nachwuchs-WM im Jahr 1981. Das passte ganz gut, denn der durchführende Skiclub Schonach feierte im selben Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Doch es standen auch andere Überlegungen im Raum: So sollten die Sportanlagen verbessert werden und auch nach der JWM für den Skiclub und seine nationalen und internationalen Veranstaltungen, allen vorneweg der Schwarzwaldpokal, zur Verfügung stehen.

Schanze gebaut

Schon in den Sommermonaten wurde das Gelände für die neue Langenwaldschanze vermessen und geplant, die Bauaufträge vergab man Ende des Jahres, mit dem Bau begann man im Frühjahr 1979. Bereits im Dezember desselben Jahres war die Anlage fertig und konnte erstmals beim Schwarzwaldpokal 1980 unter Wettkampf-Bedingungen getestet werden. Und auch die Langlaufstrecken wurden im Herbst 1979 in Angriff genommen und bis zum Herbst 1980 fertiggestellt. Ganz einfach war das nicht, denn schon damals hatte der Landschaftsschutz ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.

Die Organisation und Abwicklung, Pressestelle und Verpflegung sollten durch den Bau einer neuen Sporthalle und die räumliche Erweiterung an der Dom-Clemente-Schule einen Platz finden. So hatte man im Ort auf engstem Raum nahezu alle nötige Infrastruktur geschaffen, lediglich die Sprungschanze befand sich außerhalb.

Die Generalprobe für die Junioren-WM, der Schwarzwaldpokal, der vom 4. bis 6. Januar 1981 stattfand, klappte vorzüglich. Von diesem Tage an hielten die zahlreichen freiwilligen Helfer die Wettkampfstätten präpariert, Ausweichstrecken und Schneedepots wurden angelegt.

Bereits zwei Wochen vor dem Termin reisten die ersten Teams an und nutzten die guten Trainingsbedienungen. Hauptanreisetag war der 9. Februar, ein Montag. Am 12. Februar 1981 wurde die Junioren-WM mit einer Eröffnungsfeier offiziell begonnen. Rund 4000 Zuschauer versammelten sich im Kurpark, wo die Teilnehmer und deren Betreuer begrüßt wurden und der damalige Ministerpräsident Banden-Württembergs, Lothar Späth, die offizielle Eröffnung vornahm. Musik, Flaggen hissen, die WM-Fanfaren und ein Feuerwerk rundeten das Programm ab.

100 Teilnehmer

Die Wettkämpfe fanden in den folgenden Tagen statt. Das Programm war damals noch recht übersichtlich: fünf Kilometer Langlauf der Damen (Juniorenweltmeisterin wurde Anne Jahren aus Norwegen), 15 Kilometer der Herren (Lars Dahl/Schweden), Nordische Kombination (Bernd Blechschmidt/DDR), drei mal fünf Kilometer Langlaufstaffel Damen (Norwegen), drei mal zehn Kilometer Langlaufstaffel Herren (Norwegen) und Spezialspringen (Matti Nykänen/Finnland).

Insgesamt gingen über 100 Teilnehmer aus 20 Nationen an den Start. Darunter die eher exotischen Wintersportnationen Niederlande und Belgien oder mittlerweile nicht mehr existente Staaten wie Jugoslawien, UdSSR und natürlich die DDR. Einige der damaligen Teilnehmer konnten sich später auch bei den Aktiven durchsetzen, etwa der österreichische Kombinierer Günther Vettori, der finnische Spezialspringer Matti Nykänen, der damals für die DDR startende Spezialspringer Jens Weißflog oder die italienische Langläuferin Manuela Di Centa und der sowjetische Langläufer Vladimir Smirnov sowie dessen schwedischer Konkurrent Gunde Svan.

Für das deutsche Team starteten damals unter anderem der Schonacher Siegfried Burger in der Nordischen Kombination, heute Vorsitzender des Skivereins Rohrhardsberg, und der heimische Olympiasieger Hans-Peter Pohl (Team 1988), damals noch als Spezialspringer. Auch Wolfgang Steiert aus Hinterzarten, Andreas Bauer, Thomas Klauser oder Thomas Müller zählten zu den deutschen Teilnehmern.

Die Wettkampfstätten waren bestens präpariert, hier gab es keinerlei Beschwerden. Kurios: Die Delegation der DDR bat inoffiziell darum, dass das bundesdeutsche Team nicht unter dem Kürzel GER für Germany sondern BRD für Bundesrepublik Deutschland in den Startlisten geführt werden solle. Dieser Bitte wurde entsprochen.

Das Rahmenprogramm

Neben der Eröffnungsfeier gab es auch eine Abschlussfeier. Die fand im Haus des Gastes statt, knapp 1000 Zuschauer kamen – mehr passten nicht ins Haus hinein – und sahen neben der Siegerehrung auch ein buntes Rahmenprogramm. Am Samstag der JWM-Woche war der Pop-Shop des ehemaligen Südwestfunks im Haus des Gastes zu Gast. Das Ganze ging allerdings nur bis 22 Uhr, und es gab auch nur alkoholfreie Getränke. Schließlich war der Rahmen ja eine Junioren-WM! Und ebenfalls am Samstag lud man die Sportjournalisten zu einem Presseempfang im mittlerweile schon lange abgerissenen Hotel Lamm ein.

Dolmetscher stehen bereit

Das Organisationsteam hatte für alle fremdsprachigen Teams vorgesorgt. Die Veranstaltungsinformationen waren in drei Sprachen abgefasst, allen nicht deutsch sprechenden Teams standen Dolmetscher zur Verfügung.

400 Mittagessen

Bestens verpflegt wurden schon damals Sportler, Betreuer, Helfer und Presseleute. Die WM-Küche gab jeden Tag rund 400 Mittagessen und 200 Abendessen sowie rund 150 belegte Brote zu den Mannschaftsführer-Besprechungen aus. Gekocht wurde in der Schulküche. Den Kochlöffel schwangen Werner Hamm, damaliger Rektor der Dom-Clemente-Schule, und seine Ehefrau

Sonderpostamt

Ein Sonderpostamt war während der Wettkampftage eingerichtet worden. Rund 30 000 Sonderstempel wurden gedruckt und etwa 3500 Sonderpostkarten verkauft. Aus dem Verkauf der Sondersportmarken mit Zuschlag floss der deutschen Sporthilfe ein Betrag von knapp 6000 Mark (3000 Euro) zu. Die damalige Volksbank Triberg legte außerdem Sondermünzen in Gold und Silber auf, die gerne gekauft wurden.

Eintrittsgelder kassiert

17 000 bis 18 000 Zuschauer sollen laut Veranstalter die Wettbewerbe gesehen haben. Zwar hatte man mit mehr Zuschauern gerechnet, aber die Eintrittsgelder waren am Ende mit knapp 70 000 Mark höher als veranschlagt. Den größten Zuschauerzuspruch erhielt die neu errichte Langenwaldschanze, alleine dorthin pilgerten rund 10 000 Zuschauer.

Der Südwestfunk (jetzt SWR) übertrug alle Wettbewerbe, ebenso der bayrische Rundfunk und das Fernsehen der DDR. Die Übertragungen des SWR wurden übrigens von Georg Thoma aus Hinterzarten, der 1960 Olympia-Sieger in der Nordischen Kombination wurde, comoderiert.

Sehr viel zahlreicher waren die Journalisten vor Ort: Rund 50 Presseleute aus neun Ländern berichteten aus Schonach.

Das Wetter

Das Wetter war während der Wettkampftage einfach nur traumhaft. Massenhaft Schnee und strahlender Sonnenschein sorgten auch bei den Besuchern für gute Laune. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es sogar derart viel geschneit, dass die Organisatoren für einen kurzen Tauwettereinbruch sogar regelrecht dankbar waren. Denn dadurch konnten sich die Schneemassen von bis zu eineinhalb Metern wieder etwas setzen.

350 ehrenamtliche Helfer

Rund 350 ehrenamtliche Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.

Die Kosten

3,347 Millionen Mark (1,67 Millionen Euro) hatte sich die Gemeinde die Junioren-WM kosten lassen. Auf den ersten Blick sehr viel Geld, allerdings waren hier die neue Langenwaldschanze (2,57 Millionen Mark), die nach dem Bau zu den modernsten Anlagen der Welt gehörte, und der Ausbau der Langlaufstrecke (175 000 Mark) einberechnet. Kosten, die sich in der Zukunft noch auszahlen sollten. Eingenommen wurden 135 000 Mark (67 500 Euro).

Die Gemeinde musste die Kosten nicht alleine tragen, jeweils 40 Prozent trugen Bund und Land dazu bei, lediglich 20 Prozent, also rund 670 000 Mark (335 000 Euro), musste die Gemeinde damals finanzieren. Die Investitionen in die Sportstätten sollten sich schon im folgenden Jahr weiter bewähren: In Schonach fanden dann neben dem Schwarzwaldpokal auch die deutschen Langlaufmeisterschaften der Feuerwehren und das Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" statt.

Viel Technik eingesetzt

Auch vor 40 Jahren setze man schon sehr viel Technik ein. So wurde die Zeit rein elektronisch gemessen, alle Anlagen waren doppelt installiert, somit wäre bei einer Störung immer noch ein zweites Gerät im Einsatz gewesen.

Die Ergebnisberechnungen und -auswertungen erfolgten per Computer. Die stellte die Firma Nixdorf Computer-Sportdienst zur Verfügung. Zwei EDV-Anlagen Nixdorf-Dialog-Computer der Serie 8870/3 mit einer Plattenkapazität von heute lächerlichen 40 Millionen Bytes – also 40 Mega-Bytes – standen zur Verfügung. Der Wert der Anlage samt Programmen war dagegen alles andere als lächerlich: 400 000 Mark (200 000 Euro)! Zum Präparieren der Wettkampfanlagen stellten die Firma Käsbohrer drei zusätzliche Pistenbullys und die Firma Bächler ein neu entwickeltes Spurgerät, das während der JWM getestet wurde. Außerdem stellte die damalige Firma Daimler-Benz insgesamt 25 Kleinbusse, einen PKW sowie vier zusätzliche Räumfahrzeuge zur Verfügung. Anfallende Schreibarbeiten wurden nicht per Computer erledigt, dafür gab es damals noch einen Textautomaten und elektrische Schreibmaschinen. Und statt per Glasfaser wurden die Ergebnisse damals noch per Telefon durchgegeben, dafür standen zehn Hauptanschlüsse, vier Telexanschlüsse und zwei Bildfunkanschlüsse zur Verfügung.