Schön anzuschauen. Eben. Klassische Disziplinen locken nach wie vor die Massen. Foto: dpa

Die Einführung neuer Formate - wie zum Beispiel des Team-Events - ist im Skisport schwierig.

Garmisch-Partenkirchen - Der alpine Skirennsport sucht innovative und attraktive Ideen. Eine davon: das neue Format des Team-Wettbewerbs, zu sehen heute bei der WM. Weitere Änderungen werden zwar diskutiert, Fis-Renndirektor Günter Hujara sagt aber auch: "Es dauert unglaublich lange, bis neue Dinge durchkommen."

Vielleicht war der Start ja einfach nicht so, wie er hätte sein müssen, um alle Diskussionen um den Team-Wettbewerb bei Ski-Weltmeisterschaften gleich beim Debüt zu beenden. 2005 wurden in Bormio erstmals Medaillen für Mannschaften vergeben, und am Ende stand ein Team ganz oben, das dort niemand erwartet hatte - es war die deutsche Mannschaft. "Wir sind damals über uns hinausgewachsen", sagt Felix Neureuther. Es gab aber auch Leute, die sagten: Wenn diese bis dahin eher wenig erfolgreichen Athleten am Ende die stärksten sein sollen, kann etwas nicht stimmen mit diesem Wettbewerb.

Günter Hujara kennt solche Argumentationen. Er kennt auch die Kritik, und die Skepsis, die neuen Formaten im alpinen Rennsport entgegengebracht wird, kennt er sowieso. "Es gibt wohl keine konservativere Sportart als Ski alpin", sagt der Renndirektor des Weltverbands Fis, "jeder will immer bewahren, es dauert unglaublich lange, bis neue Dinge durchkommen." Dabei sind die Verantwortlichen seit Jahren auf der Suche nach neuen Ideen, um den Skizirkus modernen Ansprüchen anzupassen.

Das Team-Event ist das eine, über die Super-Kombination wird ebenfalls seit Jahren diskutiert und genörgelt, mittlerweile wird das Format aber immerhin angenommen.

Die traditionellen Rennen locken nach wie vor die Massen an

Solch einen langen und beschwerlichen Weg müssen aber alle Ideen durchlaufen, die in den Köpfen der Verantwortlichen geboren werden. Selbst Top-Veranstaltungen wie zuletzt der Parallel-Slalom am Olympiaberg in München vor 25000 Zuschauern sind nicht frei von Skepsis. "Das kann man vielleicht einmal im Jahr machen", sagte damals der US-Amerikaner Bode Miller, "das ist aber sicher nicht die Zukunft des Skisports." Und Felix Neureuther erklärte am Montag in Garmisch-Partenkirchen: "Ich mag solche Rennen, aber ich finde auch, dass die besten Skirennläufer auch weiter auf den steilsten und schwierigsten Hängen fahren sollten."

Dagegen ist nichts einzuwenden. Auch Günter Hujara sagt: "Eine Abfahrt muss eine Abfahrt bleiben." Zumal die traditionellen Rennen ja auch nach wie vor die Massen anlocken. Im Laufe des Januars standen insgesamt über 400.000 Zuschauer an den Weltcup-Strecken, die TV-Quoten in Deutschland waren auch zufriedenstellend. Doch die Konkurrenz wird nicht kleiner.

Das Fernsehen hat längst bemerkt, wie attraktiv Übertragungen von Skicross und Snowboardevents sein können. Es gibt daher Experten, die dem traditionellen Alpin-Bereich noch viel mehr Mut zu Veränderungen wünschen - und dabei auch auf den ersten Blick verrückte Ideen zur Diskussion stellen. Warum sollen sich die besten Alpinen nicht auch ab und zu auf einer Skicross-Strecke beweisen? Weil "das doch noch mal etwas anderes ist", sagt Felix Neureuther - klingt dabei aber nicht so richtig überzeugend.

Noch während dieser WM in Garmisch-Partenkirchen diskutieren die Fis-Oberen über die Zukunft des alpinen Rennsports. Am Mittwoch (11 Uhr/ARD und Eurosport) darf sich aber erst einmal das neue Format des Team-Wettkampfs bewähren. Statt in je zwei Läufen in Super-G und Slalom duellieren sich die Athleten der elf teilnehmenden Nationen nun im Parallel-Riesenslalom. "Man muss dem Format eine Chance geben", sagt Wolfgang Maier, der Sportdirektor des Deutschen Skiverbands, "das Problem ist, dass es keine Tradition hat." Da ist was dran. Aber dieses Problem hat alles Neue.