Flat und Bowl, Grind und Slide, Curb und Rail: Wer mit diesen Begriffen etwas anfangen kann, war am Wochenende auf der Gartenschau in bester Gesellschaft. Dort fand der erste Balinger Skatejam statt, eine offene Skatesession mit Livemusik.
Das Skateboard erreicht die ebene Fläche, hebt vom Boden ab und dreht sich in der Luft um die eigene Achse, bevor die vier Rollen sauber wieder aufsetzen. Auf dem Brett steht die 15-jährige Sophia, und der Trick, den sie soeben gezeigt hat, nennt sich Kickflip. Was bei der Teenagerin lässig-gekonnt aussieht, erfordert viel Übung und Ausdauer sowie eine hohe Frustrationstoleranz.
Sophia ist mit vollem Herzen dabei: Sie ist aus Ravensburg angereist, um an diesem Tag dabei zu sein und sich mit den anderen Teilnehmern auf der Skateanlage im Aktivpark zu messen. Mit ihr skaten ihre Freundinnen Zoe, 18, und MinhThi, 18, die eine noch längere Anreise hinter sich haben: Zoe kommt aus Gelnhausen bei Frankfurt, MinhThi aus Offenbach. Kein Katzensprung nach Balingen, aber das ist es den Dreien wert: „In der Szene gibt es leider nicht so viele Mädchen“, erzählt Zoe. „Deshalb reisen wir gerne auch weiter an, um andere Skaterinnen kennenzulernen.“
Sie selbst haben sich bei einem Skatecamp in Berlin kennengelernt, inzwischen ist ihre Gruppe auf sechs Mädchen angewachsen – fünf von ihnen kommen aus Deutschland, eine aus der Schweiz. „Die Vorstadt-Skater“ nennen sie sich.
Erwartungen mit 72 Teilnehmern übertroffen
Am Samstag waren sie nicht die einzigen Skateboarderinnen, die sich auf der Anlage tummelten, die Mehrheit der insgesamt 72 Teilnehmer war aber männlich. Abschrecken lassen sich die Mädchen davon nicht – sie haben ihre Leidenschaft gefunden und wollen auf jeden Fall dranbleiben.
Vor allem die alten Hasen in der Szene seien es, die den weiblichen Nachwuchs ermutigen. Einer von ihnen ist Manuel Strauch. Der Inhaber des Balinger HiLight-Shops hat den Skatejam im Aktivpark initiiert, unterstützt vom Frommerner Unternehmen Weiss Technik.
Skater bewerten sich gegenseitig
Sein Können konnte am Samstag jeder zeigen: Anders als bei einem klassischen Skate-Wettbewerb gibt es bei einem Skatejam keine Jury, stattdessen galt das Motto „Cash for Tricks“: Die Teilnehmer drückten ihre Anerkennung für die Fahrkunst der anderen aus, indem sie untereinander „Contest Dollars“ verteilten. Auch das Publikum bekam Dollarscheine zugesteckt und durfte seine Favoriten für spektakuläre Tricks belohnen. Die ergatterten Dollars konnten später gegen Preise eingetauscht werden, wie Bekleidung und Equipment.
Der Jüngste ist vier, der Älteste 49 Jahre alt
Ausgelobt waren außerdem drei ausgefallene Pokale. Einen gab es für die längste Anreise – darüber konnte sich Zoe freuen –, einen für den „Hardest Bail“, also den schlimmsten Sturz – dieser Pokal fand am Samstag glücklicherweise keinen Besitzer. Der „Ripping Dinosaur“ ging an den ältesten Teilnehmer. Markus Österle ist 49 Jahre alt und teilte sich die Anlage einträchtig mit dem jüngsten Teilnehmer, dem vierjährigen Janne aus dem Kreis Reutlingen.
Eine Wiederholung gibt’s am 16. September
„Die Stimmung war unglaublich positiv und es kamen weit mehr Skater, als wir erwartet hatten“, zieht Manuel Strauch sein Fazit. Viel Lob gab es nicht nur für die Veranstaltung, sondern auch für die neue Anlage: „Der Bau des neuen Skateparks war absolut richtig. Die Balinger Skater feiern das Ding komplett und es kommen auch viele von weiter her, damit sie hier skaten können. “ Gelegenheit zum Feiern gab es auch noch bei der After Party: Auf der angrenzenden Jugendhaushausbühne traten die Balinger Band „Eure Wunden“ und „DogGod“ aus Tübingen auf.
Am Samstag, 16. September, findet die zweite Auflage des Balinger Skatejams auf dem Gartenschaugelände statt.