Citymanager erwartet mehr Transparenz der Truppe. Differenzierte Wahrnehmung.
Calw - Mit den Schlagzeilen rund um die Umstrukturierung des Kommando Spezialkräfte (KSK) rückt auch dessen Standort Calw in den Fokus der Berichterstattung. Könnte der negative Ruf, der der Eliteinheit bisweilen anhaftet, auch auf die Große Kreisstadt im Nordschwarzwald abfärben?
Citymanager Hansjörg Neumann glaubt das nicht. "Das Image von Calw setzt sich aus vielen Facetten zusammen und ist grundsätzlich positiv besetzt", ist er überzeugt. "Die momentane Diskussion des KSK beeinflusst die Außenwahrnehmung der Hesse-Stadt als Tourismus- und Handelsstandort nicht, da es sich vor allem um ein bundeswehrinternes Problem handelt." Außerdem, fügt der Vorsitzende des Calwer Gewerbevereins, Nicolai Stotz, hinzu, wurden den Calwer Bürgern in der Vergangenheit auch nicht die Fähigkeiten einer Spezialeinheit zugesprochen, nur weil sich diese in der Stadt befinde. "Das wird, glaube ich, sehr differenziert wahrgenommen."
Nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor
Dennoch ist der Citymanager der Ansicht, dass die Vorfälle eine Diskussion in der Bevölkerung der 24.000-Einwohner-Stadt anstoßen sollten. "Die Menschen in Calw wissen teilweise zu wenig über die Arbeit des KSK. Dazu kommen die jüngsten Vorfälle in der Einheit, die immer wieder aufs Neue das Vertrauen erschüttern", sagt Neumann. Doch um Vertrauen zurückzugewinnen, brauche es Transparenz, findet Stotz. Und die fehle an vielen Stellen. "In den vergangenen Jahren hat sich das KSK zunehmend isoliert", bedauert er. Calws Oberbürgermeister Florian Kling möchte die Eliteeinheit nun dabei unterstützen, wieder Vertrauen aufzubauen. Er werde sich "beim Kommandeur General Kreitmayr unterhaken und ihn von außen bestmöglich unterstützen".
Dass Calw der Standort der rund 1400 Soldaten ist, macht das KSK auch zu einem nicht zu vernachlässigenden Wirtschaftsfaktor. Einst erhielt die Eliteeinheit sogar den "Calwer Löwen" – ein Wirtschaftspreis des Gewerbevereins, der jährlich bei dessen Neujahrsempfang verliehen wird. Wird ins KSK investiert, profitiere auch die Region, erklärt Jürgen Ott, ebenfalls Vorsitzender des Gewerbevereins – beispielsweise durch Aufträge für örtliche Handwerker. Allein in den kommenden Jahren seien Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro eingeplant, die für die Region durchaus wichtig seien, meint der OB. Doch wiegelt er gleich darauf ab: "Es muss niemand befürchten, dass das KSK unserer Stadt dramatische Einbußen bereiten würde, käme es im Herbst/Winter zu einer negativen Standortentscheidung."
Gewerbeverein gibt zu bedenken, dass Soldaten ihr Leben riskieren
Die größten Bedenken des Gewerbevereinsvorsitzenden Stotz zielen weniger auf die direkten wirtschaftlichen Folgen der Umstrukturierungen ab. Er fürchtet sich vielmehr davor, "dass die aktuellen Vorkommnisse innerhalb des KSK nicht mit aller Konsequenz aufgeklärt werden". Und weiter: "Es darf hier keinen Platz für verfassungsfeindliche Gruppierungen jeglicher Art geben." Ein Vorgehen dagegen könne Umstrukturierungen zur Folge haben, darüber ist er sich bewusst. "Trotzdem möchte ich natürlich, dass der Standort erhalten bleibt."
Ott ist der Ansicht, dass die Stadt und auch der Gemeinderat in der Öffentlichkeit zum KSK stehen müssen. Auch wenn das nichts entschuldige, müsse man sich überlegen, dass die Soldaten ihr Leben für die Bürger riskieren, meint er. Stotz ergänzt: "Trotz der Tatsache, dass rechte Gruppen wohl in organisierter Weise versucht haben, diese Einheit zu unterwandern, darf man nicht vergessen, dass die aufrechten und verfassungstreuen Soldatinnen und Soldaten nach wie vor die große Mehrheit im KSK bilden."