Der RBB steht auch innerhalb der ARD unter Druck. Foto: dpa/Carsten Koall

Mit der Distanzierung vom RBB will die ARD den Schaden begrenzen, auch aus Furcht, das Debakel könne andere Anstalten belasten. Der Skandal aber wird die ARD lange belasten.

Es ist ein beispielloser Vorgang, wie die Senderchefs der ARD das schwarze Schaf aus ihrer Mitte gestoßen haben. Gleich in der ersten Meldung ihrer wichtigsten Nachrichtensendung, der Tagesschau um 20 Uhr, distanzierten sie sich vom RBB, dem immer tiefer in den Affärensumpf sinkenden Rundfunk Berlin-Brandenburg. Dass die stets und mit einigem Recht auf ihre Eigenständigkeit pochenden Landesanstalten der Führung in Berlin und Potsdam öffentlich das Vertrauen entziehen, ist ein Affront. Und es ist ganz offensichtlich eine Verzweiflungstat – ausgelöst von der Furcht, dass das Publikum den Stab gleich über die gesamte öffentlich-rechtliche Familie brechen könnte.

Seit dem erzwungenen Rücktritt der RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, der Verschwendung und Günstlingswirtschaft vorgeworfen wird, vergeht kein Tag ohne neue Enthüllungen aus der tollgewordenen Anstalt. Wer sich in Sachen fragwürdiger Bonizahlungen so ungeschickt verteidigt wie der Interimschef Hagen Brandstäter, braucht kaum noch einen Ankläger. Kein Wunder, dass auch der Redaktionsausschuss seine Ablösung fordert. Die dürfte unausweichlich sein, aber auch arbeitsrechtliche Verfahren nach sich ziehen. An einer gründlichen Aufarbeitung unter unbelasteter Führung führt kein Weg vorbei. Sie wird Geld und Zeit kosten, ist aber dringend nötig – auch im Sinne aller öffentlich-rechtlichen Journalisten, die weiterhin hervorragende Arbeit machen.