Zum dritten Mal fand am Freitag das gemeinsame Singen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt.
Singe, wem Gesang gegeben – und wem nicht, der höre einfach zu und brumme in Gedanken mit. Denn wer „We Shall Overcome“ oder „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit geh’n“ anstimmt, der fängt ganz bestimmt keinen Streit an und dem ist es auch egal, wo der Mensch neben ihm herkommt, der zusammen mit ihm singt.
Unter diesem Leitgedanken stand das gemeinsame Singen, dass am Freitagabend zum dritten Mal im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus im Horber Steinhaus stattfand.
Projektchor singt
Der katholische Regionalkantor Thomas Frey sorgte am E-Piano zusammen mit Walter Burgbacher (Saxofon) von der evangelischen Kirchengemeinde Horb für die instrumentale und stimmliche Begleitung des Projektchors, der sich an dieser Abendstunde zusammenfand. Schon allein diese Zusammensetzung verdeutlichte, dass es bei diesem Projekt weder musikalische noch konfessionelle Grenzen gab.
Pfiffige Einstimmung
Nur leider war man stimmlich ein wenig unterbesetzt, da sich gerade mal sieben Mitsinger, die von Iris Müller-Nowak von der KEB verstärkt wurden, zu dieser besonderen Sing-Stunde einfanden. „Im letzten Jahr waren wir noch so um die 20 Sängerinnen und Sänger“, erinnerte sich Müller-Nowak, vermutete jedoch, dass in diesem Jahr das schöne Wetter schuld daran war, dass alle Chormitglieder des letzten Jahres die Singstunde geschwänzt hatten.
Aber auch das machte nicht wirklich viel aus, denn Thomas Frey war es, der nicht nur mit seinem E-Piano, sondern auch mit seiner schönen Singstimme, die er noch elektronisch verstärkte, den Liederabend prägte.
Mit dem rhythmisch herausfordernden „Let’s Say Hello“ begrüßte man sich gleich zu Beginn gegenseitig und brachte mit gymnastischen Verrenkungen, passend zum Text, auch noch den Kreislauf in Schwung.
Vom bunten Leben
Gut eingestimmt konnte man dann zum Kernthema des Abends, dem Miteinander ohne Diskriminierung, kommen. Im Lied „Anders als du“, in dem es im Refrain heißt „Wir, wir, wir sind anders als ihr, ihr, ihr seid anders als wir. Na und? Das macht das Leben eben bunt!“ ging es darum, die Vielfalt des Lebens in verschiedenen Formen zum Ausdruck zu bringen. Und im Udo-Jürgens-Song „Die Blumen blüh’n überall gleich“ heißt es gleich zu Beginn „Die Menschen sind alle verschieden. Die Menschen sind hart oder weich – aber überall hofft man auf Frieden und die Blumen blühen überall gleich“. Poetischer als in diesem Text, den der Kinderbuchautor James Krüss schrieb, kann man dieses Thema nicht auf den Punkt bringen.
Die Botschaft zählte
Das israelische Lied „Hinneih matav“ sang der Kantor mehr oder weniger allein, doch bei den Hits „Blowin’ in the Wind“, „What a Wonderful Word“ und dem wohl bekanntesten Protest- und Friedenslied der Welt „We Shall Overcome“ (Wir werden’s überwinden) waren alle Stimmen im Saal da. Ob textsicher oder nicht, dass spielte keine Rolle, Hauptsache war es, die Botschaft von Frieden und Gleichberechtigung zu verbreiten. Doch ob es wirklich irgendwann etwas nützt, diese Antwort weiß tatsächlich ganz allein der Wind.
Im Moment sieht es auf dieser Welt noch nicht danach aus, doch Momente wie am Freitagabend im Steinhaus sind kleine Mosaiksteinchen, aus denen man vielleicht eine bessere Welt zusammenbauen kann.
Mut zum Neuanfang
Musik kann Gräben überwinden und Menschen vereinen. Im Kirchenlied „Ich möchte gerne Brücken bauen“ heißt es im Text weiter: „Wo tiefe Gräben nur zu sehen, ich möchte über Zäune schauen und über hohe Mauern gehen. Ich möchte gerne Hände reichen wo harte Fäuste sich geballt“. Darin ist vielleicht der Schlüssel für einen guten Anfang versteckt.