Emilie Jaulmes (von links), Olivier Tardy und Eva Rabchevska musizierten in Alpirsbach. Foto: Ursula Schnidrig

Ein deutsch-französisches Programm präsentierten die Stuttgarter Philharmoniker bei ihrem Sinfoniekonzert in Alpirsbach.

Diesen Namen dürfen sich Musikinteressierte merken: Olivier Tardy. Gebürtig aus Clermont-Ferrand, wurde er 1996 als Soloflötist in die Bayerische Staatsoper berufen. Seit längerem ist er auch als gefragter Dirigent unterwegs, so nun auch in Alpirsbach, wo er am Samstagabend den Dirigentenstab in der Hand hielt. Mit großem Elan und farbiger Klanggestaltung erfreute er das Publikum in der Klosterkirche.

Olivier Tardy bringt selten gespieltes Werk zu Gehör

Und um von hinten her anzufangen: Wunderbar kamen seine Qualitäten bei der den Abend abschließenden 3. Sinfonie von Schubert zur Geltung. Es gelang ihm, dieses eher selten gespielte Werk im großen Kirchenraum äußerst durchsichtig und vielschichtig zu Gehör zu bringen. Jeder der vier Sätze kam im perfekten Tempo daher: das Maestoso, weich und volltönig, gefolgt von einem fließenden Allegro con brio.

Die beiden Sätze 2 und 3 ließen ein ländliches Bild erscheinen mit Menschen beim Tanz, lieblich und farbig, ein Genuss, immer mit Leben und Freude erfüllt bis zum Presto vivace, wo die Lebensfreude sich in einen rauschenden Strom verwandelte. Als große Einheit setzten die Stuttgarter Philharmoniker Tardys Dirigat präzise um. Ein beglückender Schluss.

Rabchevska spielt auf einer Geige aus dem Jahr 1746

Zwei Solistinnen bereicherten diesen Abend: Eva Rabchevska an der Violine und Emilie Jaulmes an der Harfe. Rabchevska wird ab September bei den Berliner Philharmoniker ihre Stelle antreten. Jaulmes ist seit 2009 Soloharfenistin der Stuttgarter Philharmoniker.

Rabchevska brachte Mendelssohns e-moll Violinkonzert mit. Dieses Konzert hat die Besonderheit, dass das Soloinstrument das erste Thema einführt. So begann der Genuss ihres Spiels schon nach zwei Takten Orchestervorspiel. Rabchevska spielt auf einer Geige von Guadagnini, 1746 in Piacenze gebaut. Ihr zu Herzen gehender Klang, ihre Musikalität und Ehrlichkeit zu jedem gespielten Ton ließ das Publikum mit Hingabe zuhören.

Foto: Ursula Schnidrig

Lyrisch das erste Thema, ebenso melodiös der 2. Satz, und virtuos, aber immer musikalisch, vollendete sie den 3. Satz, das Allegro molto vivace. Olivier Tardy begleitete ihr Spiel sensibel. Nie deckte das Orchester die Geige zu. Und auch hier waren die Tempi wunderbar erfasst. Als Zugabe: das Grave aus Bachs Violinsonate a-moll.

Den Anfang des Konzerts bildeten die „Deux Marches et un Intermède“ von Francis Poulenc (1899 bis 1963). Geschrieben für Kammerorchester, wirkten die drei Stücke in der Klosterkirche etwas verschwommen. Die hochgelobte Klarheit und Durchsichtigkeit von Tardy, die danach in jedem Stück vorhanden waren, wollte hier noch nicht so recht in Erscheinung treten. Trotzdem war die Handschrift klar: Energievoll führte Tardy das Orchester in den Abend hinein.

Zugabe stammt aus „Karneval der Tiere“

Debussys „Danse sacre et danse profond“ standen nach der Pause auf dem Programm. Eine geheimnisvolle Einleitung der Streicher, unisono, wie ein antiker Priestergesang, gefolgt von zarten Akkorden der Harfe – so beginnt der erste Tanz. Jaulmes ließ ihr Instrument hell erstrahlen und wenn nötig auch brillant.

Als Zugabe hier: der „Schwan“ von Camille Saint-Saens aus seinem „Karneval der Tiere“, zusammen mit Rabcheskva. Klang, Gestaltung und Zusammenspiel harmonierten.

Musikliebhaber können gespannt sein, welche internationalen Größen nächstes Jahr zusammen mit den Stuttgartern Philharmonikern nach Alpirsbach finden werden.