Mit seiner Geige verzaubert Simon Zhu sein Publikum nicht nur – er verblüfft es auch. Im sakralen Raum spielt er Werke des „Teufels-Geigers“ mit einer Leichtigkeit, als wäre es das Einfachste auf der Welt.
„Musik, die hier im Raum erklingt, ist immer auch Ausdruck der Freude und des Gotteslobs“, sagt Pfarrer Christoph Grosse zu Beginn eines Konzerts, wie sie sonst in den großen Konzerthäusern der Metropolen stattfinden. Denn beim Violinisten Simon Zhu hat der göttliche Funke ganz offenkundig gezündet, auch wenn er in der Galluskirche Kompositionen des „Teufels-Geigers“ Nicolo Paganini spielt.
Die 24 Capricen für Violine – er spielt die fünfte, siebte, neunte, 17., 23. und 24., die letzte und schwierigste – gehören zum Schwersten, was auf der Geige spielbar ist: „für jeden Geiger immer wieder eine Herausforderung, als ob man den Mount Everest besteigen müsste“, sagt der 22-Jährige, der zurzeit seinen Bachelor an der Hochschule für Musik und Theater in München macht.
Seine Professorin Ana Chumachenco gehört zu den Größten ihrer Zunft, und das erklärt, warum Simon Zhu überhaupt noch studiert. „Bei Musikwettbewerben sagen sie auch jedes Mal, dass er praktisch nicht mehr besser werden kann“, sagt Renate Musat, die dem damals sechsjährigen Burladinger den ersten Geigenunterricht gegeben, ihn gefördert hatte und heute noch zu Wettbewerben begleitet.
Aus erste Preise ist er abonniert – international
Dort räumt er etatmäßig erste Preise ab – und Sonderpreise für die beste Interpretation –, hat Engagements in ganz Europa, Asien, Israel, ist Gastsolist bei renommierten Orchestern.
Was Simon Zhu so besonders macht, ist freilich nicht nur seine Fähigkeit, alles abzurufen, was sein Instrument an zauberhaften Klängen hervorzubringen vermag, sondern sein jungenhafter Charme und seine Bescheidenheit. Er wolle sich entwickeln, sagt Renate Musat, die zu den Gründungsmitgliedern des Begabtenfördervereins „Spitzenklänge“ gehört, der zum Konzert in der Galluskirche eingeladen hat. „Er will sich nicht verheizen lassen.“
Seine Finger tanzen Menuett
Schließlich wäre es auch schade um die Leichtigkeit, die Unbefangenheit, die sein Spiel prägt – auch an diesem Abend in der kühlen Kirche, an dem seine Finger Menuett tanzen auf Saiten und Steg – in einer solchen Geschwindigkeit, dass die Zuhörer den Atem anhalten. Denn während sie sehen, wie mühelos er sein Instrument beherrscht, hören sie gleichzeitig, dass jeder Ton zur vollen Entfaltung kommt, selbst dann, wenn diese sich zu überschlagen scheinen.
Mit seinem großen Gespür für Interpretation gelingt es Simon Zhu, den jeweiligen Charakter der Sätze von Johann Sebastian Bachs Sonata a-moll BWV 1003 herauszuarbeiten: lebhaft, schwermütig, zart, überschäumend. „Den fünften Evangelisten“ hätten sie Bach genannt, sagt Pfarrer Grosse, „weil er musikalisch das Evangelium deutet und die Botschaft in die Herzen der Menschen spielt“. Simon Zhu tut das auch, und sein Lächeln verrät, dass es ihm diebische Freude zu bereiten scheint, sein Publikum derart zu verblüffen, es jenseits des Vorstellbaren zu beeindrucken.
Ein Geben und Nehmen
Eine Zugabe hat er natürlich auch vorbereitet, auch wenn die Zuhörer nicht mehr aufhören wollen zu applaudieren. „Dass aus einem Jungen aus Burladingen ein so wunderbarer Musiker wird – dafür setzen wir bei ‘Spitzenklänge‘ uns ein“, sagt Martin Franzki vom Verein für Begabten-Musikförderung Zollernalb. Dass Simon Zhu mit seinen Konzerten in der alten Heimat den Verein unterstützt, ist ein weiteres Zeugnis seines Charakters. Weltniveau in Truchtelfingen? Das gibt’s sonst eher selten.