Wegen einer pikanten Aufnahme wie diesem Archivfoto, die ins Internet gestellt wurde, gerieten zwei Frauen in Simmozheim aneinander. Ein 27-Jähriger, der bei dem eskalierenden Streit dazwischenging, muss sich nun wegen vorsätzlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Foto: Archiv

Zwei Frauen geraten wegen pikantem Internet-Bild aneinander. Bei vorbestraftem Angeklagten geht es um viel.

Simmozheim/Calw - Zwei junge Frauen, die sich zerstritten hatten, trafen sich vor rund einem Jahr auf dem Parkplatz der Simmozheimer Geißberghalle, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Es kam zu Handgreiflichkeiten, die seit Dienstag für einen vermeintlichen Helfer ein Nachspiel vor Gericht haben. Für ihn geht es um viel, da er vorbestraft ist.

Auslöser für das Treffen war ein Bild, das im Internet kursiert und eine der beteiligten Frauen halb nackt zeigt. "Eigentlich wollten sich die beiden Frauen aussprechen. Sie gerieten jedoch derart in Streit, dass eine der Kontrahentinnen so heftig gegen das Auto der anderen schlug, dass eine Delle entstand", beschrieb Staatsanwältin Tatjana Grgic das Geschehen Ende Januar 2013. Sie hielt dem 27-jährigen Angeklagten vor, die Autobesitzerin mit der Hand am Hals gepackt zu haben, als diese auf die Verursacherin des Schadens zugehen wollte. "Sie haben sie gegen die Motorhaube gedrückt und zu Fall gebracht, während sie kaum noch Luft bekam", erläuterte Grgic die Anklage wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Die geschädigte 20-Jährige habe ein Halswirbelschleudertrauma sowie Prellungen entlang der linken Körperseite erlitten.

Seine damalige Freundin habe das Auto beschädigt und er habe sie vor einem Angriff der Geschädigten schützen wollen, gab der Mann gestern vor dem Calwer Amtsgericht an. "Ich bin dazwischen, um Druck raus zu nehmen, wollte nicht, dass sie aufeinander treffen", sagte er. Deshalb habe er die Frau an der Schulter gepackt und zur Seite geschoben, damit sie nicht um sich schlagen konnte. Dann habe er das Gleichgewicht verloren und im Fallen die Geschädigte mitgezogen. "Die roten, knutschfleckartigen Stellen am Hals hatte sie schon vorher", äußerte der Angeklagte sich zu den Verletzungen. Außerdem habe die Frau gesagt, sie könne jetzt Schmerzensgeld verlangen, was ihr gerade recht käme.

Die Betroffene räumte ein, dies geäußert zu haben, berichtete zugleich aber von Drohungen durch den Angeklagten, sie zu schlagen sowie dem würgenden Handgriff. Die Schwester der Ex-Freundin des Beschuldigten gab an, dass die Geschädigte sehr aggressiv werden könne und deswegen bei dem Treffen zunächst im Auto sitzen bleiben sollte. Nachdem sich die Auseinandersetzung aber zwischenzeitlich um geäußerte Beleidigungen drehte, war sie dazu gekommen. "Ich habe mich mit erhobenem Arm abwehrend vor sie gestellt, damit sie nicht auf meine Schwester losgeht", erzählte sie von der Angriffslust und erhobener Hand der Geschädigten.

Eine weitere Zeugin bestätigte, dass es zu dem Würgegriff kam, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern, ob ausgemacht worden war, exakt die selben Angaben zum Vorfall zu machen, wie sie es noch bei der Polizei gesagt hatte.

"Ich habe die Vermutung, dass nicht alles stimmt, was sie uns sagen", warf der Vorsitzende Richter Stefan Pfaff deren Bruder Ungereimtheiten bei seiner Schilderung vor. Nicht nur deshalb werden in zwei Wochen weitere Zeugen gehört. Für den vorbestraften Angeklagten geht es um seine Zukunft. Die Geschädigte soll nach eigenen Angaben von dem Mann unter Druck gesetzt worden sein, ihre Anzeige zurückzuziehen, weil er sonst ins Gefängnis müsse.

Ein Kriminalbeamter, der gestern ebenfalls vor Gericht gehört wurde, sagte, dass der Angeklagte auf dem besten Weg sei, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Seit Herbst 2011 sei der 27-Jährige bei ihm in Betreuung, nachdem er eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung verbüßt hatte. "Er hat eine enorme Entwicklung durchlaufen, zu der der jetzige Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung nicht passt", umschrieb der Polizist die Bemühungen des Angeklagten um eine sichere berufliche Existenz und sein kooperatives Verhalten in der Therapie.