Die Vorschläge der Simmozheimer Grundschüler stießen bei den erwachsenen Teilnehmern der Bürgerwerkstatt auf großes Interesse. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerwerkstatt: Simmozheimer sammeln Ideen für bessere Lebensqualität in ihrer Gemeinde

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen: In Simmozheim herrscht Aufbruchstimmung. Die Neugestaltung der Ortsmitte bewegt die Gemüter. Da war es kein Wunder, dass die offene Bürgerwerkstatt am Wochenende auf große Resonanz der Bürger stieß.

Simmozheim. In großer Zahl waren sie auf Einladung von Gemeinderat und Verwaltung ins Rathaus gekommen.

Mit der Bürgeraktion wird auch das vor eineinhalb Jahren versprochene Wahlkampfmotto von Bürgermeister Stefan Feigl "Gemeinsam Simmozheim gestalten" realisiert. Er wolle so etwas wie "einen sozialen Treffpunkt für den Ort schaffen", sagt der Rathauschef.

Rund 120 Simmozheimer waren jetzt bereit, einen Abend zu opfern und sich beim Sammeln von Ideen für eine bessere Lebensqualität in ihrer Gemeinde zu engagieren. Selbst die rund 110 Schüler der örtlichen Grundschule hatten sich Gedanken gemacht und waren bereits im Vorfeld im Rahmen ihres Unterrichts kreativ gewesen. Mit Bildern und mehreren selbst gefertigten Modellen stellten sie ihre Wünsche vor. Jugendreferentin Klara Schwerdtfeger war in die einzelnen Klassen gegangen, hatte das zukunftsweisende Projekt vorgestellt und Schüler und Lehrer dafür gewinnen können.

Ortsmitte mit Spielplatz?

Die Kleinen hatten sich die neu zu gestaltende Ortsmitte zumeist mit einer Grünfläche mit Springbrunnen, einem Spielplatz mit Rutsche oder Trampolin und auch schönen Apfelbäumen vorgestellt, bei denen man die Früchte dann selbst pflücken darf.

Der Soziologe Ingo Neumann von der STEG Stadtentwicklung GmbH gab einen Überblick über die Ergebnisse der jüngsten Bürgerumfrage zum Thema "Perspektive Simmozheim 2030". "Der jüngste Teilnehmer war fünf Jahre, der älteste 84 Jahre alt", unterstrich der erfahrene Sozialwissenschaftler. 306 Bürger beteiligten sich an der Umfrage und gaben 799 konkrete Anregungen für die Gestaltung. "Es sind insgesamt sehr gute und motivierte Beiträge", so Neumann. 55 Prozent der Befragten leben "sehr gerne" und 42 Prozent "gerne" in Simmozheim. Als Wünsche für den täglichen Bedarf nannten die Befragten die Ansiedlung eines Ärztehauses, einer Apotheke, einer Drogerie, eines Schreibwarenladens, eines gemütlichen Cafés sowie Grünflächen.

Bei der Neugestaltung des brach liegenden Schillerareals sind die Meinungen allerdings geteilt. Während ein Teil die historische Bausubstanz erhalten möchte, votiert ein anderer Teil der Bürger für einen Abriss der alten Gebäude und die Errichtung von Neubauten. Stadtplanerin Dörte Meinerling vom Stuttgarter Büro "planbar hoch 3" nannte in ihrem Impulsreferat strategische Ziele für Simmozheim. "Heute ist die größte Gruppe der Simmozheimer Einwohner 40 bis 60 Jahre alt. In 20 Jahren wird die größte Bevölkerungsgruppe 60 bis 80 Jahre alt sein", hob sie hervor. Die Einwohnerzahl werde dann leicht sinken und der gesellschaftliche Wandel werde sich auch in der Gäukommune verstärkt bemerkbar machen, so die Fachfrau mit Blick auf die Zukunft. Die Wohnwünsche würden deutlich unterschiedlicher und die Identitäten vielfach komplexer sein, unterstrich Meinerling.

Carsharing vorgeschlagen

Anschließend konnten sich die Bürger zum Mitmachen für eine der drei Arbeitsgruppen "Simmozheim für Familien", "Simmozheim für Senioren" und "Simmozheim mit Lebensqualität und Identität" entscheiden.

Bei der Gruppe für Senioren gab es unter anderem Vorschläge für Carsharing, rollatorgerechte und barrierefreie Gestaltung der Wege, Eintritt der Gemeinde in den Verkehrsverbund VVS sowie eine altersgerechte Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten direkt nach Hause.

In der Arbeitsgruppe "Simmozheim für Familien" standen Anregungen wie die Gewinnung von "Leih-Omas", Schaffung einer Internetplattform zum Austausch über aktuelle Themen, eine Bibliothek in Verbindung mit einem Café und Spielmöglichkeiten für Kinder sowie die Einrichtung eines gemischten Wohnzentrums im Schillerareal im Vordergrund.

Der dritten Gruppe lag besonders am Herzen, die Ortsmitte als Begegnungsraum für Jung und Alt zu gestalten, das Gewerbegebietspotenzial voll auszuschöpfen, ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept zu erstellen und eine umweltschonende Energieversorgung zu etablieren.

Bürgermeister Stefan Feigl zeigte sich erfreut über die große Zahl von Bürgern, die sich beim Sammeln von Ideen einbringen. Man könne nicht alles, was gewünscht wird, verwirklichen, werde jedoch Themen, die immer wieder auftauchen, miteinbeziehen, so der Rathauschef.

Die nächste Veranstaltung findet am 2. März statt. Dabei sollen schon einige Modelle für die Gestaltung des Schillerareals vorgestellt werden.