In der Kirchengemeinde Simmozheim sollen Querelen aufgearbeitet und gegensätzliche Standpunkte mit Hilfe eines Mediators überbrückt werden. Foto: Selent-Witowski

Haussegen hängt schief: Gestörtes Verhältnis zwischen Gemeinde und Kirchengemeinderat. Mediator soll helfen.

Simmozheim - In der evangelischen Kirchengemeinde Simmozheim hängt derzeit der Haussegen schief. Dies wurde auch deutlich bei der jüngsten Sitzung des Kirchengemeinderats.

Der volle Saal des Gemeindehauses zeigte, dass zahlreiche Gemeindeglieder daran interessiert sind, dass die kräftezehrenden Blockaden in der Zusammenarbeit und das gestörte Verhältnis zwischen Gemeindegliedern sowie im Kirchengemeinderat schnellstes wieder ins Lot gebracht werden.

In der jüngsten Sitzung wurde ein Versuch unternommen, mit Hilfe von außen die festgefahrene Situation aufzuweichen. Daher wurde Hans-Martin Härter von der Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg als Moderator eingeladen.

Aktueller Stein des Anstoßes für die Krisensitzung war ein offener Brief, den eine aufgebrachte Gruppe von Gemeindegliedern geschrieben und an die Simmozheimer Haushalte verteilt hatte. Darin wird vor allem die Vorgehensweise einer Gruppierung um den stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Rainer Bauser, scharf gerügt.

Die agile Gruppe agiere zum Teil an Pfarrer Mergel vorbei und erschwere mit ihrer Verhaltensweise die Arbeit des Ortspfarrers, heißt es in dem Papier. Konkret wird der Gruppierung um Bauser vorgehalten, bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber Räume im Pfarrhaus vorgeschlagen zu haben, ohne die Pfarrfamilie vorher zu konsultieren. Außerdem wolle Bauser die Arbeit der betagten Mesnerin auf die Hälfte reduzieren und die andere Hälfte seiner Schwester zukommen lassen, so der Vorwurf.

Den Wunsch der Eltern der Krabbelgruppenkinder, im Pfarrsaal bleiben zu dürfen, respektierten Bauser und jugendwerksnahe Kirchengemeinderäte nicht, um den Raum als Lager für das von Bauser geleitete Evangelische Jugendwerk (EJW) nutzen zu können.

"An verantwortlicher Stelle ist Herr Bauser unserer Meinung nach mit seinem wenig emphatischen Verhalten nicht zu ertragen", heißt es im offenen Brief weiter. Die Gruppierung setzt sich dafür ein, dass Pfarrer Manfred Mergel als Theologe und Seelsorger der Gemeinde unbedingt erhalten werden solle.

"Bei einem Konflikt muss überlegt werden, wer verantwortlich dafür ist und man muss sich Zeit nehmen, Schritte zur Lösung zu finden", empfahl Mediator Härter. "Die Probleme müssen jetzt abgearbeitet werden, ein Schmusekurs hilft nicht weiter", forderte auch Kirchengemeinderätin Sieglinde Stadler.

Das Gremium beschloss mehrheitlich, die weiteren Diskussionen in nicht öffentlicher Sitzung zu führen, was einen Teil der Besucher sichtlich enttäuschte.

Inzwischen hat Rainer Bauser ebenfalls mit einem offenen Brief auf die Vorwürfe reagiert. "Ich hätte erwartet, dass auf uns zugegangen wird, ehe ein solcher Brief geschrieben wird", unterstreicht der langjährige Kirchengemeinderat und Stellvertreter des Bürgermeisters.

Er entkräftet darin die "groben Anschuldigungen in sehr verletzendem und unsachlichen Stil" mit Nachdruck und stellt sie aus seiner Sicht dar. Das Ziel sei eindeutig, ihn in Verruf zu bringen. Er habe den Eindruck, dass die Briefeschreiber jetzt Stimmung gegen ihn machen wollten, damit er bei der bevorstehenden Kommunalwahl weniger Stimmen erhalten solle.