Der Krankenpflegeverein Althengstett ist mit seiner vielfältigen Arbeit auf Erfolgskurs. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Krankenpflegeverein: Glänzendes wirtschaftliches Ergebnis vorgelegt / Beiratsmitglied zettelt verbale Auseinandersetzung an

Ein glänzendes wirtschaftliches Ergebnis, jedoch auch Auseinandersetzungen prägten die Hauptversammlung des Krankenpflegevereins Verwaltungsraum Althengstett.

Simmozheim. Wie sich zeigte, befindet sich ein Beiratsmitglied mit dem Vorstand des Vereins in einer gerichtlichen Auseinandersetzung, "weil ihm die Anschriften der Mitglieder aus Datenschutzgründen nicht zugänglich gemacht wurden", wie es hieß. Der Kläger ist der Simmozheimer Bernhard Breuninger, der die Adressen dazu nutzen wollte, um seinerseits die Mitglieder mit einem eigenen Schreiben zu kontaktieren.

Die Versammlung des rund 1200 Mitglieder zählenden Vereins findet alle drei Jahre statt. Wie zu erfahren war, hat es vor Kurzem eine Änderung des Logos des Vereins gegeben. Das Kronenkreuz der Diakonie, das jahrzehntelang versehentlich fälschlicherweise verwendet wurde, hat ausgedient, da der Krankenpflegeverein seit vielen Jahren nicht mehr zum Diakonischen Werk Württemberg gehört. Das neue Logo zeigt jetzt lediglich ein geöffnetes Fenster.

Großes Kompliment an die Mitarbeiter

"Unsere Mitarbeiter geben jeden Tag Vollgas", unterstrich Geschäftsführer Rüdiger Scheffelmaier. Die Bilanz, die er in Zahlen vorlegte, konnte sich sehen lassen. Der Krankenpflegeverein hat seit der vergangenen Hauptversammlung seine Bilanz mit deutlichen Gewinnen abschließen können. "Der Verein hat in den vergangenen drei Jahren seinen Umsatz von 1,4 Millionen Euro auf über zwei Millionen Euro gesteigert und einen Überschuss erwirtschaftet", hob der Vereinsvorsitzende, der Althengstetter Bürgermeister Clemens Götz, hervor. Damit konnte das Projekt Tagespflege umgesetzt werden. Die Anzahl der Pflegekräfte erhöhte sich seit 2016 von damals 76 Beschäftigten auf jetzt 90 Mitarbeiter.

Scheffelmaier führte den Erfolg auf das "erworbene Vertrauen", auf die "hervorragenden Leistungen der Mitarbeiter" und auf beste Leistungen der Verantwortlichen zurück. Götz freute sich, dass der Krankenpflegeverein mit 70 000 Hausbesuchen pro Jahr die pflegenden Angehörigen im Gäu unterstützt. "Diese Hausbesuche dienen dazu, dass die Kranken zuhause bleiben und ein selbstbestimmtes Leben führen können", unterstrich er. Neben den Leistungen der Krankenkassen brächten die Mitglieder jährlich rund 30 000 Euro für die Vereinsarbeit auf. Die vier Verbandsgemeinden Althengstett, Gechingen, Simmozheim und Ostelsheim schießen derzeit einen Euro pro Einwohner zu und auch die Kirchengemeinden beteiligen sich nach wie vor finanziell.

Wie bei der Versammlung deutlich wurde, bietet der Verein weit mehr als die Tagespflege. Hinzu kommen Betreutes Wohnen und Veranstaltungen zum Thema "Aktiv im Alter". Im kommenden Jahr wird der Verein vier Veranstaltungen zum Thema Herzinfarkt und Schlaganfall anbieten. Außerdem betreibt der Verein zusammen mit dem Seniorenrat Althengstett ein Vereinsmobil, das für Fahren mit Senioren oder körperlich eingeschränkten Menschen abgerufen werden kann.

Im Haus "Frohsinn & Sonnenschein" gibt es neuerdings 16 Plätze für Tagespflege. Damit können pflegende Angehörige auch einmal ausspannen und durchatmen. "Die Gäste sagen, dass ist eine gelungene, tolle Tagespflege", freute sich Scheffelmaier.

Ein weiteres Zusatzangebot ist Palliativ-Care, die häusliche Betreuung schwerstkranker Menschen mit eingeschränkter Lebenserwartung in Zusammenarbeit mit Ärzten.

Struktur und Führung vehement kritisiert

Im Verlauf der Veranstaltung bekam der Abend einen unharmonischen Akzent: Breuninger kritisierte die Struktur des Vereins und seine Führung vehement. Der Simmozheimer hatte jede Menge auszusetzen. Er kritisierte unter anderem, dass die Einrichtung durch einen Bürger- meister geführt wird, der den Vereinsvorsitz unter Umständen für seinen Vorteil nutzen könne. Daher sei es besser, wenn eine unabhängige Person und kein Amtsträger Vorsitzender wäre.

Breuninger und ein weiteres Beiratsmitglied kritisieren außerdem die Aufstellung der Tagesordnung allein durch den Vereinsvorstand. "Sie haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir zu Unrecht im Diakonischen Werk waren", anerkannte Götz. Doch jetzt werde die Satzung geändert und sei auf Anfrage vom Finanzamt in ihrer neuen Form bereits anerkannt worden.

Breuninger wurde mehrmals von Götz daran erinnert, dass er die zuvor per Abstimmung vereinbarte vorgegebene Redezeit von fünf Minuten überschritten habe. Die heftige verbalen Attacken des Beiratsmitglieds führten dazu, dass aus der Mitte der Versammlung mehrmals unwillig gerufen wurde: "Schluss jetzt damit, es ist genug!"

Die Mitglieder lehnten die von Breuninger geforderte Reduzierung der Beiratsmitglieder ab. Sie wählten den Althengstetter Rüdiger Klahm neu und die Neuhengstetterin Helga Beck erneut in das Gremium. Teil der überarbeiteten, neuen Satzung ist, dass ein Mitglied wegen "vereinsschädigenden Verhaltens" ausgeschlossen werden kann. Dieser Passus sei nur wegen seiner kritischen Haltung in die neue Satzung aufgenommen worden, unterstellte Breuninger.

Götz stufte dessen verbalen Einlassungen als "unter der Gürtellinie" ein und verwahrte sich gegen "falsche Unterstellungen".