Simmozheimer Grundschüler erlebten beim Rollstuhl-Basketball, wie sich körperlich behinderte Menschen fühlen. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Simmozheimer Grundschüler bekommen beim Rollstuhl-Basketball Einblick in Behindertensportart

57 Schüler erlebten in Simmozheim Grundschulunterricht einmal völlig anders. Sie hatten körperbehinderte Gäste eingeladen, die ihnen überzeugend vermittelten, dass man auch als Rollstuhlfahrer begeistert Sport treiben und ein erfülltes Leben haben kann.

Simmozheim. Werner Rieger, ausgebildeter Trainer für Rollstuhlbasketball, erzählte den Kindern, wie er mit 19 Jahren einen Motorradunfall hatte und seither bis von den Füßen bis zum Brustkorb gelähmt an den Rollstuhl gefesselt ist. Über den spannenden Sport fand er wieder Freude am Leben. Er wurde ein so guter Rollstuhlbasketballer, dass er in jungen Jahren in der zweiten Bundesliga spielte. Jetzt ist er im Rahmen des Projekts "Handicap macht Schule" des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands viel unterwegs, um Schülern zu zeigen, dass man auch als körperbehinderter Mensch sportliche Erfolge und Spaß haben kann.

Immer wieder Welle der Begeisterung

"Ich möchte die Kinder für das Thema Behinderung sensibilisieren", unterstreicht Rieger. Zuerst lässt er den Simmozheimer Nachwuchs den Unterschied zwischen einem normalen Alltags- und einem Sportrollstuhl herausfinden. Dann werden die Viertklässler in zwei Mannschaften eingeteilt und spielen als Rollstuhlfahrer Basketball gegeneinander. Hatten die Kleinen bisher ruhig und aufmerksam zugehört, so ändert sich dies jetzt schlagartig. Die Rollstühle flitzen in der Sporthalle nur so hin und her. Dabei wird nach guten Positionen für einen erfolgreichen Korbwurf gesucht und immer wieder auch gefunden. Eine Welle der Begeisterung brandet durch die Halle, wenn ein Ball erfolgreich im hoch hängenden Korb versenkt wird. Nicht selten vergessen die jungen Sportler dabei, dass sie eigentlich wie Menschen mit Handicap spielen sollten, denn sie stehen bei ihren Würfen, die dann gleich als Foul gewertet werden, oft noch auf.

So bekommen die Kinder beim fröhlichen Spielen Einblick in die Behindertensportart. Dabei zeigt sich, dass Sport und Bewegung nicht nur für die körperliche Entwicklung eine große Bedeutung haben, sondern dass die Kleinen sich auch in die Situation von gehandicapten Menschen einfühlen können. "Ich saß vorher noch nie in einem Rollstuhl und das Spielen hat riesig Spaß gemacht", sagt die zehnjährige Samira nach dem Spiel.

"Ich war froh, dass ich nach einer halben Stunde den Rollstuhl wieder verlassen konnte", meint eine gleichaltrige Schulkameradin. "Die Kinder machen die Erfahrung, wie es ist, wenn man eine körperliche Einschränkung hat, und gleichzeitig werden Barrieren im Kopf abgebaut", unterstreicht Lehrerin Nora Richter.

Trainer Rieger gibt den Kindern zwei für das Zusammenleben von gesunden und behinderten Menschen wichtige Regeln mit auf den Weg. Diese lauteten: "Sei mutig! Biete Menschen mit und ohne Behinderung deine Hilfe an" und "Inklusion leben! Wir stehen für das Miteinander, auch im Sport".