Antreten zum Abschluss-Appell hieß es nach der Einkaufsaktion, die für Aufsehen sorgte. Foto: Schwarzwälder Bote

Großaufgebot der Freiwilligen Feuerwehr Simmozheim am Samstagvormittag in der Hauptstraße. Der

Großaufgebot der Freiwilligen Feuerwehr Simmozheim am Samstagvormittag in der Hauptstraße. Der "Leiterwagen" der Wehr: wird heuer von Hand gezogen, ist schon ein bisschen betagt – und eignet sich eher zum "Durstlöschen", wenn man, wie nachher, Bierkästen damit transportiert.

(ahk). Der Simmozheimer "...nah und gut"-Markt besteht seit 1996 und umfasst rund 300 Quadratmeter Ladenfläche. Er wird von der Verbrauchergenossenschaft Calw eG betrieben. Marktleiterin ist Stefanie Melchior, die am Rande der Aktion der Feuerwehr erzählt, dass auch nach der jüngsten Berichterstattung über das drohende Aus des Ladens "die Situation für uns" sich nicht nachhaltig verbessert habe. "Es gab nach den Berichten einen kurzen Peak", also gesteigerte Umsätze. Aber mittlerweile seien die Verkaufszahlen wieder wie zuvor. Weshalb sie sich über Aktionen wie die von der Feuerwehr sehr freue, denn man brauche die breite Unterstützung der gesamten Simmozheimer Bürgerschaft, dieses Warenangebot für den Ort zu erhalten.

Simmozheim. Aber auch bei dieser Mission geht es für die Kameraden um Kommandant Bernd Robertz um einen "Rettungseinsatz". Denn schließlich befindet sich der örtliche "...nah und gut"-Markt der Verbrauchergenossenschaft Calw eG in ernsten Schwierigkeiten. Die Umsätze sinken seit Jahr und Tag. Nicht nur Bürgermeister Stefan Feigl fürchtet um den Verlust dieses wichtigen Grundpfeilers der örtlichen Versorgung – und wird nicht müde, bei jeden seiner öffentlichen Auftritte um Unterstützung für den kleinen Supermarkt in der Ortsmitte zu werben.

Tief beeindruckt vom Bürgermeister

Genau dieses ungeheure Engagement des Schultes hat auch Ortskommandant Robertz und den Rest seiner Wehr tief beeindruckt. Weshalb man bei einem Kameradschaftstreffen auf die Idee kam, selbst einmal ein deutlich sichtbares Zeichen für den Erhalt des Dorfladens zu setzen. Also – angetreten zum Einkaufen. Mit Kind und Kegel, möglichst langer Einkaufsliste und bewaffnet mit Einkaufskorb und Transportkisten. Samt dem erwähnten, alten Leiterwagen aus Privatbeständen von Kommandant Robertz. Und damit auch alle sehen, was die Wehr da Tolles macht: Die komplette Feuerwehrkluft mit Schutzjacke und -hose war natürlich ebenfalls Pflicht bei diesem ganz besonderen "Einsatz".

Einkaufswägen reichen nicht aus

Wobei es schon auch etwas Überfallartiges hatte, als die Simmozheimer Kameraden die doch schmalen Regelreihen des "...nah und gut"-Marktes enterten. Die Einkaufswägen waren sofort vergriffen, bereits für Kamerad Klaus war keiner mehr übrig. Weshalb er später behangen wie ein Christbaum seine diversen Einkäufe zur Kassen tragen musste.

Wesentlich besser hat es da Nicolai erwischt, der keine fünf Minuten braucht, seinen Einkaufswagen mit Waren komplett voll zu packen – was irgendwie auch beweist: Bekommen kann man hier im Genossenschafts-Markt eigentlich alles, was man für den Samstagsgroßeinkauf so braucht.

Und da das komplette Sortiment auf knapp 300 Quadratmetern Platz hat, braucht man auch nicht sehr lange, alles Wichtige und Notwendige zu finden. Komprimierte Einkaufszeit – eigentlich auch ein tolles Alleinstellungsmerkmal für einen solchen Tante-Emma-Laden; anstatt durch endlose Discounter-Gänge zu irren, bis man gefunden hat, was man wirklich braucht. Ruf von Christian über die Kühltruhen hinweg: "Kannst’ mir eins geben von dem scharfen Zeug!?" Angesprochen ist Kollege Nicolai, der gerade beim Senf steht. Christian mag es wohl – ganz Feuerwehrmann – offensichtlich gerne ein wenig "feuriger" – wie es schließlich auf seiner Senftube prangt. "Da sag ich jetzt nichts zu!", mischt sich aus der Reihe nebenan Christians Ehefrau lachend ein.

Derweil bahnt sich vor der einzigen Kasse im Laden eine kleine Krise an: Die Schlange wird immer länger. "Zweite Kasse bitte", frotzelt einer der Kameraden aus der Gruppe der Wartenden. Marktleiterin Stefanie Melchior frotzelt zurück: Wer seinen Einkauf selbst zusammenrechnet "und über 100 Euro kommt", darf bei ihr in zweiter Reihe durch. Aber das bisschen Warten – die Kollegin an der Kassentastatur läuft zur absoluten Höchstform auf – hat auch seine Vorteile, zumindest für die Kinder der Feuerwehr-Familien: "Wollt ihr noch was?", tönt eine väterliche Frage von Mark, heute ganz der Hausmann – der vorhin schon mit Rispentomaten und Bio-Karotten in der Obst- und Gemüseabteilung gekämpft hat – zu seinem beiden Kindern; während die Mama dazu aus ein paar Metern Entfernung die Augenbrauen hochzieht.

Die beiden Kleinen sagen tatsächlich artig "Nö!" – und können das im nächsten Augenblick gleich selbst nicht fassen, was sie da sagen. Weshalb sie nun doch die Wartezeit vor der Kasse für eine tief durchdachte Kaufentscheidung nutzen: Gummibärchen – oder doch lieber Kaugummi? Stolz wird schließlich die "Beute" in die Kamera gehalten. Wenn der Papa schon mal einkauft...

Wieder draußen dann: Antreten zum Abschluss-Appell. Bei Sekt aus Pappbechern – auch "Durstlöschen" gehört ja, wie erwähnt, zu den üblichen Pflichten einer Wehr. "Und das können wir besonders gut!" Wobei die Abschluss-Kritik von Kommandant Robertz auch durchaus "kritisch" ausfällt: Es sei keine ordentliche Meldung der Truppführer bei Betreten des Einsatzobjektes an ihn erfolgt; der Markt sei eher wie von einem Rudel wilder Wölfe gestürmt worden. Auch sei er nicht, wie sich’s gehört, informiert worden, ob (etwa an der Käsetheke) Atemschutzträger unterwegs gewesen seien. Das müsse sich künftig unbedingt verbessern. Und noch ein bisschen Selbstkritik des Chefs: Beim nächsten Einsatz dieser Art werde er aber auch "klarere Befehle" erteilen – in der Art: "Angriffstrupp – mittlere Regalreihen! Die Wassertruppe – rechte Reihe!" Dann sollte es noch ein bisschen besser klappen mit der "brandaktuellen" Rettung des "...nah und gut"-Marktes.