Kommandant Bernd Robertz warf einen weiten Blick zurück in die Entstehungsgeschichte der Feuerwehren im Land. Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Gedenkfeier zur Gründung vor exakt 150 Jahren / Helfer setzen damals wie heute Zeit und oftmals ihr Leben ein

An historischer Stätte gedachten die Simmozheimer Feuerwehrleute der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr vor 150 Jahren.

Simmozheim. Der Brand der alten Mühle am 18. September 1869 war noch am gleichen Tag Anlass für 35 Bürger, sich für sechs Jahre zum freiwilligen Dienst in der Feuerwehr zu verpflichten. Zum Gründungstag-Event versammelten sich im Hof des Gebäudes die Kameraden der aktuellen Einsatzabteilung, der Alterswehr und der Jugendfeuerwehr gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Feigl, Gemeinderäten sowie Mitarbeitern der Verwaltung. Die Ankommenden wurden mit einem Glas Sekt begrüßt. In den Feuerschalen lagen die Holzscheite bereit.

Auf einem großen, weiß gedeckten Tisch in der Mitte des Hofes standen rund um einen üppigen Gartenblumen-Strauß Schüsseln mit Salaten, und auf zwei großen Grills sollten später Würste und Steaks gebrutzelt werden. Und hinten, vor dem historischen Gebäude, stand die alte Simmozheimer Feuerwehrspritze, die insgesamt 80 Jahre lang bei Bränden im Einsatz war, davon 30 Jahre in der Gäugemeinde.

Altbürgermeister und Ehrenkommandant da

Bürgermeister Stefan Feigl begrüßte auch Alt-Bürgermeister Kurt Winkeler und den Ehrenkommandanten der Wehr, Gotthard Nothacker, zur Feier. Er bedankte sich bei den Eigentümern der restaurierten Mühle, Friedhelm und Verena Auwärter, für ihre spontane Bereitschaft, ihr Anwesen für den Gedenkanlass und das feuerwehrinterne Fest dazu zur Verfügung zu stellen und "die den Hof so schön hergerichtet haben". Dafür gab es einen kräftigen Applaus der Gäste.

Zwischenzeitlich gehöre das Vorhalten einer Feuerwehr zu den gesetzlichen Pflichtaufgaben jeder Gemeinde, so der Rathauschef. "Diese Pflicht wird erfüllt, aber nicht durch festangestellte Mitarbeiter – weit gefehlt!" Auch heute noch, wie damals, seien es Freiwillige, die bereit sind, ihre Zeit und oftmals auch ihr Leben als freiwillige Feuerwehrleute für andere, für den Nächsten einzusetzen. "Ehrenamt ist ein Amt, das die Menschen ehrt, die es ausüben, obwohl dieser Dienst einen hohen persönlichen Einsatz erfordert", spannte der Bürgermeister einen Bogen von der Feuerwehr hin zum Gemeinderat.

"Heute Abend, das berührt mich emotional", gestand Kommandant Bernd Robertz in seiner Ansprache. Er warf einen weiten Blick zurück in die Geschichte, als es noch keine Feuerwehren gab und große Stadtbrände hunderte von Häusern zerstörten, viele Todesopfer forderten und in der Folge zu Hungersnöten führten.

Robertz erinnerte an den 1818 geborenen Carl Metz, der eine Fabrik für Feuerwehrgeräte gegründet hat. Er erkannte jedoch bald, dass für einen wirkungsvollen Brandschutz herausragende Technologie alleine nicht reicht.

Durlacher Corps dient als Vorbild

Metz lernte den Karlsruher Stadtbaumeister Christian Hengst kennen, der ebenfalls den Brandschutz weiterentwickeln wollte. Man müsse ihn gut organisieren und die Bürger müssten ihn freiwillig machen, weil die Nächstenliebe eine Ehrenpflicht sei. 1846 gründete Hengst das Pompier-Corps zu Durlach, einen Vorläufer der heutigen Feuerwehr. Dieses Corps musste seine Leistungsfähigkeit bereits ein Jahr später beim Brand des Großherzoglichen Hoftheaters in Karlsruhe unter Beweis stellen, wie Robertz weiter erzählte. Nach diesem Brand wurden überall in Deutschland Brandschutzcorps nach dem Durlacher Vorbild gegründet und am 19. November 1847 verwendete die Presse erstmalig eine neue Vokabel: "Feuerwehr".

Auch in Simmozheim war ein Brand der Impuls für die Gründung einer Feuerwehr. Es ist nicht überliefert, was sich am 18. September 1869 zugetragen hat. Man könne nur mutmaßen, dass die Ereignisse die Simmozheimer sehr betroffen gemacht haben. Sie haben dann nicht gesagt: "Man müsste mal eine Feuerwehr gründen", sondern 35 von ihnen haben am selben Tag Fakten geschaffen und sich für sechs Jahre verpflichtet, diesen Dienst für ihren Ort und seine Bewohner freiwillig zu leisten. "Ich habe großen Respekt vor den 35 und auch vor den damaligen Ortsverantwortlichen, die Neues gewagt haben", sagte der Kommandant. "Ich habe großen Respekt vor den Generationen von Feuerwehrmännern, die seither den Brandschutz und die Hilfeleistung in Simmozheim sichergestellt haben", leitete der Feuerwehrchef über ins Heute.

Er treffe mit Respekt und Dankbarkeit die Kameraden der Altersabteilung, die seiner Generation eine funktionierende und leistungsfähige Feuerwehr übertragen haben. "Ich weiß um die tiefe Verbundenheit der aktuell 38 Kameraden der Einsatzabteilung Simmozheim und ihrem beeindruckenden Einsatz, Mitbürgern in Not helfen zu wollen." Das verdiene höchste Anerkennung. "Eure Uniformen werden euch bald zu klein werden", wandte sich Robertz an die anwesenden Mädchen und Jungs der Jugendfeuerwehr. Er sei überzeugt, dass auch sie in die Schutzkleidung der Einsatzmannschaft schlüpfen und das Prinzip des ehrenamtlichen Feuerwehrdienstes in die künftigen Generationen tragen werden.

Gebäude in Rauch und rotes Licht getaucht

Die in weißen Rauch und rotes Licht getauchte Mühle bildete den Rahmen für einen stillen Moment im Gedenken an die Ereignisse vor 150 Jahren. Dann war der Hof freigegeben für ein geselliges Miteinander aller Gäste. Nach seiner Rede hatte sich Bürgermeister Feigl eine Schürze umgebunden und es wurden die Grills angeworfen. "Heute hole ich für Sie die Sachen aus dem Feuer!", hatte er der versammelten Feuerwehrgemeinschaft versprochen, die sich sehr gerne vom Ortsoberhaupt und seinen Helferinnen verwöhnen ließ.