Die fünfte Spielzeit des Regionentheaters wird an diesem Wochenende mit dem Stück "Noch’n Gedicht" über den Schelm der Nation, Heinz Erhardt, eröffnet. Vier Wochen lang wurde das Drei-Personenstück intensiv geprobt. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Saisonbeginn: Das Regionentheater aus dem Schwarzen Wald startet in seine fünfte Spielzeit

Vier Wochen lang wurde täglich intensiv geprobt – jetzt ist es soweit: Mit der Premiere des Bühnenstücks "Noch’n Gedicht" wird an diesem Samstag um 20.30 Uhr im Simmersfelder Festspielhaus die fünfte Spielzeit des Regionentheaters aus dem Schwarzen Wald eröffnet.

Simmersfeld. Schlapplachen über sprudelnde Bonmots, schräge Vierzeiler und ausgewachsenen Nonsens Heinz Erhardts, des Komikers mit dem treuherzigen Gesicht und dem kindlichen Blick hinter der dicken Hornbrille, können sich die Zuschauer auch einen Tag später an gleicher Stelle um 18 Uhr. Gezeigt wird aber auch die Lebensgeschichte eines Mannes, der im wirklichen Leben Höhen und Tiefen erlebte. Regisseur Andreas Jendrusch hat die Fassung unter Mitwirkung der Schauspieler entwickelt. Mark Schuschnig spielt den Schelm der Nation, Birgit Heintel seine Frau Gilda und weitere fünf Rollen, Sara Mahle unter anderem eine Garderobiere, einen Zeitungsjungen und den Tod. Die Ulmerin hatte in Hamburg drei Jahre Schauspielunterricht. Inzwischen wohnt sie in Agenbach. und kennt die Simmersfelder Kulturwerkstatt als Besucherin von Aufführungen.

Der Vorhang wird aufgezogen, Salonmusik erklingt, Erhardt erscheint, schaut in eine Fernsehkamera, rückt die schwarze Brille zurecht, lächelt verschmitzt, rezitiert die Moritat von der Made und noch’n Gedicht, verlässt das Aufnahmestudio, geht zur Garderobe, trinkt Alkohol - und der Mensch Heinz Erhardt kommt zum Vorschein. 1909 als Sohn eines Kapellmeisters in Riga geboren, wechselte er 15-mal die Schule, arbeitete als kaufmännischer Angestellter, heiratete 1936 Gilda Zanetti, die er in einem Aufzug kennengelernt hatte, entdeckte sein Talent fürs Komische, trat in Kaffeehäusern auf, war im Zweiten Weltkrieg als Truppenbetreuer tätig, wurde später Radiomoderator, spielte in Filmkomödien mit ("Der müde Theodor", "Immer diese Radfahrer"). Ende der 60er-Jahre verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, am 11. Dezember 1971 erlitt er einen Schlaganfall, konnte nicht mehr sprechen und schreiben. Am 5. Juni 1979 starb er.

Die Aufführung dauert mit Pause knapp zwei Stunden. Techniker Max Schweizer hat für das Bühnenbild große und breite Holzrahmen gezimmert, Grafikdesignerin Ilona Trimbacher aus Calw Banner für unterschiedliche Handlungsorte entworfen. Die beiden Darstellerinnen spielen nicht nur mehrere Rollen, sondern schlüpfen ständig in unterschiedliche Kostüme. Nach dem großen Publikumserfolg von "Loriot" verspricht sich der Regisseur auch von dieser Dramödie einen durchschlagenden Erfolg.

Nach den beiden Vorstellungen in Simmersfeld führt das Regionentheater "Noch’n Gedicht" ab 18. September in Bad Dürrheim und vielen weiteren Städten auf. Zu den mehr als 40 Gastspielorten sind Kressbronn am Bodensee und die Burgruine in Dahn (Pfalz) dazugekommen. Im Alten Rathaus Altensteig gibt das Regionentheater am 18. Oktober die bittere Komödie "Kunst" über eine zerbrechende Männerfreundschaft.

Nach fünf Jahren "sind wir beim Publikum angekommen", ist Jendrusch überzeugt. In der Spielzeit 2017 seien über 8000 Eintrittskarten verkauft worden. Das Repertoire umfasst inzwischen 16 Inszenierungen – von der Klassik ("Faust – der Tragödie erster Teil") über Lustspiele ("Das Wirtshaus im Spessart") bis zu Kindergeschichten ("Die Abenteuer von Pettersson und Findus"). Die Schauspieler seien allesamt Profis, die man nach einem Casting, aufgrund von Empfehlungen und dem Besuch von Theateraufführungen engagiert habe. Auch wenn es zurzeit "gut läuft", sei man finanziell nicht auf Rosen gebettet. Deshalb sei man auf der Suche nach Sponsoren.

Weitere Informationen: Eintrittskarten für "Noch’n Gedicht" gibt es unter Telefon 07453/7 00 01 53, im Internet unter www.regionentheater.de und an der Abendkasse.